PC-SPIEL: “Belief & Betrayal“ ist die interaktive Fortsetzung von Dan Browns “Da Vinci Code“. Das Point & Click-Adventure bedient sich in bester Manier aus dem Fundus christlicher Mythen

Man nehme eine obskure Sekte, die im Corpus Christi einen Dämon sieht. Dazu ein Medaillon, das aus den 30 Silberlingen gegossen wurde, die Judas für seinen Verrat an Jesus erhalten haben soll. Zwei Fetzen vom Originalgewand Mariä. Ein Kryptex (verschlüsseltes Gefäß, in dem geheime Botschaften versteckt werden können). Eine geheime Gruft unter dem Brunnen des Dogenpalastes in Venedig. Und ein Geheimfach im Pantheon von Rom, das, obschon es sich im Hauptsaal der Ausstellung befindet, offenbar von Millionen Touristen übersehen wurde. Man beauftrage einen gut aussehenden New Yorker Journalisten damit, in diesem maliziösen Mythenmix herumzurecherchieren, um den Mord an seinem irgendwie darin verwickelten Onkel aufzudecken - fertig ist der auf Erfolg gebürstete Blockbuster.

Der nennt sich "Belief & Betrayal", Glaube und Verrat, und ist nicht Buch, nicht Film, sondern ein Computerspiel, das die verwendeten Genrekonventionen selbstreferentiell aufbricht, dass seine Protagonisten vom Film-Noir-Detektiv mit Dachbodenphobie bis zum Pässe fälschenden Computerproll mit der obligatorischen Porno-Sammlung liebevoll ausgestaltet und das während des Daddelns eine so fesselnde Detektiv-Geschichte erzählt, dass das Gameplay streckenweise nur noch Mittel zum Zweck ist: um zu erfahren, wie die Story weitergeht.

Nebenbei ist "Belief & Betrayal" ein Spiel, das - selten genug - zur kulturellen Bildung seiner Spieler beiträgt: Alle Schauplätze vom Vatikanmuseum bis zur Kathedrale von Chartres sind originalgetreue Nachbildungen der wirklichen Orte. Der Spieler wird zum Cybertouristen, der, während er Rätsel löst, europäische Kulturgüter auf dem PC erkundet und allerlei Hintergründiges über sie erfährt. Charmant ist auch die postmodern-ironische Machart des Spiels: Nicht nur bekommt Jonathan Danter, einer der Hauptcharaktere, im Laufe der Handlung den Codenamen "Daniel Brown" verpasst, auch aktuelle Ereignisse wie Frankreichs finale Niederlage bei der Fußball-WM werden gnadenlos in der Story verbraten. Die zu lösenden Rätsel sind knifflig, witzig und dem Point & Click-Genre entsprechend - oft MacGyver-esk: Nützliche Werkzeuge werden schon mal aus Keksdosen oder Kondomen gebaut. Neu ist, dass die Spieler auch Ideen sammeln und diese an bestimmten Stellen wie Gegenstände einsetzen.

Zusätzlich komplex wird das Spiel dadurch, dass man teils parallel mit mehreren Protagonisten an verschiedenen Schauplätzen forscht. Die Charaktere sind dabei über sogenannte Kommunikatoren miteinander verbunden und müssen, um die Handlung voranzubringen, ständig Informationen austauschen. So verschmelzen Fakten, christliche Mythen und Fiktion zu einem vielschichtigen Verschwörungsplot und zu einem anspruchsvollen, spannenden Spielerlebnis.

>> Belief & Betrayal PC DVD-ROM, System- Voraussetzungen: 1 GHz Prozessor, 256 MB RAM, 64 MB Grafikkarte