Hamburg. Kultmarke sollte Bezeichnung als Limonade untersagt werden, weil in den Flaschen nicht genug Zucker ist. Doch nun soll sich das ändern.

Seit 2009 ist das Hamburger Kultgetränk Lemonaid auf dem Markt und erfreut sich großer Beliebtheit. Doch jede Flasche, die das Unternehmen Lemonaid Beverages GmbH mit Sitz im Karolinenviertel seitdem verkauft hat, ging illegal über den Ladentisch. Hintergrund ist ein Zuckerstreit mit Bundesbehörden, der nun wohl endlich ein glückliches Ende für die Brause nimmt.

2018 war das Fachamt für Verbraucherschutz, Gewerbe und Umwelt den findigen, sozial eingestellten Gründern darauf gekommen, dass ihre Brause gar keine Limonade sei, weil sie zu wenig Zucker enthalte. In einer Flasche Lemonaid stecken etwa 5,5 Gramm. Die Buchstaben des unumstößlichen Rechts schreiben aber vor, dass eine Limonade mindestens sieben Gramm Zucker enthalten muss.

Lemonaid ist endlich legale Limonade

Das Unternehmen erhielt eine Abmahnung aus Bonn, verbunden mit dem Hinweis, dass man sich „weitere behördliche Maßnahmen“ vorbehalte.

Zeitweise mussten Lemonaid-Flaschen mit dem absurden Warnhinweis „Achtung, wenig Zucker“ verkauft werden.
Zeitweise mussten Lemonaid-Flaschen mit dem absurden Warnhinweis „Achtung, wenig Zucker“ verkauft werden. © LemonAid Beverages GmbH | Lemonaid Beverages GmbH

In der Folge entspann sich eine unbeschreibliche Behördenposse. Während Lemonaid, gerade wegen des geringen Zuckergehalts allenthalben gelobt wurde, erst den deutschen Gründerpreis und dann auch den Hamburger Gründerpreis erhielt, beriet die Deutsche Lebensmittelbuch-Kommission darüber, wie der Widerspruch zu lösen sei. Der Vorschlag, Lemonaid möge doch einfach mehr Zucker in seine Brause kippen, wurde rasch wieder fallen gelassen.

Unternehmen sollte mehr Zucker in die Brause kippen

Auch die Idee, Lemonaid solle sein Getränk umbenennen und neue Etiketten drucken, fand bei den Gründern wenig Anklang. „Das hätte uns in eine wirtschaftliche Schieflage bringen können“, sagt Paul Bethke, Mitgründer und Geschäftsführer des Unternehmens.

Schließlich verfielen die Behörden auf einen gänzlich abwegigen Plan: Lemonaid sollte seine Flaschen mit Warnhinweisen versehen, ähnlich wie bei Zigarettenwerbung. Also schrieb die Kultmarke „Achtung, wenig Zucker.“ auf ihre Etiketten und verbuchte zusätzliche Publicity.

Lebensmittelbuch streicht Vorgabe

Jetzt aber – nach 48 Beratungsrunden – hätten sich das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) und die DMLBK (Deutsche Lebensmittelbuch-Kommission) auf eine Lösung verständigt, so Bethke: Die Sieben-Gramm-Grenze fällt, sagt er.

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft bestätigte auf Anfrage dem Abendblatt die Änderung „Mit der Veröffentlichung im Bundesanzeiger am 14.05.2024 ist die Neufassung der Leitsätze für Erfrischungsgetränke bereits offiziell in Kraft getreten.“ Die Veröffentlichung von Leitsätzen des Deutschen Lebensmittelbuches erfolge stets sowohl im Bundesanzeiger als auch im Gemeinsamen Ministerialblatt.

Lemonaid wird endlich legal

„Lemonaid wird endlich legal. Das ist ein Riesenschritt nach fünf Jahren Diskussion“, sagte Bethke, der sich seit fünf Jahren gegen die Regel zur Wehr setzte. „Dass die groteske Zucker-Mindestgrenze nun endlich aufgehoben wurde, ist höchste Zeit und ein großer Erfolg für uns und alle, die sich für gesündere Getränkealternativen einsetzen.“

Letztlich sei er sehr erleichtert. „Jahrelang schwebte die Sorge, dass wir unser Produkt ändern müssen, über uns. Das ist jetzt vorbei.“

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Die Lemonaid Beverages GmbH stellt seit 2009 faire Bio-Limonaden und Eistee her. Das sozial ausgerichtete Unternehmen unterstützt mit jeder Flasche Lemonaid und ChariTea zusätzlich zur ökologischen Landwirtschaft gemeinnützige Projekte in den Anbauregionen. So seien nach eigenen Angaben bis heute bereits mehr als acht Millionen Euro für die Förderung gemeinnütziger Projekte beigetragen worden.