PC-SPIEL: Schick, schnell und innovativ - aber leider technisch mangelhaft: “Test Drive Unlimited“ kann (noch) nicht wirklich überzeugen

Schnaufend quält sich ein 67er Chevrolet Camaro Z-28 die Serpentinen auf der hawaiianischen Insel Oahu hoch: Jede Kurve ist ein Kampf mit der Bodenhaftung und mit dem lästigen Schulbus, der trotz Lichthupe nicht weichen will. Das Topmodel mit dem luftigen Kleid auf dem Beifahrersitz hat es aber eilig: Wenn sie nicht in zwei Minuten zu Hause ist, steigt sie aus und behält die versprochenen Boutiquen-Gutscheine für eine Gratis-Porno-Sonnenbrille. Also Vollgas. Doch plötzlich Stille. Motor hinüber? Nein. Ein weiterer lästiger Softwarefehler . . .

Das Rennspiel "Test Drive Unlimited", entwickelt von Eden Games und vertrieben von Atari, hat außer Top-Grafik und -Sound definitiv das Potenzial, um Action-Rennspiel-Monopolist EA Games ("Need For Speed Carbon") anzugreifen. Schließlich verspricht Eden totale Freiheit auf einer maßstabgetreu umgesetzten Insel Oahu mit 1600 Kilometern befahrbaren Straßen, mehr als 100 lizensierten Sportwagen und Motorrädern vom Muscle-Car-Klassiker bis zum Edel-Prototypen und "Massives Multiplayer-Online-Racing". Doch vorher gilt es, auf dem Flughafen von Honolulu anzukommen und sich eine Spielfigur auszusuchen, die man anschließend halbwegs beliebig seinen Vorstellungen anpassen kann. Schnell noch ein Haus nebst Garage und ein erstes lahmes Vehikel gekauft - und schon kann es losgehen.

Frei über die Insel fahrend, gilt es, verschiedene Herausforderungen zu entdecken: Rennen gegen Computer-Gegner, gegen die Uhr, Anhalter- und Dienstbotenfahrten. Dabei zählen Ggeschwindigkeit und vor allem die Kunst, dem lästigen Rush-Hour-Verkehr auszuweichen. Wer rempelt, kann sich auf lange Verfolgungsjagden mit der Polizei einstellen. Ist ein Rennen abgeschlossen, gibt es virtuelle Dollars für größere Häuser, schnellere Autos und Gutscheine für neue Kleidung. Nun ist es natürlich öde, keinem die Garage des heimischen Luxus-Lofts mit all den Ferraris, Lamborghinis und Maseratis zeigen zu können: Im Online-Modus kann geprotzt werden, verschiedene Herausforderungen vom eigens angelegten Spontanrennen bis zu weltweiten Wettbewerben warten auf Bleifüße. Und warten. Und warten.

Denn was seit November auf der X-Box 360 recht gut funktioniert, erweist sich auf dem PC als klassischer Defekt der Zylinderkopfdichtung: Abgesehen von einigen kleinen Lästigkeiten wie schlappe Computergegner, zu viel Verkehr und nicht vorhandene Balance innerhalb der verschiedenen Fahrzeug-Kategorien ist das Spiel technisch eine Katastrophe. USB-Lenkräder und -Gamepads führen zu Leistungsverlust oder Absturz, der Sound verzerrt oder fällt ganz aus, der Online-Modus ist weit weg von "Massives Multiplayer-Online-Racing". Liest man die unzähligen Beschwerden in den Online-Foren, haben wir sogar noch die harmlosesten, schon in der Beta-Phase bekannten Bugs zu spüren bekommen. Wieder ein Beispiel für Bananensoftware, die - Patch sei Dank - beim Kunden reift. Frech!

>> Test Drive Unlimited PC-DVD-ROM, Atari.