Hamburg. Jahrelange Wartezeit und Hunderte Euro teuer: Das gilt für viele Schwimmkurse in Hamburg – aber längst nicht alle. So finden Eltern freien Platz.
- Die Suche nach einem Anfänger-Schwimmkurs in Hamburg ist oftmals schwierig.
- Das liegt auch daran, dass sich Eltern bei mehreren Anbietern anmelden und so verschiedene Wartelisten füllen.
- Preislich ist in der Regel mit mehreren Hundert Euro zu rechnen – nur ein Anbieter sticht mit deutlich geringeren Kosten heraus.
Mancher Elternteil, der sein Kind in Hamburg mal eben so mir nichts, dir nichts für einen Anfänger-Schwimmkurs anmelden möchte, dürfte sein blaues Wunder erleben. Denn schon nach einer kurzen Internetrecherche wird klar: Bei Schwimmkursen ist mit teils mehrjährigen Wartezeiten zu rechnen.
Wer das Glück oder die Ausdauer hat, einen Kurstermin zu ergattern, muss dann auch noch ordentlich für das Kinderschwimmen blechen. Oftmals zahlen Eltern mehrere Hundert Euro, bis das Kind sein Seepferdchen-Abzeichen erhält.
Für die Preise und Wartezeiten gibt es laut den Schwimmschulen und -vereinen diverse Gründe: gestiegene Energiekosten, mangelnde Wasserflächen, die Schwierigkeit Personal zu finden – aber auch die Eltern trügen teilweise eine Mitschuld an den langen Wartelisten.
Schwimmkurse in Hamburg: Eltern sind für jahrelange Wartelisten mitverantwortlich
Ausgebucht. Ausgebucht. Ausgebucht. Durch die Webseiten der verschiedenen Schwimmschulen und Sportvereine in Hamburg zu scrollen, kann missmutig machen. Zu Unrecht, sagt Michael Dietel. Der Sprecher von Hamburgs größtem und städtischen Anbieter fürs Schwimmen und Schwimmenlernen, Bäderland, spricht von der „Mär von den langen Wartelisten“. Niemand müsse in Hamburg jahrelang auf einen Schwimmkurs warten, behauptet Dietel.
Der Grund: Eltern würden sich gleich bei einer Handvoll Schwimmschulen auf Listen setzen lassen, dann bei einer einen Platz bekommen und sich anschließend bei den anderen nicht abmelden. Hunderte Karteileichen dürften Dietel zufolge der eigentliche Grund für die immensen Wartelisten sein.
Wer zuerst kommt: Hamburger Schwimmschulen setzen auf feste Anmeldetage
Doch das ist tatsächlich nicht nur Dietels Theorie. Über das Phänomen klagen viele Anbieter von Schwimmkursen in Hamburg. Einige von ihnen, auch Bäderland, haben Konsequenzen gezogen: Hier gibt es jetzt feste Anmeldetage, an denen Eltern die Kurse per Windhundverfahren buchen. Wer zuerst kommt, schwimmt zuerst, quasi. Bei Bäderland gibt es drei dieser Termine jährlich: im April, im August und im Dezember.
Knapp 600 Anfänger-Schwimmkurse finden jährlich an 21 Bäderland-Standorten in Hamburg statt, das bedeutet über den Daumen gepeilt 6000 Seepferdchen-Vergaben. Völlig neu sei, dass nicht mehr alle Kurse voll würden, berichtet Dietel. Die Entwicklung lasse sich seit einem knappen Jahr beobachten. Mittlerweile lege Bäderland daher sogar Schwimmkurse außerplanmäßig zusammen.
Schwimmkurse Hamburg: „Nachfrage um einiges größer als unser Angebot“
Auch in der Schwimmabteilung des Niendorfer TSV gibt es mittlerweile feste Anmeldetage – die Sorge, nicht alle Kurse vollzubekommen, hingegen überhaupt nicht. „Die Nachfrage ist auf jeden Fall um einiges größer als unser Angebot“, berichtet Veronika Schipper, „und ich würde schätzen, dass man circa zwei bis drei Anläufe braucht, um einen Platz zu bekommen. Das wären dann sechs bis neun Monate.“
Der TSV könne vor allem deshalb nicht mehr Schwimmkurse anbieten, weil es kaum Schwimmlehrer gäbe. „Wir bräuchten dringend jemanden und können auch von stundenweise bis Teilzeit alles anbieten, haben aber keine Bewerber“, so Schipper, die beim TSV engagiert ist.
