Hamburg. Was verdienen Beschäftigte in Hamburg, die Müsli, Schokolade und andere Nahrungsmittel herstellen? Überraschung bei den Top-Gehältern.

  • Wer verdient am besten bei Tchibo, Block House und in vielen anderen Firmen?
  • Unilever, Iglo und Carlsberg im Vergleich.
  • Ergebnisse auf dem Vergleichsportal Kununu überraschen zum Teil

Bei den Herstellern von KitKat-Schokoriegeln und Lübecker Marzipan wird gerade um mehr Geld für die Beschäftigten gerungen. Ein Gehaltsplus in Höhe von 9,9 Prozent, mindestens aber 360 Euro brutto im Monat, fordert die Gewerkschaft NGG (Nahrung, Genuss, Gaststätten) für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der deutschen Süßwarenindustrie. Das bisherige Angebot der Arbeitgeber in Hamburg und Schleswig-Holstein liegt weit darunter: 5,7 Prozent in zwei Schritten binnen 28 Monaten.

Tchibo, Kölln Flocken, Block House – der Gehaltsvergleich

In den vergangenen Wochen gingen jeweils mehrere Hundert Beschäftigte in Lübeck und Hamburg bei Warnstreiks auf die Straße. Vorneweg: die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hamburger Schokoriegel-Werks von Nestlé und die Marzipan-Macher von Niederegger. Wie viel aber verdienen die Beschäftigten in der Lebensmittelbranche eigentlich? Das zeigt ein großer Gehaltsvergleich, den das Abendblatt und das Hamburger Arbeitgeberbewertungsportal kununu vorgenommen haben. Er gibt Antworten auf die Frage: In welchen Unternehmen der Lebensmittelbranche aus Hamburg und Umgebung erhalten die Beschäftigten am meisten Lohn und Gehalt? Die Antworten sind teils überraschend.

Schaut man sich allein die Gehaltsdaten für die gesamte Branche in der Hansestadt an, die kununu kürzlich für das Abendblatt ermittelt hat, zeigt sich: Die Belegschaften bei den großen Lebensmittel-Herstellern, -Vermarktern und -Verkäufern sind finanziell nicht gerade auf Rosen gebettet.

Gehaltsvergleich Hamburg: Die Branche zahlt im Schnitt 47.600 Euro brutto im Jahr

Mit durchschnittlich 47.578 Euro brutto im Jahr verdienen Angestellte und gewerbliche Mitarbeiter deutlich weniger als etwa die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Banken (63.006 Euro im Jahr), Maschinenbauer (58.616 Euro) oder in der Industrie ganz allgemein (54.663) in der Hansestadt (siehe Tabelle). Auch das Durchschnittsgehalt aller Beschäftigten in der Stadt ist mit um die 50.000 Euro pro Jahr höher als bei den Lebensmittlern. Bei ihnen sind in der Region immerhin 50.000 bis 60.000 Menschen tätig.

Doch Durchschnittsangaben für eine ganze Branche sind so eine Sache: Wie so oft im Leben ist auch hier die Realität sehr viel komplexer. kununu hat deshalb für das Abendblatt die durchschnittlichen Gehälter in einzelnen Firmen ermittelt. Sie beruhen auf den Angaben, den Beschäftigte auf dem Bewertungsportal anonym über ihr Berufseinkommen machen. Berücksichtigt wurden dabei nur Unternehmen in der Stadt und im Umland, für die in den vergangenen Jahren so viele Angaben gemacht wurden, dass sie als aussagekräftig gelten können.

Gehaltsvergleich in Hamburg: Verdient man bei Fritz-Kola mehr als bei Lemonaid?

Angeschaut hat sich kununu dabei sowohl Firmen, die in der Region Lebensmittel und Lebensmittelzutaten herstellen, als auch bekannte Unternehmen, die vertreiben, vermarkten und verkaufen, was man letztlich essen kann und soll. Die Gehaltsdaten stammen von Beschäftigten, die direkt in der Produktion tätig sind, und solchen, die den ganzen Tag am Schreibtisch sitzen. Das muss man wissen, um zu verstehen, warum die Gehaltsunterschiede zwischen den Unternehmen zum Teil immens sind. Und auch hier geht es um Durchschnittsgehälter, was bedeutet, dass in den einzelnen Firmen Beschäftigte arbeiten, die deutlich mehr verdienen – oder deutlich weniger.

