Die Politik sei “deprimierend angesichts des Reichtums der Stadt“. Maler fordert “Zuneigung zur Kultur und Verantwortung für die Menschen“.
Stade/ Hamburg. Angesichts der kulturpolitischen Sparpläne in Hamburg geht der Maler und Kunstprofessor Daniel Richter scharf mit dem Senat der Hansestadt ins Gericht. Die aktuelle Kulturpolitik sei „einfach deprimierend angesichts des Reichtums der Stadt und angesichts der vielen intelligenten, kulturtätigen Menschen. Es ist einfach nicht zu fassen, dass solch eine Politik gemacht wird“, sagte Richter im Vorfeld der Ausstellung „Painters on the run“ in Stade , die am Dienstag, den 5. Oktober, ihre Pforten öffnet. Die Exposition vor den Toren Hamburgs ist Richters erste große Ausstellung nach seinem öffentlich stark beachteten Weggang aus der Hansestadt. „Jeder intelligente Hamburger will jetzt Hamburg verlassen, auch nach Stade“, sagte Richter.
+++ Maler Daniel Richter stellt in Stade aus +++
Der international gefeierte Kunststar forderte, der Hamburger Senat müsse „endlich eine gesellschaftliche Struktur schaffen, in der dieser Reichtum sich in Intelligenz niederschlägt oder in Zuneigung zur Kultur oder in der Verantwortung gegenüber Menschen, die nicht nur Geld ausgeben wollen“. Kunst, Theater, Oper, neue Musik seien nichts, was sich sofort in Eintrittszahlen und Einnahmen niederschlage. Dies dürfe nicht die Logik sein, nach der Kulturpolitik gemacht werde.
Scharf kritisierte Richter vor allem Hamburgs neuen Kultursenator Reinhard Stuth (CDU). Die von dessen Vorgängerin Karin von Welck (parteilos) verantwortete Kulturpolitik sei eher ein „Ergebnis von komplizierten Verhältnissen innerhalb der Stadt gewesen“, das viele Kompromisse erfordert habe. Stuth wirtschafte die Hamburger Kultur hingegen „mit neoliberaler Logik“ herunter. Seine einzige Aufgabe sei es offensichtlich, „aus den Liegenschaften der Stadt, die wertvoll und traditionsgebunden sind, Immobilien zu machen, die man verramschen kann. Das ist einfach ekelhaft“.
Daniel Richter: "Die Kulturpolitik hier ist ein Desaster"
Auch das für Hamburg charakteristische Mäzenatentum könne keine Lösung bieten: „Das sind kleine Inseln der Hoffnung, aber das ist nicht die Verantwortung der Stadt.“ Die katastrophale Politik des Staates lasse sich nicht durch das doppelte Engagement einiger weniger wohlmeinender Menschen kompensieren. „Es ist nicht die Aufgabe der Politik, Situationen zu schaffen, in denen dann der Privatsektor einspringen muss, das ist absurd“, so Richter.
Der Hamburger Senat hatte im September ein Sparprogramm von jährlich 510 Millionen Euro bis 2014 beschlossen. Einschnitte im Kultursektor sehen allein im nächsten Jahr Kürzungen im Umfang von 6,2 Millionen Euro vor, darunter die Schließung des Altonaer Museums Ende des Jahren sowie drastische Mittelkürzungen für das Deutsche Schauspielhaus und die Hamburger Öffentlichen Bücherhallen.