Hamburg. Ermittler haben nun mehr Informationen über den Ablauf des tragischen Geschehens. 26 Jahre alter Mitarbeiter einer Fremdfirma starb.

Nach dem schweren Arbeitsunfall mit einem Toten auf dem Gelände der Hamburger Kupferhütte Aurubis hat sich am Freitag die Polizei zu dem Vorfall geäußert und weitere Details genannt.

Nach dem derzeitigen Stand der Ermittlungen habe sich am Donnerstagvormittag bei den Verladearbeiten von Gerüstbaustangen durch eine Gerüstbaufirma mindestens eine Stange aus noch ungeklärter Ursache aus einer Kranbefestigung gelöst, hieß es. Der aus mehreren Metern Höhe herabfallende Gegenstand verletzte dabei einen Mitarbeiter der Gerüstbaufirma lebensgefährlich.

Tödlicher Arbeitsunfall bei Aurubis: Polizei nennt Details

Der 26-Jährige sei vor Ort durch die Werksfeuerwehr erstversorgt worden. Eine umgehend alarmierte Rettungswagenbesatzung und ein Notarzt transportierten den Verletzten anschließend in ein Krankenhaus. Dort erlag der Mann seinen schweren Verletzungen.

Das Fachkommissariat für spezielle Arbeitsunfälle (LKA 45) habe zusammen mit dem Amt für Bauordnung und Hochbau die Ermittlungen vor Ort übernommen, so die Polizei. Diese dauern weiter an.

Schwerer Arbeitsunfall: Aurubis zeigt sich tief betroffen

Das Hamburger Unternehmen hatte bereits am Donnerstag über das tragische Geschehen informiert. „Wir sind zutiefst betroffen von dem tragischen Unfall und seinen Folgen“, sagte Aurubis-Arbeitsdirektor Markus Kramer. „Den Angehörigen des Verstorbenen drücken wir unser tiefstes Mitgefühl aus und nehmen betroffen Anteil an diesem Verlust.“

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Mehrere Personen, die die Situation beobachteten, sollen einen Schock erlitten haben. Sie befänden sich in psychologischer Betreuung, hieß es am Donnerstag. Der Unfall werde von den zuständigen Behörden untersucht. Aurubis arbeite in vollem Umfang mit diesen zusammen, um die Umstände und Ursachen des Unfalls zu klären.

Ein Großteil des Aurubis-Werks steht still – aus anderem Grund

Der Vorfall stehe nicht in Zusammenhang mit dem aktuell am Standort stattfindenden Großstillstand. Denn bei Aurubis ist bereits in der neunten Woche ein Großteil des Hamburger Werkes planmäßig lahmgelegt. Der Unfall sei in einem anderen Bereich passiert, so ein Sprecher.

Alle drei Jahre müssen gewisse Bereiche gewartet werden. Zum Beispiel werde der Abhitzekessel einer unabhängigen Prüfung unterzogen, hieß es. Zudem werden Modernisierungen gemacht. Der Großstillstand soll am Sonntag enden.

Im Mai 2023 starben drei Aurubis-Mitarbeiter bei Stickstoffaustritt

In der Vergangenheit haben sich schon mehrere schwere Arbeitsunfälle bei Aurubis ereignet. Mitte Mai 2023 gab es einen schweren Gasunfall. Infolge eines Stickstoffaustritts kamen drei Mitarbeiter des Unternehmens ums Leben.

Anfang August vergangenen Jahres wurde ein Mann in etwa 25 Meter Höhe von einer fahrenden Hebebühne verletzt und erlitt Quetschungen am Oberkörper. Im Dezember 2022 hatten bei einer Verpuffung in einer Ofenanlage zwei Männer Brandverletzungen erlitten.

Aurubis: Schwere Diebstähle erschütterten den Konzern

Aurubis machte zudem Schlagzeilen durch massive Diebstähle von Edelmetallen, die sich in dem Werk vollzogen. Im Juni begann ein Prozess vor dem Landgericht Hamburg gegen drei Angeklagte. Sie sollen laut Anklage bei dem Unternehmen zwischen 2012 und 2016 für einen Schaden von 15,3 Millionen Euro gesorgt haben. Die Beschuldigten stehen wegen „gemeinschaftlichen und gewerbsmäßigen Betrugs in besonders schwerem Fall“ vor Gericht.

Im Februar war ein Prozess wegen Gold- und Silberdiebstählen zu Ende gegangen. Die Taten hatten sich zwischen 2020 und 2021 zugetragen, der Schaden lag bei rund zehn Millionen Euro. Das Landgericht verurteilte fünf der sechs Angeklagten zu mehrjährigen Haftstrafen.

Aurubis-Chef Harings muss gehen, Vorstand wird umgebaut

Aurubis hatte im September 2023 einen Fehlbestand an Edelmetallen gemeldet, der das Geschäftsjahr 2022/23 mit 185 Millionen Euro negativ belastete. In diesem Januar beschloss der Aufsichtsrat daher eine Neuaufstellung des Vorstands. Chef Roland Harings wird das Unternehmen Ende August verlassen. Toralf Haag, der bisher die Voith-Gruppe führt, übernimmt den Vorstandsvorsitz. Zudem gibt es weitere Rochaden im Vorstand.