Hamburg. Strategische Partnerschaft zwischen Optiker aus Hamburg und Arnsberg. Welche Läden schließen und welche konkreten Pläne Online-Händler verfolgt.

Die vergangenen Monate waren für die Beschäftigten von Edel-Optics nicht nur emotional eine Berg- und Talfahrt. Nachdem das Hamburger Unternehmen schon länger mit wirtschaftlichen Problemen gekämpft hatte, musste Gründer und Geschäftsführer Dennis Martens Ende Februar Insolvenz anmelden. Schon damals gab es die Hoffnung, dass sich Investoren finden würden. Jetzt ist klar, dass es für den Pionier im Online-Brillenhandel eine Zukunft gibt.

Mit einer neuen strategischen Partnerschaft hat der Hamburger Optiker Bode gemeinsam mit dem ebenfalls inhabergeführten Familienunternehmen Rottler aus dem nordrhein-westfälischen Arnsberg Edel-Optics aus der Insolvenz gerettet. Das Verfahren war zum 1. April eröffnet worden. Zeitgleich wurde der Kaufvertrag mit der neuen Eigentümer-Allianz geschlossen.

Edel-Optics: Neue Optiker-Allianz rettet Hamburger Unternehmen aus der Insolvenz

„Wir haben die Kompetenz im stationären Geschäft, aber uns fehlt die Onlinekompetenz. Edel-Optics ist als führender Anbieter im E-Commerce-Bereich der ideale Partner“, sagt Inhaber Carsten Bode im exklusiven Abendblatt-Gespräch. Alle 40 verbliebenen Edel-Optics-Beschäftigten werden übernommen. Auch die Geschäftsführung mit Dennis Martens bleibt im Amt und wird um den E-Commerce-Unternehmer Andreas Kursus erweitert, der den Angaben zufolge auch als Gesellschafter einsteigt. „Wir werden das neue Omnichannel-Geschäftsmodell in den nächsten Monaten nach und nach umsetzen“, so Carsten Bode, der die Optikerkette mit mehr als 80 Filialen in dritter Generation führt.

Geplant ist, dass Edel-Optics als Onlineplattform mit aktuell etwa 30.000 Brillenfassungen erhalten wird. Das eigene Stationärgeschäft, das bereits stark geschrumpft war, wird komplett aufgegeben. Der Hauptstandort am Ballindamm in der Hamburger Innenstadt wird spätestens Mitte Mai, ein weiterer in Buxtehude (Landkreis Stade) spätestens Mitte Juni geschlossen.

Edel-Optics-Filialen in der Hamburger City und in Buxtehude schließen

Vor-Ort-Services wie Beratung, Sehtests und Brillenanpassung sollen künftig über das Filialnetz von Bode und Rottler mit zusammen etwa 200 Standorten bundesweit angeboten werden. Auch die Zentrale des Onlinehändlers wird in nächster Zeit in die Nähe des Firmensitzes von Bode in Eppendorf verlegt. Für das Brillenlager, das sich im Moment noch am Ballindamm befindet, wird ein neuer Standort gesucht.

Edel-Optics war 2009 von Dennis Martens und dem Projektentwickler und Investor Tomislav Karajica (Imvest, Home United, Hamburger Ding) in Hamburg gegründet worden. Nach starken Wachstumsjahren mit 130 Beschäftigten in Höchstzeiten waren die Umsätze während der Corona-Pandemie und in der folgenden inflationsbedingten Konsumflaute massiv eingebrochen.

Investor Karajica war auch Gesellschafter von Edel-Optics

Obwohl Geschäftsführer Dennis Martens 2022 ein straffes Sparprogramm eingeleitet, Personal abgebaut und drei von fünf stationären Geschäften geschlossen hatte, konnte sich das Unternehmen nicht aus der wirtschaftlichen Schieflage herausarbeiten und hatte angesichts der drohenden Zahlungsunfähigkeit die Notbremse gezogen. Parallel hat Edel-Optics-Mitgesellschafter Karajica für inzwischen sieben Unternehmen aus seinem Firmenimperium Insolvenz angemeldet.

Schon bevor Edel-Optics den Schritt vor das Insolvenzgericht machte, hatte es nach Angaben von Geschäftsführer Martens mehrere Kaufinteressenten für den Online-Brillenhändler gegeben. Die Allianz um das Hamburger Traditionsunternehmen Bode war nach eigenen Angaben Ende Februar aktiv geworden. Die Verhandlungen hatte Insolvenzverwalter Tjark Thies von der Hamburger Kanzlei Reimer Rechtsanwälte geführt und innerhalb von vier Wochen abgeschlossen. „Wir freuen uns für die Mitarbeiter, Kunden und Gläubiger, dass wir mit Optiker Bode und Rottler überaus erfahrene und ambitionierte familiengeführte Unternehmen gefunden haben, die Edel-Optics zum berechtigten Erfolg führen werden“, sagt der Insolvenzexperte.

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Mit die Übernahme setzt die neue Allianz ein starkes Signal für die zukünftige Ausrichtung auf dem Optikmarkt, heißt es aus den Firmenzentralen von Bode und Rottler. Die Familienunternehmen arbeiten bereits seit 1978 in der Einkaufsgemeinschaft Opticland zusammen, zu der sich bundesweit 60 Unternehmen mit mehr als 600 Geschäften zusammengeschlossen haben.

In den kommenden Monaten soll das neue Geschäftsmodell mit Investitionen im Millionenbereich entwickelt werden. „Wir verlängern unser Sortiment auf die Plattform Edel-Optics“, sagt Carsten Bode. „Edel-Optics bekommt über unsere Filialen einen umfassenden Vor-Ort-Service.“ Ziel sei, den Online-Brillenanbieter wieder profitabel zu machen.

Neue Optiker-Allianz rettet Edel-Optics: Weitere Partner möglich

Im ersten Schritt werden die 200 Geschäfte der beiden neuen Eigentümer angeschlossen. Weitere Partner aus der Einkaufsgemeinschaft seien möglich. „Wir wollen ein relevanter Anbieter im deutschen Online-Optikmarkt werden“, sagt der Unternehmer auch mit Blick auf Marktführer Fielmann.