Hamburg. Kristina und Patrick Vock machten Deal mit Nils Glagau. Seitdem gibt es überraschende Neuigkeiten. Was die Gründer als nächstes planen.

  • Made in Hamburg: Start-up aus der Hansestadt beliefert bald halb Europa
  • Höhle der Löwen: Nach Präsentation der Zaubertücher entstand langes Schweigen
  • Hamburger Start-up: Idee für die Zaubertücher entstand aus Problem im Familienalltag

Ein Drache verletzt zwei Königskinder, doch die Zauberin Millis heilt ihre wunden Stellen mit einem magischen Tuch. Mit dieser märchenhaften Geschichte lässt sich Kleinkindern gut erklären, warum Millis Zaubertücher supertoll seien, sind Kristina und Patrick Vock überzeugt.

Die Eltern einer vierjährigen Tochter haben die Zaubertücher entwickelt. Es sind Windeleinlagen, die bei Hautreizungen und -rötungen Linderung bringen sollen. Das Produkt und das Geschäftsmodell dahinter präsentierte das Ehepaar aus Poppenbüttel im vergangenen Jahr den Investoren der Vox-Sendung „Die Höhle der Löwen“ (DHDL). Die Tücher werden bald in halb Europa verkauft.

„Höhle der Löwe“: Hamburger Start-up beliefert bald halb Europa

„Das war mit das Aufregendste, was wir bislang erlebt haben“, sagt Kristina Vock über ihre Teilnahme bei DHDL. Drei Stunden Aufzeichnung im April, Ausstrahlung der etwa 20-minütigen Zusammenschnitts Anfang September. Zusammensetzung der Investoren-Jury: Ralf Dümmel, Dagmar Wöhrl, Tillman Schulz, Nils Glagau und Tijen Onaran.

Nachdem die Vocks präsentiert hatten, herrschte zunächst langes Schweigen: „Wir dachten, ach du Schreck, das wars! Das lief gar nicht gut“, erinnert sich Kristina Vock. Nils Glagau, Inhaber von Orthomol, sei der Erste gewesen, der das Schweigen gebrochen habe. Alle fünf Löwen gaben schließlich ein Angebot ab. Den Deal machte Glagau: 80.000 Euro für 20 Prozent der Anteile an der Firma hinter dem Produkt.

80.000 Euro für 20 Prozent Firmenanteile: „Es kommt kein goldenes Füllhorn“

Ein knappes Jahr nach der Ausstrahlung sind die Eltern der vierjährigen Mia Emilia zufrieden mit ihrer Wahl. „Wir gehen einmal im Monat mit seinem Team durch die Zahlen“, sagt Patrick Vock. Zudem gebe es regelmäßige Strategiemeetings. „Das Tagesgeschäft machen wir mit unserem Team hier, aber wenn wir Unterstützung brauchen, dann sind sie da“, ergänzt seine Frau.

Aber: „Man darf sich auf dem Investor nicht ausruhen und denken, dass sich alle Türen öffnen. Es kommt kein goldenes Füllhorn, man muss genauso weiterkämpfen und so hart arbeiten wie davor“, sagt Patrick Vock. Er arbeitete vor Gründung der Firma Skincura GmbH als Produktentwickler im medizinischen Bereich.

Höhle der Löwen: Alltagsproblem führte zur Produktidee – „nicht zeitgemäß“

Die Idee entstand aus einem Problem im Familienalltag. „Unsere Tochter hatte andauernd einen wunden Po“, sagt Patrick Vock. An einem Wochenende war er auf sich allein gestellt: „Ich war auch ein Stück weit überfordert als Papa“. Das Verwenden von Cremes und Heilwolle sei kompliziert gewesen. „Das ist doch überhaupt nicht zeitgemäß“, so Vock.