Mangel an Schwimmlehrern und Wasserflächen in Hamburg
Nicht nur am Personal mangele es, sondern auch an den Wasserflächen, berichtet Thomas Ahme, Erster Vorsitzender im SV Poseidon Hamburg. „Wasser ist in Hamburg im wahrsten Sinne eine knappe Ressource“, klagt er. „Es gibt einfach zu wenig Wasserflächen in Hamburg für die Wassersport treibenden Vereine und Verbände – da herrscht ein regelrechter Verteilungskampf.“ Auch das schränke die Menge der Kinderschwimmkurse ein.
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Besonders gebeutelt von fehlenden Wasserflächen sind alle Schwimmlehrer, die kein eigenes Becken haben. Christin Pump, Leiterin der Schwimmschule Beluga, zum Beispiel. Sie hat große Schwierigkeiten, sich zu bezahlbaren Konditionen bei Becken einzumieten, um dort Schwimmunterricht zu geben. Wenn sie um 100 Euro für die einstündige Miete einer Bahn gebeten werde, wie viel sollen dann die Eltern für diese Schwimmstunde aufbringen müssen?
Für Anfänger-Schwimmkurs in Hamburg sind meist mehrere Hundert Euro fällig
Doch auch ein Schwimmbad zu betreiben, ist teuer. Insbesondere die gestiegenen Energiepreise belasten die Bäder enorm. Die Kostensteigerungen bekommen mittelbar auch Eltern zu spüren, die einen Anfänger-Schwimmkurs buchen möchten. Denn Schwimmenlernen ist zwar im Zweifel überlebenswichtig, aber trotzdem richtig happig. In der Regel werden mehrere Hundert Euro fällig.
Ein kleiner Preisvergleich: Beim Niendorfer TSV geht es ab 85 Euro für zehn 30-minütige Einheiten los. Zum Erreichen des Abzeichens brauchen die Kinder laut Veronika Schipper aber 30 bis 50 Einheiten. Der Schwimmsportverein Poseidon ruft ähnliche Preise auf. Er bietet Kurse mit zehn Einheiten à 60 Minuten für 160 Euro an, Mitglieder zahlen 50 Euro weniger.
In der Schwimmschule Delphin kostet ein Intensivkurs mit 15 Kurseinheiten derzeit sogar 300 Euro. Trotzdem müssen Eltern hier bis zu zwei Jahre auf einen Platz warten. Das städtische Unternehmen Bäderland verlangt für einen Anfänger-Schwimmkurs mit 20 Einheiten à 30 Minuten rund 180 Euro.
Hamburg: Schwimmkurse bei der DLRG besonders günstig
Heiko Mählmann ist Präsident der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) in Hamburg. Ihm sind die hohen Kursgebühren ein Dorn im Auge. Es dürfe nicht sein, dass nur jene Kinder schwimmen lernen, deren Eltern es sich leisten können, sagt er. Und auch teure Schwimmbad-Eintritte hält er für problematisch. Sie würden dazu führen, dass ärmere Familien dort schwimmen gehen, wo es gratis ist: in der gefährlichen Elbe zum Beispiel.
Die DLRG versucht daher, sehr günstige Konditionen anzubieten. Ein Anfänger-Schwimmkurs koste beispielsweise lediglich um die 100 Euro und dauere für jedes Kind so lange, bis es tatsächlich sicher schwimmen könne. Einen so lukrativen Preis kann die DLRG nur deshalb anbieten, weil sämtliche Schwimmlehrer hier ehrenamtlich unterrichten – und zwar vollständig ohne Entlohnung, nicht einmal eine Übungsleiterpauschale gebe es, sagt Hamburgs DLRG-Präsident Mählmann.