Hamburg. Nicht nur das Restaurant Schuback am Park muss mit neuen Ideen gegen Kundenschwund kämpfen. Es gibt auch Schnitzeltage und vieles mehr.

Sie tun es wieder: Das Schuback am Park in Eppendorf kündigt eine Preissenkung an. Im Januar 2025 stehen alle Hauptgerichte in dem Hamburger Restaurant, das für Neuinterpretationen der deutschen Küche bekannt ist, mit dem symbolträchtigen Einheitspreis von 20,25 Euro auf der Speisekarte.

Schon Anfang des Jahres 2024 hatte das Gastronomenpaar Désirée und Jens Manzel für Aufmerksamkeit gesorgt, weil sie mit niedrigeren statt wie viele andere mit höheren Preisen ins Jahr gestartet waren. Damals hatten sie für alle Hauptgerichte einen Preis von 20,24 Euro festgesetzt. In diesem Jahr gibt es allerdings einige Ausnahmen.

Restaurant in Eppendorf senkt Preise im Januar

Hoher Kostendruck und Fachkräftemangel auf der einen Seite, schwächelnde Konsumlaune auf der andern – die aktuelle Situation der Gastronomie ist auch ein Jahr nach der Rückkehr zum Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent für viele Betriebe ein Balanceakt. Bei deutlich gestiegenen Preisen um mehr als 30 Prozent im Vergleich zum Corona-Jahr 2020 sind die durchschnittlichen Gästezahlen im vergangenen Jahr weiter zurückgegangen. Der Handlungsdruck wächst, die ersten Gastronomen reagieren mit neuen Modellen.

„Temporäre Preissenkungen sind für uns das Mittel der Wahl, um zu bestehen“, sagt Jens Manzel, der das Lokal seit knapp sieben Jahren mit seiner Ehefrau führt. Die Preisaktion Anfang dieses Jahres sei ein voller Erfolg gewesen, der ausgestrahlt habe. Das Lokal war trotz des traditionell schwachen Januar-Geschäfts in der Gastronomie gut besucht. Das Plus zu den Vorjahren beziffern die Restaurantbetreiber auf 50 Prozent im Schnitt. „Es sind sogar Gäste von der Insel Föhr ins Schuback zum Essen gekommen“, sagt Désirée Manzel.

Einheitspreis liegt bei 20,25 Euro für ein Hauptgericht

Nach zwei Monaten hatten die Manzels die Aktion beendet. Von März an mussten die Gäste in dem Restaurant an der Eppendorfer Landstraße wieder tiefer in die Tasche greifen. „Auf Dauer haben sich die günstigeren Preise nicht aufrechterhalten lassen.“ Mit der neuerlichen Preissenkung wollen sie „ihren Gästen den dunklen Januar versüßen und vor die Tür holen.“

Allerdings gibt es Änderungen. Der Einheitspreis von 20,25 Euro gilt ab 8. Januar für Klassiker wie Rinderroulade, Hirschgulasch, Dorade oder Risotto. Das Wiener Schnitzel kostet 25 Euro, sogenannte Specials sowie Vorspeisen und Desserts sind von der Preissenkung ausgenommen. Insgesamt liegt die Ersparnis im Schnitt bei knapp sieben Euro pro Hauptgericht.

Block House: Steigen die Preise demnächst wieder?

Auch die Hamburger Steakhaus-Kette Block House hatte im September einige Preise auf der Speisekarte gesenkt. „Wir sind ein mittelpreisiges, bürgerliches Restaurant für die ganze Familie. Das wollen wir auch bleiben und Vorreiter sein, damit Essengehen für möglichst viele Menschen erschwinglich ist“, hatte Gründer Eugen Block die Aktion im Abendblatt-Interview begründet. Insgesamt liegt die Preissenkung über die gesamte Speisekarte gerechnet den Angaben zufolge bei sechs Prozent.

Allerdings verteilt sich das sehr unterschiedlich. Zwar wurden die Preise von zahlreichen Gerichten reduziert, etwa beim Block-Klassiker Mrs. Rumpsteak, der jetzt 23 Euro statt zuvor 24 Euro kostet. In einem Teil der Fälle wurde allerdings mit der Preisreduzierung auch die Menge heruntergefahren. Parallel gibt es eine Reihe von Speisen und Getränken, die teurer geworden sind.