Das sei die „Zündung“ zur Idee gewesen, Wundschutzeinlagen für Babys gegen Windeldermatitis zu entwickeln. Seine Frau sei zunächst skeptisch und erst nach klinischen Studien überzeugt gewesen. Ende 2022 gab es bei einem Hebammenkongress die Bestätigung, dass die Vocks auf dem richtigen Weg sind. „Wir waren am ersten Tag komplett ausverkauft.“

Wundschutzeinlagen in 5500 Drogerien in Deutschland erhältlich – europäische Expansion geplant

Seit der Show ist viel passiert: Vier Mitarbeiterinnen beschäftigt die Skincura GmbH, 350.000 Packungen von Millis Zaubertüchern wurden produziert. 5500 Drogeriemärkte wie Rossmann, dm und Budni haben sie bundesweit im Sortiment. Mehr noch: „Wir sind gerade stark in der Internationalisierung, sind auf dem skandinavischen Markt mit Schweden, Finnland, Dänemark und Norwegen vertreten“, sagt Patrick Vock.

Demnächst würden die Niederlande und Belgien folgen. Damit nicht genug: Produkte der Skincura GmbH soll es künftig auch in Österreich, Italien, Albanien, Kosovo, Mazedonien und Montenegro geben. „Die Verpackungen haben wir schon jetzt in den Sprachen.“

Die Wundschutzeinlagen Millis Zaubertücher sind außer in Deutschland bereits in Skandinavien erhältlich. Weitere europäische Länder sollen folgen.
Die Wundschutzeinlagen Millis Zaubertücher sind außer in Deutschland bereits in Skandinavien erhältlich. Weitere europäische Länder sollen folgen. © FUNKE Foto Services | Michael Rauhe

25 Zaubertücher kosten hierzulande 4,99 Euro, 80 Prozent werden in Drogerien und Apotheken verkauft, 20 Prozent laufen über den eigenen Onlineshop. „Wir merken, dass andere Länder eher offen sind für neue Herangehensweisen und neue Technologien“, sagt Patrick Vock.

DHDL: Produziert werden die Tücher in Deutschland

Doch auch in Deutschland reißt die Expansionsgeschichte nicht ab. Skincura arbeitet mit der Asklepios Klinik Nord Heidberg zusammen. Auch in der Uniklinik Magdeburg wird das Produkt in allen Einrichtungen verwendet.

Anfang Oktober soll das Sortiment erweitert werden. „Es ist ein Produkt, das man bereits kennt“, sagt Kristina Vock. Auch in ihm sollen die bereits verwendeten Wirkstoffe zum Einsatz kommen. In Millis Zaubertüchern sind Aloe vera, Mandelöl und Ubiquinone (Q10). Produziert werden sie in Deutschland. Ihre Wundschutzeinlagen seien auf dem Babypflegemarkt konkurrenzlos, sagen die Gründer.

DHDL-Start-up Skincura erwartet für 2024 eine Verdoppelung des Umsatzes

Für das vergangene Jahr hatten sich die Vocks 1,5 Millionen Euro Umsatz und 400.000 Euro Gewinn zum Ziel gesetzt. „Das wurde fast erreicht“, sagt Patrick Vock. In diesem Jahr erwarten die Gründer eine Verdopplung des Umsatzes. Und 2025 sollen die Tücher in vielen europäischen Ländern in den Handel kommen.

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„Wir wollen uns von der Produktpalette her breiter aufstellen, die Nachfrage ist hoch“, sagt Kristina Vock, die einst Marketing studierte. Skincura wolle zum „Taktgeber“ in der Babypflege-Welt werden. „Also Neuerungen auf den Markt bringen und bei bereits bestehenden Produkten Innovationen reinbringen.“

Die Gründer denken da nicht nur an Babys und Kleinkinder. „Auch ältere Menschen können Windelträger sein, die Grundproblematik bleibt die gleiche.“ Das Ehepaar hinter Millis Zaubertüchern könne sich gut vorstellen, Wundschutzeinlagen auch für Erwachsene zu produzieren. Das Märchen von den Königskindern, dem Drachen und der Zauberin Millis braucht es dafür nicht.