Ein 17-jähriger Angeklagter sagte im Hamburger Piraten-Prozess aus, dass alle Angreifer bei der Tat unter Drogeneinfluss standen.

Hamburg. Unmittelbar vor dem Überfall auf den Hamburger Frachter „Taipan“ im April vorigen Jahres, haben die Täter nach eigenen Aussagen die Kaudroge Khat konsumiert. Das sagte einer der jüngsten Angeklagten im Hamburger Piraten-Prozess. „Alle haben es gegessen“, wurde der 17-Jährige übersetzt. Er habe bei der Anfahrt auf den Frachter dazu noch Haschisch geraucht, so der Angeklagte. Der Auftraggeber des Überfalls habe die kleinen Boote der Piraten mit dem grünen Kraut versorgt. Die Droge soll besonders wach machen sowie Hunger- und Angstgefühle unterdrücken.

Bereits seit seinem neunten Lebensjahr berausche er sich mit Khat, berichtete der 17-Jährige weiter. Dazu rauche er Zigaretten oder Haschisch, um die Wirkung zu verstärken. So tat es der Angeklagte nach eigenen Angaben auch am Tag des Überfalls. In der Kombination mit THC mache Khat aber häufig aggressiv. Ob und wie der Drogenkonsum Einfluss auf sein Verhalten zum Tatzeitpunkt hatte, gab der mutmaßliche Pirat nicht an. Im Januar hat er bereits seine Beteiligung an der Tat vor Gericht eingeräumt.

„Ich bin mir bewusst, dass ich einen Fehler gemacht habe. Es tut mir leid, dass ich mitgemacht habe“, sagte der 17-jährige Angeklagte nochmals am Montag unter Tränen in Richtung des Vorsitzenden Richters Bernd Steinmetz. Er habe aber keine andere Wahl gehabt. „Sie müssen verstehen, ich bin ein Mensch, der in Hunger und ständiger Gefahr aufgewachsen ist. Ich bitte Sie, das zu berücksichtigen.“ In seinem Heimatland Somalia habe er schon viel Leid sehen müssen, von Granaten zerfetzte Körper, sterbende Menschen und öffentliche Amputationen - deswegen sei er auch davon ausgegangen, in Deutschland zum Tode verurteilt zu werden.

Zehn mutmaßliche somalische Piraten müssen sich seit November 2010 wegen Gefährdung des Seeverkehrs und erpresserischen Menschenraubs vor dem Hamburger Landgericht verantworten. Der Prozess wird fortgesetzt.