Holsten-Brauerei Hamburg
Bierflaschen der Marke Holsten werden geprüft. © picture alliance/dpa | Christian Charisius

Wie aber sieht es nun aus bei diesen 32 Firmen im Gehalts-Ranking der Lebensmittler in der Region (siehe Tabelle)? Verdient man beim Astra- und Holsten-Brauer Carlsberg in Hausbruch besser als bei den Fritz-Kola-Machern und bei Lemonaid? Wie viel Jahresbrutto gibt es bei den Tee-Unternehmen Laurens Spethmann und Wollenhaupt? Wie groß ist der Gehaltsunterschied zwischen den Kaffeeautomaten-Spezialisten von Tchibo Coffee Service und den Kollegen und Kolleginnen, die bei Tchibo Kaffee rösten und verkaufen? Und natürlich: In welcher Firma ist das Jahresgehalt am höchsten?

Das ist ein Unternehmen, dessen Name vielen Hamburgern wenig bis gar nichts sagen dürfte: Ohly, genauer die Ohly GmbH an der Wandsbeker Zollstraße. Früher hieß die Firma mal Deutsche Hefewerke GmbH. Die Produkte von Ohly wird ein Verbraucher nie in Händen halten. Sie machen dort nicht diese kleinen Würfel frischer Backhefe, die im Kühlregal im Supermarkt immer so schwer zu finden sind, sondern Hefeextrakte. Die wiederum werden bei der Produktion anderer Lebensmittel als Zusatzstoff verwendet. Wer bei Ohly Vollzeit arbeitet, bringt es laut den kununu-Daten im Schnitt immerhin auf knapp 74.000 Euro brutto im Jahr.

Gehaltsvergleich: Bei zwei wenig bekannten Firmen verdient man am besten

Der Name des mit knapp 71.500 Euro Jahresbrutto zweitplatzierten Unternehmens in der Rangliste findet sich auf Verkaufsverpackungen allenfalls in kleiner Schriftgröße: Upfield ist die Firma, die einst die Margarinesparte von Unilever übernommen hat. Rama und Co. werden zwar auch in Deutschland produziert, doch in Hamburg sitzt allein die Upfield-Zentrale für Deutschland. Mit Unilever (66.615 Euro), Iglo und dem Rotkohl- und Sauergurken-Spezialisten Carl Kühne (beide gut 59.400 Euro) finden sich weitere Firmen in den Top Ten, bei denen gilt: Vertrieb und Verwaltung, teils auch die Produktentwicklung, sitzen in der Hansestadt, doch produziert wird irgendwo anders.

Holsten-Brauerei Hamburg
In der Holsten-Brauerei in Hausbruch werden jedes Jahr Millionen Liter Bier gebraut und in Fässer und Flaschen abgefüllt. © picture alliance/dpa | Christian Charisius

Ziemlich am Ende des Rankings sind dagegen Firmen platziert, in denen ein hoher Teil der Beschäftigten in Hygienekleidung und mit Haarnetz auf dem Kopf an den Produktionsmaschinen steht. Beim Snackaufstrich-Hersteller Delikant (35.135) in Eimsbüttel etwa oder beim Feinkosthersteller und ehemaligen HSV-Werbepartner Popp (37.005 Euro) in Kaltenkirchen. Noch geringer sind die Durchschnittsgehälter bei Bäckerei Junge und Braaker Mühle – was auch daran liegen könnte, dass viele Gehaltsangaben wohl vom Verkaufspersonal stammen.

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Bei Nestlé in Wandsbek produzieren sie KitKat, Smarties, Choco Crossies und das Minz-Naschwerk After Eight neuerdings mit fair gehandelter Schokolade. Diejenigen, die das tun, bekommen dafür im Schnitt um die 48.600 Euro brutto im Jahr. Die Gewerkschaft fordert für sie eine faire Bezahlung.