Hamburg. Eine Aktionswoche der Kultureinrichtungen soll mehr Wähler zu den Urnen bringen. Was es alles zu erleben gibt – oftmals Eintritt frei.
Thalia Theater, Kampnagel, Abaton, Stadtkultur, HipHop Academy, die Band Meute oder die Bücherhallen: GoVote ist so eine Sache, da muss man schon lange suchen, um jemanden zu finden, der nicht mitmacht. Das wird der GoVote-Mission nur gerecht.
Denn dabei handelt es sich um eine Aktionswoche in den Tagen vor der Europawahl, die die Wahlbeteiligung in Hamburg noch einmal ordentlich ankurbeln soll. Beinahe alle Kulturinstitutionen der Stadt rufen gemeinsam dazu auf, am 9. Juni die eigene Stimme für Europa und die Bezirksversammlungen abzugeben.
Wahl in Hamburg: GoVote – Bühnen und Vereine wollen Beteiligung ankurbeln
Mit einer Wahlempfehlung für bestimmte Parteien habe GoVote nichts zu tun, betont Ansgar Wimmer, Vorstandsvorsitzender der Alfred Toepfer Stiftung, in der die Idee zur Initiative entstanden ist. Hintergrund der Idee sei vielmehr „die Hypothese, dass eine niedrige Wahlbeteiligung die Extreme stärkt“, sagt er. „Nach unserem Selbstverständnis brauchen Kultureinrichtungen eine funktionierende, weltoffene Demokratie.“
Über die Kreise, die die geplante Aktionswoche binnen kürzester Zeit gezogen hat (der zugehörige Veranstaltungskalender verlängert sich quasi täglich), ist Wimmer hocherfreut. Als Obmann der Aktion sieht er sich und die Stiftung aber nicht. Demokratie geht schließlich gemeinsam am allerbesten.
Geht wählen: Hamburger Kultureinrichtungen tun sich zusammen
Auf den Straßen und Bühnen der Stadt wird in der Woche vor der Europa- und den Bezirksversammlungswahlen am 9. Juni dank GoVote richtig was los sein. Weil die Initiative mehr sein möchte „als ein Druckkraftverstärker für die, die ohnehin wählen gehen“, gebe es viele Veranstaltungen, die gerade nicht auf dem Rathausmarkt, sondern lokal in den Stadtteilen stattfinden, betont Ansgar Wimmer. Das solle Gesprächsanlässe stiften und im besten Fall „gesellschaftliche Lagerfeuer“ entzünden.
Das vollständige, äußerst umfangreiche Programm ist unter www.go-vote.de einsehbar. Einige Höhepunkte haben wir zusammengetragen.
Elbphilharmonie lädt sich laute Stimmen für Europa ein
Den großen Aufschlag für die kulturelle Wahl-Werbe-Woche macht die Elbphilharmonie am Montag, 3. Juni. Die Indie-Pop-Band Jeremias wird im Großen Saal spielen, außerdem treten die Singer-Songwriterinnen Ami Warning, Balbina, Anna Depenbusch und weitere auf. Moderatorin des Abends ist Aminata Belli. Damit das Konzert tatsächlich zum Auftakt für ein „unüberhörbares Stadtgespräch“ zur Europawahl wird, wie es das Bündnis GoVote im Sinn hat, wird es live im Internet gestreamt.
Das Auftakt-Konzert „adressieren wir ausdrücklich nicht an unser Stammpublikum“, sagt der kaufmännische Leiter der Elbphilharmonie, Jochen Margedant. Stattdessen sollen mit der Musikauswahl insbesondere jüngere Menschen angesprochen werden. Außerdem wurden 1000 der Tickets für den Abend kostenlos verteilt – an Verbände, Vereine und Initiativen aus ganz Hamburg. Wenige Restkarten könnte es an der Abendkasse geben.
