Hamburg. Viele Hamburger starten in den nächsten Tagen in die Ferien. Rund um die Reisekasse muss man viel beachten. Wo Urlaub am billigsten ist.

Knapp 70 Prozent der Hamburger wollen 2024 in den Sommerurlaub starten, wie eine Umfrage der Haspa ergab. Rund die Hälfte davon zieht es in das Ausland. In dieser Woche beginnen die Schulferien in Hamburg. Wie sollte die Reisekasse ausgestattet werden? Kann ich mit der EC-Karte im Ausland noch bezahlen? In welchen Ländern hat der Euro die höchste Kaufkraft. Das Abendblatt gibt Tipps.

Welche Zahlungsmittel gehören in die Reisekasse?

Als ideal gilt die Kombination von Girocard (EC-Karte) und Kreditkarte sowie ein wenig Bargeld. „Damit sind Sie fast über­all in der Welt auf der sicheren Seite“, urteilt die Stiftung Warentest. Allerdings sollte man sich bei der Girocard, die viele noch als EC-Karte bezeichnen, vergewissern, ob damit im europäischen Ausland auch noch bezahlt werden kann. Das weiß am besten die ausgebende Bank oder man schaut auf die Karte, ob dort auf der Vorderseite das Maestro-Symbol aufgedruckt ist.

Um vor Überraschungen am Urlaubsort geschützt zu sein, sollten man vor dem Reiseantritt prüfen, ob es ein Auslandslimit der Debit- oder Kreditkarte gibt. Anderenfalls kann es sein, dass Sie am Automaten kein Geld abheben oder an der Ladenkasse nicht bezahlen können. Manche Banken setzen das Auslandslimit aus Sicherheitsgründen auf null Euro, um Betrugsfälle zu verhindern. Das Limit lässt sich aber meist im Online-Banking anheben. Sonst hilft jemand in einer Filiale.

Was sind die Gründe für die Verunsicherung bei der EC-Karte?

Der Kreditkartenanbieter Mastercard hatte angekündigt, ab 1. Juli 2023 keine neuen Maestro-Karten mehr herauszugeben. Die Girocard funktioniert nur in Deutschland. Die Maestro-Funktion macht es möglich, dass man mit der Girocard auch im Ausland Geld abheben und bargeldlos bezahlen kann. Konkurrent Visa betreibt mit V-Pay ein ähnliches System, das aber nicht vor der Abschaffung steht.

Bereits ausgegebene Karten bleiben ohnehin bis zum Ablaufdatum einsatzbereit. Einige Banken wie die Deutsche Bank und deren Tochter Postbank haben sich allerdings entschieden, zunächst weiterhin Girocards mit Maestro-Funktion herauszugeben. Offenbar haben sie einen Aufschub von Mastercard bekommen.

Auf welche Lösung müssen sich die Kunden künftig einstellen?

Viele Geldinstitute wie die Haspa bieten jetzt eine Girokarte an, die dazu mit integrierter Debitkarte von Mastercard oder Visa ausgestattet wird. Die Girokarte bekommt dann zusätzlich eine 16-stellige Kartennummer und den dreistelligen CVV-Code, wie man es von den klassischen Kreditkarten kennt. Debit bedeutet, dass die Umsätze sofort vom Konto abgebucht werden. „Mit der neuen Sparkassen-Card der Haspa kann weltweit an allen Girocard- und Mastercard-Akzeptanzstellen bezahlt werden – und zwar bargeldlos, kontaktlos und auch mobil“, sagt ein Haspa-Sprecher. Jeder Umsatz werde sofort vom Girokonto abgebucht, sodass man die Ausgaben immer im Blick habe.

Braucht man im Urlaub noch Bargeld?

Wenn es nach den Hamburgern geht, auf jeden Fall. Auch im Urlaub bezahlen die Hamburger zu 46 Prozent am liebsten bar, zeigt eine repräsentative Umfrage der Haspa. Nur 42 Prozent favorisieren Kartenzahlung. Allerdings gibt es Länder, wo man mit Bargeld nicht weit kommt. „Wer verreist, sollte sich im Vorfeld informieren, welche Zahlungsmittel am Urlaubsort akzeptiert werden und ob man Besonderheiten berücksichtigen muss. Dabei kann die Hausbank unterstützen“, rät Michael Kaup von der Postbank.

