Das Amtsgericht Hamburg hat Haftbefehl erlassen, doch die Seeräuber haben Einspruch gegen das Auslieferungsersuchen eingelegt.
Hamburg/Somalia. Die zehn somalischen Piraten, die am Ostermontag den Hamburger Containerfrachter "Taipan" im Indischen Ozean überfallen hatten, wehren sich gegen ihre drohende Auslieferung nach Deutschland. Die Seeräuber waren von einer niederländischen Kommandoeinheit überwältigt und gefangen genommen worden. Jetzt soll ihnen in Hamburg der Prozess gemacht werden.
Doch auf Anraten ihrer Pflichtverteidiger haben sie Einspruch vor einem niederländischen Gericht gegen das von der Hamburger Staatsanwaltschaft gestellte Auslieferungsersuchen eingelegt. Damit wird ein vereinfachtes und gleichsam beschleunigtes Auslieferungsverfahren unwahrscheinlich. 90 Tage haben die Richter des Amsterdamer Distriktgerichts nach niederländischem Recht Zeit, über die rechtliche Zulässigkeit der Auslieferung zu entscheiden, sagte eine Gerichtssprecherin gestern
Die Hamburger Staatsanwaltschaft geht davon, dass die Prüfung Ende Mai abgeschlossen sein wird. Dann allerdings können die Piraten weitere Rechtsmittel einlegen: Sollten die Niederländer dem Auslieferungsersuchen stattgeben, kann dieses Ergebnis erneut angefochten werden. "Wir gehen nicht mehr von einer zeitnahen und unverzüglichen Überstellung aus", sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft der Nachrichtenagentur dpa.
Nach dem Überfall auf das Schiff der Hamburger Reederei Komrowski hatte das Amtsgericht Hamburg gegen die zehn somalischen Piraten Haftbefehle erlassen. Sie lauten auf versuchten erpresserischen Menschenraub und Angriff auf den Seeverkehr, auf den allein mindestens fünf Jahre Gefängnis stehen.
Die Staatsanwaltschaft bleibt trotz der Verzögerung gelassen. "In Deutschland droht keine der Fristen zu verstreichen", so der Sprecher. Im Fall einer Anklageerhebung soll das Verfahren vor der Großen Strafkammer des Landgerichts verhandelt werden. Es wäre der erste Prozess gegen Piraten in der Bundesrepublik.
Die zehn Piraten wurden am vergangenen Mittwoch vom ostafrikanischen Dschibuti mit einer Militärmaschine in die Niederlande geflogen.