Go Vote – Unsere Stimmen sind laut Mo 3.6., 20 Uhr, Elbphilharmonie Großer Saal (U Baumwall), Platz der Deutschen Einheit, eventuell Restkarten an der Abendkasse
Band Meute veranstaltet Parade durch Osdorf
Auch die Techno-Marching-Band Meute hat sich als Teil der demokratisch-musikalischen Initiative „Klare Kante gegen Rechts“ ohne das geringste Zögern dem GoVote-Aufruf angeschlossen. Am Dienstag, 4. Juni, wird die Band, die eigentlich gerade in Österreich auf Tour ist, einen Abstecher nach Hamburg machen und lautstark für die Demokratie ein- und auftreten.
Die Parade – so gehört es sich für eine Marching Band schließlich – beginnt 17 Uhr am Borncenter und führt bis zur Bühne vor dem Bürgerhaus Bornheide. Dort treffen die Musiker auf Verstärkung: unter anderen die Hip-Hopper Lia Şahin und Afrob treten dort von 18 Uhr an live auf. Eintritt frei.
Klare Kante Konzerte gegen Rechts, AfD und Rassismus Di 4.6., von 17 Uhr an am Born Center Osdorf (Bus 21 bis Achtern Born), Bornheide 55, bzw. von 18 Uhr an vor dem Bürgerhaus Bornheide (Bus 21 bis Achtern Born), Bornheide 76, Eintritt frei; www.buergerhaus-bornheide.de
GoVote: Experte entlarvt die Strategien von Rechtspopulisten
Die Methoden der Rechtspopulisten enthüllt am 6. Juni um 18.30 Uhr Politikwissenschaftler Marcel Lewandowsky im Kulturzentrum Zinnschmelze in Hamburg-Barmbek. Die kostenfreie Veranstaltung ist Teil der Reihe „Barmbek demokratisch!“ Wie man die perfiden Maschen der Demokratiefeinde erkennt, ihnen begegnet und welche Strategien wirksam gegen ideologische Verdrehungen sind, verrät der Experte in einem Vortrag.
Die Methoden der Rechtspopulisten und wie man ihnen begegnen kann Do 6.6., 18.30 Uhr, Zinnschmelze (U Barmbek), Maurienstraße 19, Eintritt frei; www.zinnschmelze.de
Thalia Theater holt „Stimmen für Europa“ auf die Bühne – auch Carla Reemtsma
Auch das Thalia Theater will sein Livekonzert „Stimmen für Europa“ im Rahmen der GoVote-Aktionswoche in erster Linie jungen sowie Erstwählerinnen und -wählern widmen. Auf der Theaterbühne stehen an diesem Abend etwa die Hamburger R‘n‘B-Sängerin Ace Tee, das Indie-Duo ÄTNA, die Rapper Booz und Ansu sowie Poetry-Slammerin Anna Bartling. Auch Klimaschutz-Aktivistin Carla Reemtsma ist am Start. „Ich bin hoffnungsvoll, dass die jungen Menschen bewegbar sind“, sagt Thalia-Intendant Joachim Lux. „Es ist so wichtig, dieses Europa zu verteidigen mit seiner kulturellen Vielfalt, der Vielfalt der Sprachen und Menschen – wo gibt‘s das schon?“
Es lohnt sich, am 6. Juni nicht erst kurz vor knapp zum Konzert zu erscheinen. Denn schon vor Beginn der eigentlichen Sause um 20 Uhr steht im Foyer des Theaters alles im Zeichen der (Europa-)Wahl. Diverse Initiativen, unter anderen Fridays for Future, die Seenotrettung Sea Watch und Tonali, außerdem ein Mini-Wahllokal und Debattenrunden finden von 19 Uhr an statt. Das solle auch als „Kontaktbörse“ für die jungen Besucherinnen und Besucher fungieren, so Intendant Lux.
