Hamburg. Die Getränkemarke aus Hamburg wird moderner und deutlich bunter. Das ist aber nicht alles. Was hinter dem neuen Auftritt steckt.
- Die Getränke des Hamburger Herstellers Fritz-Kola sind deutschlandweit beliebt
- Bekannt ist die Marke auch wegen seines Logos und der einzigartigen Designs
- Nun sollen sich bei den Produkten ein paar Dinge ändern – Flaschen bekommen ein „Update“
Für nicht wenige Menschen sind die beiden Kerle auf dem Etikett von Fritz-Kola so was wie ziemlich beste Freunde, die beim Besuch in der Kneipe, auf Festivals oder zu Hause auf dem Sofa einfach dazugehören. Immer die gleichen raspelkurzen Haare, die hohe Stirn, die leicht verschatteten Augen. Man hat sich aneinander gewöhnt. Fans des Hamburger Kultgetränks werden demnächst aber wohl zweimal hingucken: Die Konterfeis der Gründer auf den Flaschen sehen künftig anders aus.
„Update“ nennt Geschäftsführer Mirco Wolf Wiegert die Veränderung des Logos, übrigens die erste seit der Gründung der Getränkefirma vor mehr als 20 Jahren. Mehr Haare, freundlich-offene Gesichter, irgendwie erwachsener. „Ich hoffe, dass ich demnächst nicht in der U-Bahn erkannt werde“, sagt Fritz-Kola-Gründer Wiegert und grinst. Das wohl nicht. Ähnlichkeiten mit realen Personen sind allerdings nicht zu übersehen.
Fritz-Kola: Alles neu? Wie das Hamburger Kultgetränk sich verändert
Aber natürlich geht es bei der Erneuerung der ikonischen Köpfe um mehr. „Fritz-Kola ist ein erstklassiges Produkt und muss den aktuellen internationalen Zeitgeist treffen“, sagt der Unternehmer. Es geht um die Optik, am Geschmack soll sich nichts ändern.
Das ist heute viel komplizierter als bei der Gründung 2003. Damals haben Mirco Wolf Wiegert und sein inzwischen ausgeschiedener Geschäftspartner Lorenz Hampel einfach ein Foto im Tischtenniskeller der Eltern gemacht. Das haben sie bei Budnikowsky entwickeln lassen und später am Computer das Logo von Fritz-Kola daraus zusammengepixelt. Zwei Freunde, die eine neue Kola erfinden und damit gegen die übermächtige Konkurrenz von Coca-Cola und Pepsi antreten. Ein bisschen größenwahnsinnig vielleicht, aber erfolgreich.
„Die Köpfe gehören zu unserer DNA, stehen für Pioniergeist und Freundschaft“, sagt Wiegert, Hauptanteilseigner von Fritz-Kola und heute mit Florian Weins in der Geschäftsführung. Die Entwicklung des neuen Designs hat mehrere Jahre gedauert und viel Geld gekostet. Eine Agentur aus Großbritannien und ein Markenillustrator wurden beauftragt, um den richtigen Strich zu treffen. „Es war das schwierigste Projekt der Firmengeschichte“, sagt der 48-Jährige. Auf jeden Fall das emotionalste. Am 4. März ist Produktionsstart für die Flaschen im neuen Look. Von Mitte März an sollen sie in der Gastronomie und in den Supermärkten sein.
Fritz-Limo: knallige Farben gegen den Dauerkrisenmodus
Es ist nicht die einzige Veränderung im Markenauftritt des Szene-Getränks. Zur Fritz-Kola-Familie gehören aktuell elf Sorten. Das sind neben den vier Kolas (Original, Light, Superzero, Bio), vier Limonaden (Orange, Zitrone, Apfel-Kirsch-Holunder, Honigmelone) und drei Bio-Schorlen (Apfel, Rhabarber, Traube). Auch die haben neue Etiketten bekommen. Orange und gelb, grün und blau, rot und pink: lauter knallige Farben mit viel Leuchtkraft. „Gegen den gefühlten Dauerkrisen-Modus in Deutschland“, sagen die Fritz-Kola-Macher.
„Außerdem haben wir die Rückseite der Etiketten aufgeräumt, informieren gezielter über Kalorienzahl, Zuckeranteil und Koffeinmenge berechnet auf die Portionsgröße einer Flasche“, sagt Florian Weins, der Anfang 2023 vom Hamburger Bierbrauer Ratsherrn in die Geschäftsleitung zu Fritz-Kola gewechselt war. Die neue Deklarationsklarheit, auch das gehört zum Selbstverständnis des unabhängigen Getränkeherstellers, ist auch als Kampfansage an die große Konkurrenz in 1,5-Liter-Plastikflaschen zu verstehen. „Unsere Getränke sollen ein Genuss bleiben, etwas was man sich mal gönnt.“
Für die Sorten Mischmasch (Cola/Orange) sowie die Bio-Limonade Anjola (Ananas-Limetten) steht die Designumstellung noch aus. Aber auch dafür laufen die Planungen, heißt es.
