Rund 20.000 Fans kamen zum Dockville-Festival nach Wilhelmsburg. Höhepunkte waren die Auftritte von “Wir sind Helden“ und Jan Delay.

Hamburg. Ganz zum Schluss, am letzten Tag, beim letzten Auftritt - da kam die Flut doch noch über die " MS Dockville ", wie die Veranstalter das dreitägige Festival liebevoll nennen. Jan Delay versuchte es noch: "Wir schmusen den Regen einfach weg", rief der Hamburger Rapper ins Mikrofon. Es half nichts. Das Gewitter entlud sich über Wilhelmsburg. Zu den Scheinwerfern in grün, rot und blau auf der Bühne kamen das helle Blitzlicht, grollender Donner und der Regen.

Kurz bevor Jan Delay mit seiner Band "Disco No. 1" das "Großschot" betrat, hatte noch ein wenig die Sonne für die legendären Punk-Veteranen von "Slime" geschienen. Pogo und Systemkritik, Anarcho-Stern und Anti-Lieder wichen dann dem Disco-König, der seine Untertanen mit glitzerndem Szepter dirigiert. Jan Delay, selbsternannter Chefstyler, kam mit Sonnenbrille, weißer Krawatte, magentafarbenem Hemd, hellblauer Hose und Hut auf die Bühne. Seine Band präsentierte sich in entsprechender Kollektion. Mit ihnen kam der Glitzer auf die Bühne - und der Regen nach Wilhelmsburg.

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Die schicken Klamotten von Delay blieben aber trocken, während die Regenschirme vor der Hauptbühne im Groove der Band wippten. Als das Gewitter losbrach, flohen viele unter Bierstände oder in Zelte. Und dennoch: Die meisten schien der Regen nicht zu stören. Im Gegenteil. Wer blieb, sang mit, sprang mit - und schwitzte.

Auch der Chefstyler schwitzte. Jan Delay begann die Show mit einem "Türlich, Türlich"-Cover von Das Bo und einer Funk-Version von "Everybody" von den Back Street Boys. Später hüpften die gut 2500 Fans im Groove von "Jump Around" (House of Pain). Delays eigene Songs auch vom aktuellen Album "Wir Kinder von Bahnhof Soul" fehlten nicht im Repertoire.

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Und der Regen? Prasselte weiter! Einige unterhielten sich an den Bierständen darüber, wie sie nach dem Konzert am schnellsten nach Hause kommen. Andere machten Party. Zur "Disko" von Jan Delay kamen dann auch noch Kinder des Ferienprogramms "Lüttville" auf die Bühne, die eine Woche lang eine Choreografie zu dem Lied einstudiert hatten. Die Menge applaudiert, der Dampf von ihren schwitzenden Körpern stieg in die kühle Gewitterluft über Wilhelmsburg. Die Funk-Fete ging weiter, trotz Regen. Oder gerade deshalb. Zum Hit "Oh Jonny" schleuderten die Zuschauer in den ersten Reihen ihre nassen T-Shirts im Beat. Wie von Dutzenden Gartensprengern spitzte das Wasser über ihre Köpfe.

Bis zum Ende zog sich keiner mehr die T-Shirts wieder an. Jan Delay gefiel es. Er spielte sogar noch eine zweite Zugabe: "Irgendwie, irgendwo, irgendwann". Etliche Zuschauer waren da schon in Richtung Ausgang unterwegs, dort wo die Shuttle-Busse gen Bahnhof warteten. Einige von ihnen summten auf dem Weg leise den Hit von Jan Delay mit. Klitschnass. Aber irgendwie glücklich.

+++ Das Dockville Festival: im Internet mit Bildern, Blog und Berichten: www.abendblatt.de/dockville +++