Buchholz. Marina Herter hat mit Häppysnäx eine Kindheitserinnerung zum Geschäftsmodell gemacht. In der TV-Show lief nicht alles glatt.
Extra viel Ware ist bestellt, die Verpackung hat ein neues Design, der Online-Shop wurde überarbeitet – bevor Marina Herter am Montagabend in der Fernsehsendung „Die Höhle der Löwen“ zu sehen war, hat sie sich monatelang auf diesen Moment vorbereitet. Denn dieser Auftritt soll ihrem Start-up Häppysnäx einen ordentlichen Schub geben und ihre Smoothierollen, zuckerfreie Snacks aus getrocknetem Obst, bekannter machen. Ein Ziel – ein Deal mit einem der prominenten Investoren – hat sie bereits erreicht.
Drei Angebote erhielt die Buchholzerin für eine 30-prozentige Beteiligung an ihrem Unternehmen. Am Ende entschied sie sich für die „Löwen“ Dagmar Wöhrl und Tillman Schulz, die ihr im Team 100.000 Euro anboten. Ralf Dümmel, der ebenfalls einsteigen wollte, ging diesmal leer aus. Bevor sie die Entscheidung traf, durfte die Unternehmerin sich am Telefon mit einer Freundin aus der Start-up-Szene beraten. Dass Tillmann Schulz mit seinem Foodkonzern viel Erfahrung aus der Lebensmittelbranche mitbringt, gab schließlich den Ausschlag. „Da sehe ich große Chancen für mein Produkt“, sagt Marina Herter.
„Höhle der Löwen“: Produziert werden die Häppysnäx in der Ukraine
Der Deal kam zustande, die finanzielle Unterstützung fließt vor allem in den Ausbau des Vertriebs. Bisher gibt es die gesunden Snacks im Online-Shop von Häppysnäx sowie in einigen Supermärkten und Lebensmittelgeschäften. Auch die Produktion der Smoothierollen wurde mit Hilfe der beiden Investoren neu aufgestellt. Seit der Gründung des Unternehmens 2019 wurden die Snacks in der Buchholzer Manufaktur hergestellt, nun gibt es zwei Standorte in Lettland und der Ukraine.
Im nächsten Schritt sollen weitere Produkte aus dem Gemüse-Bereich hinzukommen, kündigt Marina Herter an, die ihre unternehmerischen Entscheidungen weiterhin selbst trifft. „Wir wollen eine Snack-Firma werden.“ Zuletzt hatte sie sich ganz auf die Smoothierollen konzentriert, ein neuartige Süßigkeit ohne Industriezucker und aus rein natürlichen Zutaten.
Die Idee hat die Gründerin, die in der Ukraine aufgewachsen ist und vor 20 Jahren nach Deutschland kam, aus ihrer Kindheit: Zusammen mit ihrer Oma trocknete die damals Zehnjährige in einem heißen Sommer süße Früchte auf dem Garagendach, um sie für den Winter haltbar zu machen.
„Höhle der Löwen“: Am Anfang von Häppysnäx stand die Suche nach gesunden Snacks für die Tochter
Diese Erinnerung half ihr, als ihre eigene Tochter sich weigerte, frisches Obst zu essen. Auf der Suche nach leckeren und gesunden Zwischenmahlzeiten probierte sie es mit gedörrten Früchten. „Als auch die Nachbarskinder immer wieder danach fragten, dachte ich: Das muss ich in die Welt tragen.“
Die studierte Betriebswirtin gab ihren Job im Controlling auf und gründete ihre eigene Firma. 2022 erhielt sie dafür den Gründungspreis des Landkreises Harburg. Etwa 75.000 Euro hatte sie bereits selbst investiert, bevor der Deal mit Wöhrl und Schulz hinzukam.
Die Sendung in der „Höhe der Löwen“ wurde bereits im Februar 2022 aufgezeichnet. Marina Herter wollte besonders früh anreisen, um sich gut vorzubereiten. Doch es kam etwas anders: „Kurz vorher bekam ich einen Anruf und erfuhr, dass ich schon einen Tag früher als geplant dran sein würde.“ Für Nervosität blieb nicht viel Zeit und in der Sendung sei sie sowie „nur auf Adrenalin“ gewesen, erzählt die 40-Jährige.
„Höhle der Löwen“: Bei TV-Aufzeichnung lief nicht alles wie geplant
Der Pitch gelang, auch wenn nicht alles auf Anhieb glatt lief. Als die Gründerin den angerührten Smoothie auf die Dörrfolie gießen wollte, blieb der Inhalt einfach im Behälter – die Produktionshelfer aus der Sendung hatten das Ganze wohl zu lange stehen lassen, vermutet Marina Herter. Also wurde neu gemischt, diesmal mit Erfolg.
In der realen Produktion dauert es etwa sieben bis acht Stunden, bis die Masse im Dörr-Ofen eine lederartige Konsistenz annimmt. Die „Löwen“ kritisierten zwar den Preis der Smoothierollen. Immerhin kostet eine 35-Gramm-Packung 3,99 Euro. Doch die Unternehmerin hielt dagegen, dass in so einer Tüte 280 Gramm frischer Biofrüchte steckten. „Das ist eine ganze Schüssel voll Obst.“
Den Abend der Ausstrahlung hat die Gründerin von Häppysnäx zu Hause in Buchholz mit ihrer Familie verbracht, die Töchter sind mittlerweile sieben und 14 Jahre alt. Zugleich hielt sie ihre Kunden auf Instagram auf dem Laufenden. Eine große Party gab es nicht – die Unternehmerin wollte lieber ihren Online-Shop im Blick behalten. Denn der Ansturm auf die in der Sendung vorgestellten Produkte, zumal sie die „Löwen“ überzeugen konnten, beginnt zumeist noch am selben Abend.