Hamburg. Drei Männer sollen den Konzern durch Manipulationen um zweistelligen Millionenbetrag betrogen haben. So sollen sie vorgegangen sein.
Der Prozess um millionenschweren Diebstahl und Betrug beim Hamburger Metallkonzern Aurubis ist eröffnet: Drei Angeklagte müssen sich vor der 20. Großen Strafkammer des Landgerichts Hamburg verantworten. Am ersten Verhandlungstag wurde die seitenlange Anklageschrift verlesen. Auch die Verteidiger der Angeklagten meldeten sich zu Wort.
Betrug bei Aurubis in Hamburg: Bezahlt wurde angeblich mit Goldbarren
Den drei Beschuldigten wird vorgeworfen, zwischen April 2012 und August 2016 den Hamburger Metallkonzern Aurubis um mehr als 12,5 Millionen Euro betrogen zu haben. Der Prozess um sogenannten „gemeinschaftlichen und gewerbsmäßigen Betrug in besonders schwerem Fall“ wird zwischen Juli 2024 und Januar 2025 am Landgericht Hamburg geführt. Insgesamt 23 Verhandlungstage sind angesetzt.
Angeklagt sind ein 70 Jahre alter Unternehmer sowie sein 45-jähriger Sohn, die unter anderem mit Edelmetallen aus Elektroschrott handeln. Sie sollen mit einem 63 Jahre alten Aurubis-Angestellten zusammengearbeitet haben, der in der Materialbewertung und -prüfung des Metallkonzerns beschäftigt war. Alle drei ließen am ersten Verhandlungstag über ihre Anwälte mitteilen, keine Angaben zu den Tatvorwürfen zu machen. Die Verteidiger zweifelten in ihren Eröffnungsplädoyers indes die Beweislage der Staatsanwaltschaft an.
Betrug bei Aurubis: So sollen die Angeklagten vorgegangen sein
Demnach soll der Metallurg von Aurubis (Experte für Metallgewinnung) den Elektroschrott des Lieferantenduos manipuliert haben, indem er in die Materialproben Gold- und Silberpulver streute. Die Folge: Dem angelieferten Material – vor allem goldhaltige Platinen – wurde ein höherer Wert zugeschrieben, als es tatsächlich hatte. Der Firma des Vater-Sohn-Duos seien deshalb erhöhte Ankaufspreise ausgezahlt worden.
Darüber hinaus wirft die Staatsanwaltschaft dem 70 Jahre alten Unternehmer sowie dem Aurubis-Mitarbeiter Bestechung und Bestechlichkeit in sieben Fällen vor. Für seine Manipulationen soll der 63 Jahre alte Aurubis-Beschäftigte mehrmals fünfstellige Summen Bargeld erhalten haben: Insgesamt habe ihm das Vater-Sohn-Duo 103.550 Euro sowie zwei Goldbarren übergeben.
Gericht verhandelt 47 Betrugsfälle bei Aurubis – fünf Fälle sind verjährt
In insgesamt 52 Fällen sollen die drei Angeklagten den Metallkonzern betrogen haben. Aufgeflogen waren die Fälle im Jahr 2016. Vor Gericht werden nun lediglich 47 Fälle verhandelt – die übrigen fünf Fälle sind wegen andauernder Ermittlungen inzwischen verjährt. Denn das Gericht hatte 2021 weitere Gutachten zur Schadenshöhe angefordert, was den Prozessbeginn verzögerte.
Insgesamt sei dem Unternehmen durch die drei Angeklagten nach Angaben der Staatsanwaltschaft ein Schaden in Höhe von 15,3 Millionen Euro entstanden. Die Schadenshöhe der 47 Fälle, die nun verhandelt werden, liegt bei 12,5 Millionen Euro.
Verteidiger im Aurubis-Prozess äußern Zweifel am Gerichtsgutachter
Die Darstellung der Staatsanwaltschaft zweifelten die Verteidiger der Angeklagten am ersten Verhandlungstag an. Die Anklage beruhe auf Hypothesen, die nicht ausreichend seien, um die Angeklagten zu verurteilen. Zudem äußerten sie Zweifel am Gerichtsgutachter, der auf Basis von Lichtbildern die Vorgänge im Aurubiswerk beurteilt habe. Dies sei, als würde man den Wert eines Gebrauchtwagens aus einem Helikopter heraus einschätzen. So zitierte der Verteidiger einen Experten für Metallrecycling. Der nächste Verhandlungstag ist für den 18. Juli angesetzt.
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Es ist nicht der erste Fall um Verbrechen von Beschäftigten beim Aurubis-Konzern. Wie im Sommer 2023 bekannt wurde, fehlen dem Unternehmen Edelmetalle im Wert von fast 170 Millionen Euro. Im Februar dieses Jahres wurden sechs Männer zu teils langjährigen Haftstrafen verurteilt. Sie hatten zwischen 2020 und 2021 vom Werksgelände tonnenweise sogenannte Silberfeigsel – ein Zwischenprodukt mit hohem Gold- und Silberanteil – geschmuggelt und weiterverkauft. Die Urteile sind noch nicht rechtskräftig. Außerdem flog Mitte Juni ein Mitarbeiter auf, der Goldschlamm vom Werksgelände schmuggeln wollte – in der Thermoskanne.