“Ich habe zu Hause eine Stunde lang geduscht, aber dafür hat sich's echt gelohnt.“ Im Shuttlebus zum Dockville-Gelände diskutierten die...

Hamburg. "Ich habe zu Hause eine Stunde lang geduscht, aber dafür hat sich's echt gelohnt." Im Shuttlebus zum Dockville-Gelände diskutierten die Festival-Fans am Sonntag noch die Nachwehen der Deichkind'schen Bierdusche vom Vorabend. Und zum Abschluss der dreitägigen Pop- und Kunst-Sause in Wilhelmsburg wartete direkt ein weiteres Hamburger Hip-Hop-Highlight auf.

Doch bevor Fettes Brot zum - trockeneren - Finale blies, herrschte auch im Fischer-Western-Dorf mit seinen Galerien noch einmal Hochbetrieb. Viele der 10 000 Besucher wollten sich im Siebdruckladen noch Shirts mit Dockville-Motiv zur Erinnerung an dieses feine, familiäre Festival fertigen lassen. Doch obwohl Iken im Akkord arbeitete, riss die Schlange nicht ab. Für alle, die ohne Souvenir zurück in Hamburgs Norden reisen mussten, bietet der Künstler nun einen Nachholtermin an: In der Puppenstube am Valentinskamp 34 legt er Freitag von 15 bis 20 Uhr noch mal eine Druck-Schicht ein.

Ein Dockville-Shirt würden die Herren von Fettes Brot bestimmt auch den spärlich bekleideten Moderatorinnen von 9Live wünschen, die sie in ihrem Song "Bettina, zieh dir bitte etwas an" betexten. Unterm rot leuchtenden Vollmond lieferte das rappende Dreigestirn eine super Funkversion dieses Hits. Denn Björn Beton, Doktor Renz und König Boris liefen nicht nur im feschen Lausbubenlook auf, sondern zudem mit ihrer - nun ja - fetten Band "Das Nervenkostüm". Neben DJ exel. Pauly sowie Pascal Finkenauer an der Gitarre sorgten Bläser für Fanfaren-Euphorie.

Im Laufe ihrer 16-jährigen Geschichte hat Fettes Brot genug basslastige Kracher angehäuft, um die Wiese mit Songs wie "Emanuela" und "Schwule Mädchen" in eine Hüpfburg und die Menge in einen Chor zu verwandeln. Bei "Da draußen" überschlugen sie sich fast im Schnellsprech, setzten mit "Mörderballaden" wie "An Tagen wie diesen" aber auch ruhigere Akzente. Meist rannte und rockte das Trio aber heftigst. Als Gunstbeweis flog neben "Designersonnenbrillen", wie König Boris bemerkte, auch ein Toastbrot auf die Bühne.

Wie viele Bands zuvor rief Fettes Brot dazu auf, die Pfandbecher der Trinkwasser-Organisation "Viva Con Agua" zu spenden (oder sie wahlweise einfach auf Doktor Renz zu schmeißen). Die Ansage half: 2000 Euro kamen beim Dockville über diese simple Spenden-Methode zusammen. "Allein durch die Festival-Saison 2008 konnten wir schon mehrere Brunnenbau-Projekte, etwa in Kambodscha, finanzieren", erklärte Sprecher Christian Wiebe.

Auch einer anderen Institution wollten die Hip-Hopper noch helfen - dem von der Schließung bedrohten Kiez-Klub Molotow. "Wir sind sehr unzufrieden mit der Hamburger Politik", proklamierten die drei. Ihre Heimatstadt an sich lieben sie aber offensichtlich heiß und innig - und erwiesen ihr mit Liedgut wie "An de Eck steiht 'n Jung mit'n Tüddelband" oder - als letzte Zugabe - dem "Hamborger Veermaster" alle Ehre.

Viel Hamburg-Flair konnten auch die Fans atmen, die mit dem Rad nach Hause fuhren. Hafen, Container, Alter Elbtunnel. Allein dafür lohnt sich's immer wieder.