Eugen Block Holding GmbH
Block-House-Gründer Eugen Block (r.) mit Stephan von Bülow, Vorsitzender der Geschäftsführung der Eugen Block Holding GmbH, im sogenannten Gründerzimmer in der Block-Zentrale am Lademannbogen in Hummelsbüttel. © FUNKE Foto Services | Thorsten Ahlf

Die Restaurantkette hat eigenen Angaben zufolge seit der Einführung der neuen Speisekarten im Monat 800.000 bis 900.000 Euro weniger Umsatz in der Kasse. Denn anders als erwartet waren die Gästezahlen nach der Preisaktion zunächst nur wenig gestiegen. Man müsse die Entwicklung in den nächsten Monaten weiter im Blick behalten, heißt es aus der Block-Zentrale in Hummelsbüttel. Geplant sei es nicht, aber auch nicht ausgeschlossen, dass die Preise im neuen Jahr erneut angehoben werden.

Happy Hour in Restaurants: Angebote nehmen zu

Mittagstisch, Festpreis-Menüs oder Happy-Hour-Angebote sind weitere Maßnahmen, die von Restaurants angeboten und zunehmend von Gästen genutzt werden, um beim Essengehen zu sparen. So ist im Neumanns Bistro an der Lange Reihe und am Grindelhof sonntags immer Schnitzeltag, bei dem das Kalbsschnitzel statt für 32,50 Euro für 22,50 Euro serviert wird. Im Schweinske mit 27 Standorten gibt es wechselnde Aktionsgerichte, aktuell für 17,90 Euro. Und das Rindock‘s mit fünf Restaurants in Hamburg und Umland versucht mit einer sogenannten Steak-Happy-Hour zwischen 15 und 17 Uhr zusätzliche Gäste mit Preisnachlässen von bis zu sechs Euro pro Gericht zu gewinnen.

Mit einem neuen Ansatz ist vor Kurzem das Portal HiddenTable in Hamburg an den Start gegangen, das Spitzenküche zum Last-minute-Preis vermittelt. Die Idee: Restaurants melden freie Tische, die Gäste kurzfristig mit Rabatten über die App buchen können. „Gäste genießen exklusive Fine-Dining-Menüs zu vergünstigten Preisen, während Gastronomen durch Vorabzahlungen Planungssicherheit erhalten – so schaffen wir eine Win-win-Plattform“, sagt Gründer Malte Herbst. Das Konzept kommt an. 35 Restaurants sind inzwischen dabei. Nach zwei Monaten seien mehr als 1000 Gäste vermittelt worden, so Herbst, der im Februar in München startet.

Großgastronom Jens Stacklies.
Gastronom und Hamburger Dehoga-Vize Jens Stacklies in seinem Restaurant Schönes Leben in der Speicherstadt © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez

„Aktionen gibt es immer wieder“, sagt Jens Stacklies, Vize-Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) in Hamburg. Temporär sei das in Ordnung, aber langfristig hält er das nicht für durchhaltbar. „Ich sehe das als Werbemaßnahmen, um sich ins Gespräch zu bringen“, sagt der Gastronom, der mit seiner Familie die Gröninger Privatbrauerei, die Fischauktionshalle und die Restaurants Schönes Leben in der Speicherstadt und im schleswig-holsteinischen Neuendeich betreibt. Grundsätzlich gibt es in der aktuellen Situation keinen Spielraum, Preise in Restaurants dauerhaft zu senken.

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Die Lage in der Branche sieht er düster. Die 30 Prozent der Betriebe in Hamburg werden es nicht schaffen“, lautet seine Prognose. In Hamburg stünden mindestens 80 bis 100 Restaurants auf der Kippe. Betroffen seien vor allem inhabergeführte Lokale. In den vergangenen Monaten haben zahlreiche Lokale Insolvenz angemeldet, zuletzt das Wirtshaus Watzmann in Sasel und das Casa Nova auf der Uhlenhorst.

Restaurant in Eppendorf senkt Preise im Januar

Die Manzels im Schuback am Park sind entschlossen zu kämpfen. Nachdem die Umsätze im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit um etwa ein Viertel zurückgegangen sind, haben sie den Betrieb stark verschlankt. Personal und Öffnungszeiten wurden reduziert. Nachdem der langjährige Koch gekündigt hatte, steht Désirée Manzel nun allein in der Küche. „Gastronomen müssen umdenken“, sagt Jens Manzel. Im Schuback mit vielen Stammgästen hätten sie die Chance, Neues wie die Preissenkungsaktion im Januar auszuprobieren. „Und wir trauen uns das.“