Stimmen für Europa Do 6.6., 19 Uhr Einlass und 20 Uhr Beginn, Thalia Theater (S/U Jungfernstieg), Raboisen 67; Tickets für Erstwähler 5 Euro, Normalpreis 25 Euro; www.thalia-theater.de/europa
Empowerment extrem: Dragqueen-Wrestling auf Kampnagel
Wenn Kultur und Politik aufeinandertreffen, ist das Kampnagel für gewöhnlich nicht weit. Keine Frage, dass sich die Kulturfabrik auch an GoVote beteiligt. Mit „Rumble for Democracy“ (dt. etwa „Radau machen für die Demokratie“) soll demokratische Power entfesselt werden, um rechtsextreme Parteien aus den Parlamenten zu befördern. Dazu hat sich Kampnagel die Drag-Superheldinnen von CHOKE HOLE eingeladen. Mit dem „Extreme Drag Wrestling“ eröffnen sie an drei Tagen hintereinander eine knallig-bunte, super-queere, mutmachende Schaukampf-Arena in k6.
Rumble for Democracy: Go Vote! Do 6., Fr 7. und Sa 8.6, jeweils 20 Uhr, auf Kampnagel (Bus 172 bis Jarrestraße), Jarrestraße 20, Tickets 24 Euro; www.kampnagel.de
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GoVote: Junge Streicher konzertieren in Jenfeld
Die Initiative GoVote hat es sich zur Aufgabe gemacht, nicht allein die großen Häuser in der Innenstadt als Werberinnen fürs Wählen und die Demokratie zu gewinnen. Deshalb verkündet das Jenfeld-Haus: „Jede Stimme zählt! Jenfeld macht mit!“ und lädt in Kooperation mit Studio Marshmallow, Dock Europe und der Staatlichen Jugendmusikschule Hamburg am 6. Juni in den Osten der Stadt.
Eintritt frei: Von 16 Uhr an sollen sich hier vor allem junge beziehungsweise Erstwählerinnen und -wähler bei Snacks und Getränken vernetzen. Anschließend gibt es ein wenig Input zum Thema „Europa und Ich“ und danach genießen die Gäste ein Konzert der Jungen Streicher Hamburg.
Jede Stimme zählt! Jenfeld macht mit! Do 6.6., 16 Uhr, Jenfeld-Haus (Bus X35 bis Jenfelder Straße), Charlottenburger Straße 1, Eintritt frei; mehr Info unter www.go-vote.de
Griechischer Abend in Steilshoop: von den Anfängen der Demokratie
Die Demokratie hat ihre Wurzeln, na klar, in Griechenland. Zur Feier der demokratischen Ordnung in Hamburg, Deutschland und Europa dürfen entsprechende Livemusik und Köstlichkeiten daher nicht fehlen, findet der Stadtteiltreff A.G.D.A.Z. und veranstaltet kurzerhand einen griechischen Abend in Steilshoop. Neben der Musik und Kulinarik geht es hier natürlich um die großen Fragen: Was waren die Anfänge der Demokratie? Wie hat sich der Begriff seitdem verändert? Und welche Rolle spielen wir dabei?
Griechischer Abend Fr 7.6., 19:30 Uhr, Stadtteiltreff A.G.D.A.Z. (Bus 7 bis Einkaufszentrum Steilshoop), Gropiusring 43a, Eintritt 5 Euro; mehr Info unter www.go-vote.de
GoVote zur Europa- und Bezirkswahl: Große Demo am 7. Juni geplant
Zum Abschluss noch ein weiterer Veranstaltungshinweis – wenn auch nicht kultureller Art: Am 7. Juni, Freitag vor den Europa- und Bezirksversammlungswahlen, wollen auch die GoVote-Beteiligten „in der ganzen demokratischen Breite zusammengeschlossen“ gegen die extreme Rechte und für die Demokratie auf die Straße gehen. „Denn es liegt auch in unserer Hand, welche Richtung Europa einschlägt“, heißt es in einer entsprechenden Mitteilung. „Wir wollen dafür sorgen, dass es eine Richtung des Fortschritts, der Solidarität und der Menschlichkeit ist.“ Veranstaltet wird die Demo vom Bündnis Rechtsextremismus stoppen.