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In skandinavischen Ländern wie Schweden, Norwegen oder Island ist es normal, selbst Kleinstbeträge mit Bankkarte zu bezahlen. Ohnehin sollte man nur einen überschaubaren Bargeldbetrag in das Urlaubsland mitnehmen: „Es ist ratsam, nicht mehr als 150 Euro einzustecken, um kein Sicherheitsrisiko einzugehen“, sagt Kaup.

Was kostet der Einsatz der Kreditkarte im Ausland?

Bargeldloses Bezahlen ist in den Euro-Ländern immer kostenlos. Aber in Ländern, wo der Euro nicht offizielles Zahlungsmittel ist, wird eine Umrechnungsgebühr fällig, die von der heimischen Bank bestimmt wird. Gebühren von bis zu 1,85 Prozent des zu bezahlenden Betrages werden kassiert. Die Mindestgebühren für Bargeldverfügungen mit der Kreditkarte am Automaten können bis zu 6 Euro betragen. Es gibt aber Kreditkartenanbieter wie die Hanseatic Bank oder Barclays, wo nicht nur die Jahresgebühr entfällt, sondern auch keine Umrechnungsspesen und Abhebegebühren anfallen. Geld umtauschen ist im Zielland meist günstiger als zu Hause.

Was hat es mit Kostenfallen am Geldautomaten auf sich?

Die gibt es tatsächlich außerhalb der Euro-Zone. Die tückische Option am Geldautomaten heißt „Sofortumrechnung“. Dann wird der gewünschte Betrag in Euro statt in Pfund oder türkischer Lira angezeigt, aber in der Landeswährung ausgezahlt. „Diese Option sollte man ablehnen, denn für diesen Service können hohe Gebühren fällig werden“, sagt Tanja Beller vom Bundesverband deutscher Banken.

Wie sicher sind die verschiedenen Zahlungsmittel?

Dem Bargeld gestehen die Hamburger eine große Sicherheit zu. 72 Prozent halten es für sicher. Das spiegelt sich auch im Bezahlverhalten im Urlaub wider. „Tat­säch­lich hat die Kre­dit­kar­te ent­schei­den­de Vor­tei­le ge­gen­über Bar­geld: Un­be­rech­tig­te Bu­chun­gen las­sen sich bin­nen ei­ner Frist von sechs Wo­chen re­kla­mie­ren“, sagt Kaup. „Bei Ver­lust kann man die Kar­te um­ge­hend sper­ren las­sen. Geht hin­ge­gen Bar­geld ver­lo­ren oder wird es ge­stoh­len, hat man kei­nen An­spruch auf Er­satz.“

Welche Informationen benötige ich für das Sperren von Karten?

Wichtig ist es, sich die Telefonnummern zu notieren, unter denen die Karte gesperrt werden kann, sollte sie verloren gehen oder gestohlen werden. Es gibt die zentrale Sperrnummer +49 116 116, die rund um die Uhr auch aus dem Ausland zu erreichen ist. Für die Sperrung benötigt man die IBAN und die Kreditkartennummer. Die Daten können in einem SOS-Infopass eingetragen werden, den man sich über www.kartensicherheit.de herunterladen kann.

In welchen Ländern kann man derzeit am günstigsten Urlaub machen?

Türkei, Polen und Ungarn – das sind aktuell die Top-Urlaubsziele gemessen an der Kaufkraft. In der Türkei erhält man für sein Geld mehr als doppelt so viel an Waren und Dienstleistungen wie in Deutschland, was vor allem auf den Absturz der Lira gegenüber dem Euro zurückzuführen ist. Auch Polen ist vergleichsweise günstig: Dort bekommt man für einen Euro Waren und Dienstleistungen, die bei uns 1,52 Euro kosten würden. In Ungarn sind Waren und Dienstleistungen im Vergleich dazu zwar etwas teurer, deutsche Touristen können aber dennoch rund 40 Prozent sparen.

Aber auch ein Urlaub in den Euro-Ländern Spanien (1,24 Euro), Portugal (1,22 Euro) oder Griechenland (1,22 Euro) lohnt sich noch für den Geldbeutel. Hier kann man immerhin noch 20 Prozent vor Ort sparen. Am teuersten wird es in diesem Sommer in der Schweiz: Ein Euro hat hier faktisch nur einen Gegenwert von 61 Cent.