Sie sollen in der Hansestadt vor Gericht gestellt werden. Jetzt sitzen die zehn mutmaßlichen Seeräuber im Untersuchungsgefängnis.
Hamburg. Die neun mutmaßlichen Piraten aus Somalia sind am Freitag einem Haftrichter in Hamburg vorgeführt worden. Er sollte den Männern die Haftbefehle verkünden, die ein Amtsgericht der Hansestadt Mitte April erlassen hatte. Der Jüngste der Verdächtigen - laut Gutachter 15 oder 16 Jahre alt – war bereits am Donnerstagabend, kurz nach der Ankunft der mutmaßlichen Seeräuber in Hamburg, bei einem Jugendhaftrichter. Dort habe er keine Angaben gemacht, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Wilhelm Möllers. Die zehn Somalier waren am Donnerstag aus den Niederlanden nach Deutschland gebracht worden, damit ihnen vor dem Hamburger Landgericht der Prozess gemacht werden kann. Lesen Sie dazu auch den Abendblatt-Bericht:
Die mutmaßlichen Piraten sind jetzt in Hamburg
Mehr als zwei Monate nach dem Überfall auf das Frachtschiff „Taipan“ sind zehn mutmaßliche Piraten nach Deutschland ausgeliefert worden, um in Hamburg vor Gericht gestellt zu werden. Die Somalier wurden von den Niederlanden an die Bundesrepublik übergeben. Am Donnerstagabend trafen die Männer in der Hansestadt ein und sitzen nun dort im Untersuchungsgefängnis, sagte Oberstaatsanwalt Wilhelm Möllers. Ihnen soll vor dem Hamburger Landgericht der Prozess gemacht werden. Damit stehen mutmaßliche Seeräuber aus Somalia zum ersten Mal in Deutschland vor dem Richter.
Die Verdächtigen waren laut Möllers am Donnerstagmittag an einem Autobahnübergang am Niederrhein – nahe dem nordrhein-westfälischen Emmerich-Elten – von niederländischen Beamten an Mitarbeiter des Bundeskriminalamts (BKA) übergeben worden. Ein Fahrzeugkonvoi mit 27 BKA-Beamten brachte die mutmaßlichen Piraten dann nach Hamburg. Kurz nach 19.00 Uhr erreichte der Gefangenentransport das Gefängnis im Zentrum der Hansestadt. In vier Kleinbussen – begleitet von einem Krankenwagen – fuhren die Somalier mit Blaulicht vor. Das graue Stahltor der Haftanstalt konnten sie indessen nicht sofort passieren: Der Konvoi hatte zunächst den falschen Eingang angesteuert und musste dann auf der Einbahnstraße wieder umkehren. Von den zehn Somaliern war derweil hinter den verdunkelten Scheiben nicht viel zu sehen.
Die Männer werden verdächtigt, das Containerschiff „Taipan“ am Ostermontag rund 500 Seemeilen vor der Küste Somalias überfallen und knapp vier Stunden in ihrer Gewalt gehabt zu haben. Dann waren sie von einem niederländischen Marinekommando überwältigt und festgenommen worden. Nach wochenlangem Tauziehen entschied ein Gericht in den Niederlanden Ende vergangener Woche, die Verdächtigen an Deutschland auszuliefern. In Amsterdam hatten sie sich zunächst mit juristischen Mitteln dagegen gewehrt.
Haftbefehle eines Hamburger Amtsgerichts gegen die mutmaßlichen Seeräuber gibt es bereits seit Mitte April – und zwar wegen Angriffs auf den Seeverkehr und versuchten erpresserischen Menschenraubs. Bei einer Verurteilung drohen den Männern Höchststrafen von 15 Jahren.
Ein Hamburger Jugendhaftrichter sollte dem Jüngsten der zehn Verdächtigen – er ist einem Gutachter zufolge 15 oder 16 Jahre alt - noch am Donnerstagabend den Haftbefehl verkünden. Die anderen neun Männer, die nach bisherigen Erkenntnissen alle volljährig sind, kommen an diesem Freitag vor den Haftrichter. Genaue Altersangaben gibt es bisher nicht.
Die Hamburger Staatsanwaltschaft hat bereits Beweismittel in ihrem Besitz – etwa fünf Kalaschnikows, zwei Granatwerfer, zwei Pistolen, Messer, zwei Enterleitern sowie Munition. Die Anklagebehörde hält die Beweislage gegen die Verdächtigen für eindeutig – schließlich wurden sie nach dem Überfall an Bord des Schiffes gefasst. Die Anklage gegen die mutmaßlichen Piraten soll voraussichtlich im Sommer stehen. Wann der Prozess gegen die Männer beginnt, ist offen.