Hamburg. Warenhauskette geht an amerikanisch-deutsches Konsortium. 70 Filialen sollen bleiben. Warum die Sorgen um Karstadt Mö groß sind.

Jetzt ist es offiziell: Das Bieterverfahren um die insolvente Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof ist beendet. Wie bereits durchgesickert war, übernimmt ein Konsortium aus der US-Investmentgesellschaft NRDC Equity Partners und dem deutschen Unternehmer Bernd Beetz den letzten deutschen Kaufhauskonzern. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Mehr als 70 der derzeit deutschlandweit 92 Filialen sollen fortgeführt werden.

Ob die drei Hamburger Standorte in der Innenstadt, in Eimsbüttel und im Alstertal-Einkaufszentrum mit insgesamt 400 Beschäftigten bleiben, bleibt indes weiter unklar. Ein möglicher Erhalt hängt von Verhandlungen mit den Vermietern der Warenhausimmobilien ab, von denen sich Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus Zugeständnisse erhofft. Dabei geht es insbesondere um die Standorte, die zur bisherigen Galeria-Eignerin Signa des österreichischen Geschäftsmanns René Benko gehören. Die meisten Entscheidungen zu den Filialen sollen noch im April fallen, kündigte Denkhaus an, spätestens aber im Mai.

Galeria Karstadt-Kaufhof: Hamburger Galeria-Beschäftigte bangen weiter

In Hamburg rückt das 1912 an der Mönckebergstraße eröffnete Karstadt-Haus besonders in den Fokus. Signa hatte die Immobilie in bester Innenstadtlage 2020 gekauft. In einem Interview mit unserer Redaktion hatte Insolvenzverwalter Denkhaus, der in Hamburg lebt, auf die Frage, ob Karstadt Mö besonders gefährdet sei, geantwortet: „Ganz grundsätzlich ist jede Filiale auf dem Prüfstand, in der die Mieten zu hoch sind. Aber klar ist auch, dass wir um jede einzelne Filiale kämpfen werden.“

Bei der Vorstellung der neuen Eigentümer am Mittwoch in Essen äußerte sich Investor Bernd Beetz selbstbewusst. „Wir wollen Galeria zum Erfolg führen“, so der Unternehmer und Präsident des Fußball-Drittligisten Waldhof Mannheim, der schon in den Chefetagen des US-Kosmetikkonzerns Coty und von LVMH Moët Hennessy – Louis Vuitton tätig war. Warum es diesmal besser klappen solle als bei seinen Vorgängern, mit denen es schließlich immer wieder nur abwärtsging – Insolvenzen eingeschlossen? „Wir sind einfach besser“, entgegnet Beetz, der vor einigen Jahren auch schon einmal Aufsichtsratsvorsitzender von Kaufhof war.

Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus (l.) Galeria-Chef Olivier Van den Bossche und Investor Bernd Beetz auf dem Weg zur Pressekonferenz in Essen, bei der die neuen Eigentümer der Warenhaus-Kette vorgestellt wurden.
Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus (l.) Galeria-Chef Olivier Van den Bossche und Investor Bernd Beetz auf dem Weg zur Pressekonferenz in Essen, bei der die neuen Eigentümer der Warenhaus-Kette vorgestellt wurden. © DPA Images | Fabian Strauch

Beetz und der US-Fonds NRDC, hinter dem der Amerikaner Richard Baker mit seiner Hudson‘s Bay Company (HBC) steht, die bereits von 2015 bis 2018 Kaufhof-Eigentümerin war, streben die Übernahme und Finanzierung von Galeria im Rahmen eines Insolvenzplans an. Dieser soll Ende April eingereicht werden, die Gläubigerversammlung soll Ende Mai darüber abstimmen. Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus wird voraussichtlich bis Ende Juli die Kontrolle über den Konzern behalten. Dann geht sie auf die neuen Eigentümer über.

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Dass der angeschlagene Warenhaus-Gigant jetzt erst mal wieder gerettet ist, hat bei Arbeitnehmervertretern und Gewerkschaften für Erleichterung gesorgt. Es zeichnet sich aber schon ab, dass mit der Übernahme erneut harte Einschnitte beim Personal verbunden sind. Derzeit sind bei Galeria knapp 13.000 Menschen beschäftigt, die weiter bangen müssen.

Galeria Karstadt Kaufhof: Hamburger Beschäftigte bangen weiter

In den kommenden Tagen werden die Verhandlungen über einen Sozialplan und eine Transfergesellschaft mit dem Gesamtbetriebsrat fortgeführt. „Da die Galeria-Beschäftigten zum dritten Mal innerhalb von drei Jahren in einem Insolvenzverfahren stecken, wollen sie zu Recht wissen, wie das genaue Konzept der Investoren aussieht und wie viel an Investitionen geplant ist“, sagte Heike Lattekamp von Ver.di Hamburg. Der Erhalt der drei verbliebenen Warenhäuser als Ankerstandorte in Hamburg sei äußerst wichtig. mik/ulf