Mit einer unvergleichlichen Solidaritätsinszenierung im Thalia demonstriert die Kulturszene Geschlossenheit gegen die Sparpläne des Senats.

Hamburg. So viel Kultur unter einem Dach gab es wohl noch nie in Hamburg. Regisseur Nicolas Stemann hatte seine Inszenierung von "Die Kontrakte des Kaufmanns" am Thalia-Theater für den Protest gegen die Sparmaßnahmen des Senats geöffnet. Und (fast) alle waren sie gekommen. Nicht nur die akut betroffenen wie das Schauspielhaus und das Altonaer Museum . Auch die Staatsoper, allen voran Ballett-Chef John Neumeier, brachten sich in das Geschehen auf der Bühne ein, zudem Vertreter des Gängeviertels und der Bücherhallen.

Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek hatte das Stück als Kommentar auf die Profitgier von Investment-Bankern geschrieben. Am Donnerstagabend gerieten die vier Theaterstunden aber vor allem zu einer sarkastischen, wütenden, rührenden und sehr unterhaltsamen Demonstration gegen die Hamburger Kulturpolitik. Unter anderem sang ein Chor - frei nach den Beatles - einen Appell an den neuen Kultursenator: "Hey Stuth, don't make it bad".

+++ Debatte: Welches Museum wird als Nächstes geschlossen? +++

Am Ende applaudierten sich Publikum und Darsteller euphorisch gegenseitig. Und ein großer Tross zog noch weiter mit einem Laternenzug zum Schauspielhaus. Das Ensemble hatte unter dem Motto "Mit Kurzen gegen Kürzen" in die hauseigene Haifischbar zum Revueprogramm geladen. "Wir kreisen oft viel zu sehr um uns selbst", hatte Thalia-Intendant Joachim Lux zu Beginn des Abends gesagt und weitere Kooperationen der Hamburger Kulturinstitutionen gefordert. Ein Kontrakt, den in dieser Nacht gewiss jeder gern unterschrieben hat.