Hamburg. Unternehmen informiert Mitarbeiter. Doch es gibt offenbar Hoffnung. Warum es zu den Problemen kam und wie es weitergeht.

Für die Beschäftigten von Edeloptics beginnt die Woche mit schlechten Nachrichten: Am Montag hat die Geschäftsführung des Hamburger Optikers die Belegschaft darüber informiert, dass das Unternehmen in dieser Woche Insolvenz beim zuständigen Amtsgericht Hamburg anmelden wird. Das bestätigte ein Firmensprecher auf Abendblatt-Anfrage. Betroffen sind gut 50 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Der Geschäftsbetrieb läuft den Angaben zufolge weiter.

Nach starken Wachstumsjahren waren die Umsätze bei Edeloptics während der Corona-Pandemie und in der folgenden inflationsbedingten Konsumflaute eingebrochen. Obwohl ein straffes Sparprogramm eingeleitet worden war, hatte sich das Unternehmen aber offenbar nicht aus der wirtschaftlichen Schieflage herausarbeiten können und will jetzt die Notbremse ziehen.

Hamburger Optiker Edeloptics kündigt Insolvenz an – sieht aber Perspektive

Trotz der aktuellen Situation gebe es eine positive Perspektive, hieß es bei Edeloptics. Demnach habe es im Vorfeld Gespräche mit Interessenten gegeben, die sich einen Einstieg bei dem angeschlagenen Optiker vorstellen könnten. Weitere Angaben wurden nicht gemacht. Die Marktlage in der Branche ist nicht einfach. Im vergangenen Jahr hatten nach einer Mitteilung des Zentralverbandes der Augenoptiker zwei Online-Brillenhändler in Süd- und Westdeutschland Insolvenz angemeldet.

2009 von Geschäftsführer Dennis Martens und dem Hamburger Projektentwickler und Investor Tomislav Karajica (Imvest, Home United, Hamburger Ding) in Hamburg gegründet, gilt Edeloptics als Pionier im Online-Brillenhandel. In den ersten Jahren war das Unternehmen schnell gewachsen. Edeloptics, auf den Verkauf von Marken- und Sonnenbrillen zu günstigen Preisen und die Online-Anpassung von Gläsern spezialisiert, hat nach eigenen Angaben 60.000 Modelle im Sortiment, die weltweit über das Internet und in besten Zeiten in fünf Filialen in Hamburg und Buxtehude verkauft wurden. Bekannt war Edeloptics auch als Sponsor der edel-optics.de Arena in Wilhelmsburg, der Heimstätte der Hamburger Profi-Basketballmannschaft Veolia Towers.

Innovativ: Roboter bringen im Flagshipstore von Edeloptics am Ballindamm Brillen auf Anforderung aus dem Lager zu den Kunden.
Innovativ: Roboter bringen im Flagshipstore von Edeloptics am Ballindamm Brillen auf Anforderung aus dem Lager zu den Kunden. © Michael Rauhe / FUNKE Foto Services | Michael Rauhe

Der Flagshipstore am Ballindamm war 2020 nach langer Bauzeit mitten in der Corona-Pandemie eröffnet worden. Edeloptics setzt in dem Laden auf digitale Innovationen und ließ erstmals im deutschen Optikfachhandel einen Roboter, den sogenannten Brillenbutler, als Bedienung rollen. In der angeschlossenen Brillen-Boutique werden renommierte Luxusmarken wie Gucci, Tom Ford, DITA Eyewear, Porsche Design, Balmain in einzelnen Fächern mit Glasfront angeboten. Eine Brillenfassung kann schon mal 5000 Euro kosten.

Dass der Pionier in Schwierigkeiten war, zeigte sich erstmals im Juni 2022. Damals mussten zwei Geschäftsführer das Unternehmen nach kurzer Zeit wieder verlassen. Kurz darauf waren 30 der damals etwa 100 Stellen abgebaut worden. Zwei Edeloptics-Filialen wurden geschlossen. Kurz zuvor hatte der Immobilienunternehmer und Risikokapitalgeber Rolf Elgeti mit seiner Obotritia GmbH, der seit 2017 Mehrheitseigner des Brillenhändlers gewesen war, alle Anteile abgegeben. Diese waren von den Gründern, Dennis Martens und Tomislav Karajica, übernommen worden.

Edeloptics in Hamburg – Sparkurs nach Millionenverlusten

Schon damals war die wirtschaftliche Lage des Unternehmens prekär. Laut dem letzten im Bundesanzeiger veröffentlichten Firmenabschluss verbuchte die Edeloptics GmbH im Jahr 2021 einen Verlust von mehr als sieben Millionen Euro. Der nicht durch Eigenkapital gedeckte Fehlbetrag lag demnach bei 15 Millionen Euro. Weitere Geschäftszahlen wurden seither nicht veröffentlicht

Im Juli 2022 hatte Geschäftsführer Martens im Abendblatt-Interview erklärt, dass ein Sparprogramm eingeleitet worden sei. Unter anderem sollten die hohen Marketingkosten und Kooperationen mit Prominenten wie Sylvie Meis, Guido Maria Kretschmer oder Dieter Bohlen reduziert werden. „Unser Ziel ist, bis 2023 profitabel zu werden“, sagte er damals.

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Inzwischen ist auch die Filiale im Alstertal-Einkaufszentrum geschlossen. Geblieben sind nur das Geschäft am Ballindamm sowie ein weiteres in Buxtehude. Trotz des strikten Restrukturierungsprogramms hat dieses offenkundig nicht ausgereicht, um Edeloptics in ruhiges Fahrwasser zu steuern.

Die Wilhelmsburger Arena ist die Heimspielstätte der Hamburger Profi-Basketballmannschaft Veolia Towers. Nachdem Edeloptics den Vertrag für die Namensrechte nicht verlängert hat, läuft die Suche nach einem neuen Sponsor.
Die Wilhelmsburger Arena ist die Heimspielstätte der Hamburger Profi-Basketballmannschaft Veolia Towers. Nachdem Edeloptics den Vertrag für die Namensrechte nicht verlängert hat, läuft die Suche nach einem neuen Sponsor. © Andreas Laible / FUNKE Foto Services | Andreas Laible

Edeloptics: Hamburger Optiker muss Insolvenz anmelden

Das zeigt sich symbolträchtig noch an einem anderen Ort: Der Online-Optiker hatte den seit 2017 laufenden Vertrag über die Namensrechte der edel-optics.de Arena in Wilhelmsburg Ende 2022 auslaufen lassen. Kurz vor der Anmeldung der Insolvenz wurde bekannt, dass die Betreiber der Halle – die InselAkademie Sport- und Schulungszentrum Wilhelmsburg GmbH – und der Sponsor sich nicht über eine weitere Zusammenarbeit einigen konnten. Künftig heißt demnach die edel-optics.de-Arena wieder Inselpark Arena. Die Suche nach einem neuen Namenssponsor läuft bereits.