Hamburg. Beim Auftakt der Konzertreihe gegen Rassismus machten in Barmbek Fraupaul und Charlott Green mächtig Druck. Auch König Boris mischt mit.

Die Stimmung auf dem Bert-Kaempfert-Platz mitten in Barmbek ist friedlich und entspannt. Ein paar Hundert Leute sitzen dort in der Nachmittagssonne, bunt geschminkte Kinder tollen dazwischen herum, an den Infoständen wird diskutiert, an einem Getränkepavillon hat sich eine Schlange gebildet, hier gibt es Soli-Pommes zu kaufen. Der Anlass dieser Open-Air-Veranstaltung ist jedoch ernst.

Eine Initiative von mehr als 100 verschiedenen Gruppen und Vereinen hat die Konzertreihe „Klare Kante gegen rechts +AFD + Rassismus“ ins Leben gerufen. In Barmbek findet die erste von mehreren Stadtteilveranstaltungen statt, die am 7. Juni mit einer Demo in der Innenstadt enden wird. Musik ist das verbindende Element und das Vehikel, um allen Bürgern ins Bewusstsein zu rufen, wie wichtig die Europawahl am 9. Juni ist. Die Moderatoren und verschiedenen Redner auf der Bühne wiederholen fast gebetsmühlenartig die Forderung: „Geht wählen!“

Konzertreihe für Europa: Statt Party-Exzessen und Schlagermove „Klare Kante gegen rechts“

Auch die Party-Exzesse der sogenannten „rich kids“ auf Sylt, die mit Champagnergläsern in der Hand Nazi-Parolen gegrölt haben, sind Thema an diesem Wochenende. Die Hamburger Rapperin Charlott Green, die das Musikprogramm eröffnet, bezeichnet sie als „Schmarotzer“; Cornelia Kerth von der Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes ordnet die Parole „Deutschland den Deutschen! Ausländer raus!“ historisch ein: „Das haben auch die Rassisten 1992 in Rostock-Lichtenhagen skandiert, als sie ein Wohnheim von Vietnamesen in Brand gesteckt haben.“ Kerth erntet viel Beifall für ihre mit Furor gehaltene Rede.

Im Laufe des Abends füllt sich der Kaempfert-Platz immer mehr. „Ich bin vor dem Schlagermove geflohen“, sagt der 22-jährige Simon, der auf St. Pauli lebt, aber statt „Hossa“-Gesängen lieber den punkigen Rocksound von Fraupaul hören möchte, einem weiblichen Trio aus Hamburg. Vor der Bühne wird getanzt, die drei Musikerinnen machen ordentlich Druck. Auch sie geben klare Statements gegen Rassismus ab und animieren das Publikum, zur Wahl zu gehen und demokratischen Parteien ihre Stimme zu geben. Noch lauter wird es später mit dem Punk-Trio Ersatzkopf, das aus Darmstadt in die Hansestadt gekommen ist.

Am 5. Juni spielen Anewu, Finna und König Boris kostenlos in Eidelstedt

Rapper König Boris war in Hamburg zuletzt im Uebel & Gefährlich und bei der Aufstiegsfeier des FC St. Pauli auf dem Spielbudenplatz am Start.
Rapper König Boris war in Hamburg zuletzt im Uebel & Gefährlich und bei der Aufstiegsfeier des FC St. Pauli auf dem Spielbudenplatz am Start. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez

Das Organisationsteam von Klare Kante hat auch für die kommenden Solidaritätskonzerte eine ganze Reihe prominenter Künstler gewinnen können: Am 4. Juni wird um 17 Uhr in Osdorf im Born-Center die gefeierte Techno-Marschkapelle Meute spielen, um 18 Uhr geht es im Bürgerhaus Bornheide mit Lia Sahin und dem Rap-Star Afrob weiter. Am 5. Juni wird der Eidelstedter Marktplatz kostenlos unter freiem Himmel unter anderen von Anewu, Finna und König Boris bespielt. Die Konzertreihe endet am 6. Juni im Bunkerclub Uebel & Gefährlich unter anderem mit Turbostaat und Get Jealous.

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Höhepunkt der Initiative mit dem Untertitel „Alarmstufe Vote“ ist die nächste Großdemo am 7. Juni auf der Ludwig-Erhard-Straße, zu der Fridays For Future, die Evangelische Kirche, der DGB und eine Vielzahl anderer Organisationen aufgerufen haben – gegen rechte Hetze und menschenverachtende Ausgrenzung.