Die Runderneuerung des Markenauftritts wirkt so, als wolle das Unternehmen in eine andere Phase eintreten. Das betrifft auch den Firmennamen: Vor einigen Jahren hatte sich Fritz-Kola in Fritz-Kulturgüter umbenannt. Damit sollte ein breites Getränkesortiment unter dem Dach der Kola-Firma Platz finden. „Aber es war zu kompliziert“, sagt Gründer Mirco Wolf Wiegert. Nun geht es zurück zu den Wurzeln und zum Kernprodukt. Vom 1. April an heißt das Unternehmen mit Sitz an der Spaldingstraße auch offiziell wieder Fritz-Kola.
Fritz-Kola ist die Nummer drei im Handel
Wachstumspotenzial gibt es auch so genug. Die Indie-Kola ist zwar die Nummer drei im deutschen Handel. Der Umsatzanteil beträgt nach aktuellen Daten der Marktforscher von Nielsen allerdings gerade mal 3,9 Prozent. In der Gastronomie belegen die Hamburger Rebellen Platz zwei. Inzwischen sind die Auswirkungen der Corona-Pandemie überwunden, die dem Unternehmen vor allem auch durch die langen Schließungen in der Gastronomie beträchtlich zugesetzt haben. Einfach ist das Geschäft weiterhin nicht. Nach dem sehr guten Jahr 2022, so Geschäftsführer Florian Weins, „war 2023 ein herausforderndes Jahr, das wir solide abgeschlossen haben“.
Was das genau bedeutet, lässt er offen. Geschäftszahlen nennt Fritz-Kola nicht. „Unsere Marken Fritz-Kola, Fritz-Limo und Fritz-Spritz verzeichnen, ebenso wie in den vorangegangenen Quartalen, ein kontinuierliches und solides Umsatzwachstum“, heißt es dazu allgemein. Aber die inflationsbedingten Preiserhöhungen in der Branche machen auch den Brausebrauern aus Hamburg zu schaffen, weil mehr Kunden zu günstigeren Preisalternativen im Discounter greifen. Auch die gestiegenen Glaspreise und die niedrige Retourenquote sind ein Problem für die Brausebrauer, die von Anfang an auf Mehrwegpfandflaschen aus Glas gesetzt haben und sich seit einigen Jahren in der Initiative „Pfand gehört daneben“ engagieren.
Mehr Wirtschaftsthemen
- Köllns Haferland-Shop in Hamburg endgültig geschlossen – der Grund fürs Aus
- Optiker in Hamburg: Brillenhändler Edeloptics will Insolvenz anmelden
- Warum ein Hamburger unbedingt diese Biermarke retten will
Dass das Unternehmen diesen Entwicklungen trotzen kann, lässt sich an der Entwicklung der Belegschaft ablesen. Aktuell gibt es 320 „Fritzen“, wie sich die Beschäftigten selbst nennen. Das sind etwa 20 mehr als vor einem Jahr. Auch bei den Preisen soll alles bleiben, wie es ist. „Erhöhungen sind im Moment nicht geplant“, sagt der 39-jährige Weins.
Dafür hat das Unternehmen jede Menge Pläne. Ganz oben steht die Expansion ins europäische Ausland. In den Beneluxländern, in Polen und Spanien ist Fritz-Kola den Angaben zufolge schon bekannt und beliebt. In den Niederlanden hatte die größte Supermarktkette Albert Heijn kürzlich die flächendeckende Listung der Hamburger Getränkemarke beschlossen. In Österreich hat Fritz-Kola im vergangenen Jahr das erste internationale Büro in Wien eröffnet und von der Landeshauptstadt aus mit 15 Beschäftigten eine Vertriebsoffensive gestartet. „Österreich ist unser zweitwichtigster Markt“, sagt Mirco Wolf Wiegert.
Fritz-Kola: Was wurde aus dem zweiten Gründer?
In der Fritz-Kola-Heimatstadt Hamburg plant das Unternehmen jetzt eine Überraschung. „Es wird eine neue Sorte geben, die wir zunächst nur in ausgewählter Gastronomie, Spätis und im Handel in Hamburg testen“, sagt Geschäftsführer Mirco Wolf Wiegert. Was genau, will er noch nicht verraten. Nur so viel: „Es ist eine sommerliche Sorte, mit der wir Ostern starten.“
Bleibt die Frage, wo eigentlich der Mann ist, der neben Mirco Wolf Wiegert vom Etikett der Fritz-Kola-Flaschen grinst. Kumpel und Mitgründer Lorenz Hampel hat sich schon 2016 komplett aus dem Geschäft mit Kola & Co. zurückgezogen. Weitere Angaben? Gibt es nicht. Geblieben ist sein Kopf als Markenzeichen. Jetzt mit Facelift.