Hamburg. Hamburger Familienunternehmen setzt weiter auf stationären Handel – und auf Wachstum. Wo neue Filialen geplant sind.

Tradition wird bei Optiker Bode großgeschrieben. In der Vorzeigefiliale am Jungfernstieg hängen diverse Fotos, die von der Geschichte des Familienunternehmens erzählen: vom 1938 eröffneten ersten Geschäft in Barmbek über Werbeanzeigen in historischen Zeitungsausgaben bis zum Einsatz neuester Messtechnologie in der heutigen Zeit. Auch die drei Bodes Hans, Hansgeorg und Carsten, die seit 85 Jahren die Geschicke der Firma leiten, sind zu sehen. Demnächst kommt ein weiteres Gesicht dazu. John Bode, 24 Jahre alt, steht vor dem Einstieg bei dem Hamburger Optiker.

„Wir bereiten die Nachfolge vor“, sagt sein Vater und Geschäftsführender Gesellschafter Carsten Bode. Noch sei die Regelung in einer frühen Phase, aber der Bode der vierten Generation ist gesetzt. Er hat bereits einen Bachelor in Betriebswirtschaft in der Tasche sowie diverse Praktika in den USA.

Seit einigen Monaten arbeitet er als Digitalmanager in dem mittelständischen Betrieb mit 560 Beschäftigten. In den nächsten Jahren soll er Verantwortung übernehmen. Dabei setzt die Eigentümerfamilie verstärkt auf Wachstum. „Unser Ziel sind 100 Geschäfte“, sagt das Vater-Sohn-Duo.

Optiker Bode sucht weitere Standorte in Hamburg

Trotz Corona-Pandemie und schwieriger Wirtschaftslage mit hohen Preissteigerungen und der daraus resultierenden Konsumflaute hat Optiker Bode das Netz in den vergangenen zwei Jahren um acht Standorte erweitert – durch Übernahmen. Seit Jahresbeginn sind Bremen, Schleswig, Berlin (2) dazugekommen. Zum Monatsende folgt Bad Bramstedt. „In den meisten Fällen fehlte in den Betrieben ein Nachfolger“, sagt Carsten Bode zum Konzentrationsprozess in der Branche. Die Hamburger zählen mit aktuell 85 Filialen zu den größeren Augenoptikern in Deutschland.

Kerngebiet mit 17 Läden ist Hamburg. Zuletzt hatte Bode im vergangenen Jahr in der Hansestadt einen Betrieb am Mühlenkamp in Winterhude übernommen, umgebaut und im September neu eröffnet. „Der Umsatz hat sich seitdem verdoppelt“, sagt Bode. Weitere Flächen werden gesucht, etwa in Eppendorf oder Blankenese.

„Wir glauben an den stationären Handel“, sagt der Firmenchef. Gemeinsam mit seinem Sohn ist er vom Unternehmenssitz am Straßenbahnring in Hoheluft-Ost in den Flagshipstore am Jungfernstieg gekommen. Mitten in der Pandemie hatte die Familie 2021 das Geschäft mit 250 Quadratmetern, in dem mehr als 100 Jahre der Kunsthandel Langhagen & Harnisch war, gemietet und war von der gegenüberliegenden Straßenseite umgezogen.

Eine Million Euro stecken in dem Umbau der Filiale, in der 2500 vor allem hochwertige Brillenfassungen angeboten werden. Dazu gehören ein Kontaktlinsenstudio sowie ein Hörakustikbereich im Untergeschoss.

Optiker Bode: Umsatz und Gewinn trotz Krise im Plus

„Der Start war schwierig“, sagt der 52-Jährige. Kaum Touristen, dazu die meisten Beschäftigten in der City im Homeoffice, das schlug sich auch bei dem alteingesessenen Optiker nieder. Hizu kommt eine langwierige Baustelle vor der Tür. Inzwischen sei man bei der Geschäftsentwicklung für den Laden, der im vergangenen Jahr vom Handelsverband Deutschland als „Store of the Year“ ausgezeichnet worden war, wieder im Plan, sagen die Bodes. Konkrete Zahlen nennen sie nicht.

Aber die Umsatzentwicklung des gesamten Unternehmens zeigt wieder eine Aufwärtstendenz. 2022 lagen die Erlöse bei 61 Millionen Euro. „Wir haben für Krisenzeiten ein vernünftiges Wachstum“, sagt Carsten Bode. Nach seinen Angaben konnte der Optiker das Ergebnis der Vorjahre nahezu halten. „Die genaue Zahl kennt nicht mal meine Frau“, sagt der Firmenchef. Inzwischen aber sein Sohn, der wissend lächelt.

Dabei kommt Hamburgs zweitgrößter Optiker besser durch die schwierige Wirtschaftslage als Branchenprimus Fielmann, ebenfalls mit Sitz in Hamburg. Der börsennotierte Optik-Konzern hatte für 2022 zwar auch beim Erlös zugelegt, aber einen Gewinneinbruch gemeldet und sich in der Folge ein Sparprogramm verordnet.

Insgesamt war der Branchenumsatz nach Angaben des Zentralverbands der Augenoptiker und Optometristen im vergangenen Jahr im Vergleich zum Vorjahr um zwei Prozent auf 6,7 Milliarden Euro gestiegen. 88 Prozent des augenoptischen Umsatzes wurden demnach beim stationären Augenoptiker erwirtschaftet. Der Umsatzanteil des reinen Online-Vertriebs ging nach einer Erhöhung im Jahr 2021 wieder zurück.

Juniorchef John Bode ist Digitalmanager

Für das Familienunternehmen ein weiteres Indiz, dass sie mit ihrem Wachstumsplänen im stationären Handel richtig liegen. „Augenoptiker-Geschäfte wird es immer geben. Eine Brille will man aufprobieren und exakt anpassen lassen“, sagt Carsten Bode. Dabei setzt der aktuelle Bode-Chef auf die Innovationskraft der nächsten Generation.

Sohn John hat in den vergangenen Monaten verschiedene Digitalprojekte mit auf den Weg gebracht. Unter anderem startet eine neue Mitarbeiter-App, die bei der Beratung der Kunden unterstützen soll. Außerdem wird in den nächsten Wochen ein Onlineshop gelauncht. „Im ersten Schritt gibt es erst mal Sonnenbrillen“, sagt John Bode.

Auch wenn einige Online-Brillenanbieter bereits seit Längerem im Internet Korrektionsbrillen anbieten, rechnet er für das Familienunternehmen erst innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahre damit. Im Bereich von Gleitsichtgläsern sogar noch deutlich später.

„Für uns ist wichtig, dass die Qualität stimmt“, sagt Bode junior. Fielmann hatte zuletzt eine entsprechende App in Deutschland wieder offline geschaltet. Aktuell läuft ein Test auf dem österreichischen Markt. Hauptproblem ist neben der elektronischen Zentrierung der Brillengläser der Online-Sehtest. „Langfristig erwarten wir einen Online-Anteil von zehn bis 20 Prozent“, sagt John Bode selbstbewusst.

Im Herbst geht er erst einmal zum Masterstudium nach Barcelona, danach will der angehende Juniorchef Erfahrungen bei anderen Unternehmen sammeln. Ein bisschen Zeit kann er sich noch lassen, denn nicht nur Vater Carsten und Mutter Sybille arbeiten bei Optiker Bode in der Unternehmensspitze, auch Tante Sandra und Großmutter Birgit sind aktiv im Geschäft. Und dann gibt es ja noch seine beiden jüngeren Geschwister Henry und Milla. Optiker Bode soll Familiensache bleiben. Tradition eben.