Hamburg. Auch mit Blick auf die jüngsten Schwimmunfälle sollen Lehrbecken auf Vordermann gebracht werden. Das sind die Standorte.

Die jüngsten Badeunfälle in Hamburg haben es noch einmal klargemacht: Es gibt immer noch zu viele Kinder (und teilweise auch Jugendliche oder Erwachsene) in der Stadt, die nicht gut genug schwimmen können. Laut DLRG hat sich die Zahl der Nichtschwimmer etwa durch die Corona-Pandemie (wegen ausgefallener Schwimmstunden) vermutlich erhöht, auch gibt es wohl unter nach Hamburg gekommenen Geflüchteten viele Nichtschwimmer.

Laut Angaben des Senats aus dem vergangenen Jahr verließ im Schuljahr 2021/22 gut jeder vierte Viertklässler die Grundschule, ohne wenigstens das Seepferdchen-Abzeichen bekommen zu haben, für das man 25 Meter schwimmen muss. Den Freischwimmer (15 Minuten Schwimmen) schafften weniger als zwei Drittel der Viertklässler. Die Stadt steuert seither mit neuen Schwimmlern-Angeboten gegen.

Schwimmbad Hamburg: Diese acht Lehrschwimmbecken gibt es in der Stadt

Um weiterhin vielen Menschen in Hamburg das Schwimmenlernen zu ermöglichen, wollen SPD und Grüne nun auch die acht in der Stadt noch bestehenden Lehrschwimmbecken (LSB) modernisieren und haben dazu einen Antrag in die Bürgerschaft eingebracht. Die LSB sind kleinere und nur bis 1,30 Meter tiefe Becken, in denen Nichtschwimmern das Schwimmen beigebracht werden kann. In den 2000er-Jahren hatte der CDU-Senat die bis dahin an den Schulen verfügbaren LSB aufgegeben, an immerhin acht Standorten aber übernahmen freie Träger die Becken.

So gibt es derzeit noch diese acht LSB in freier Trägerschaft:

  • LSB Mendelssohnstraße | Altona | Träger: Sternipark e.V.
  • LSB Swattenweg | Altona | Träger: LuFISch e.V.
  • LSB Lohkampstraße | Eimsbüttel | Träger: SV Eidelstedt von 1880 e.V
  • LSB Paul-Sorge-Straße | Eimsbüttel | Träger: Niendorfer TSV von 1919 e.V.
  • LSB Turmweg | Eimsbüttel | Träger: Schwimmschule Turmweg e.V.
  • LSB Steinadlerweg | HH-Mitte | Träger: Hamburger Schwimmverband e.V.
  • LSB Eberhofweg | HH-Nord | Träger: Hamburger Schwimmverband e.V.
  • LSB Bramfelder Weg | Wandsbek | Träger: Farmsener Turnverein von 1926 e.V.

Allerdings sind die Becken mittlerweile in die Jahre gekommen. „Nach der Übertragung der LSB an gemeinnützige (Sport-)Vereine, die nur mit einer teilweisen Sanierung der Anlagen verbunden war, ist bei diesen mittlerweile ein besonderer Instandsetzungsrückstand bei der Heiz- und Lüftungstechnik, den Wasseraufbereitungsanlagen sowie teilweise den Gebäudehüllen entstanden“, heißt es im Bürgerschaftsantrag von SPD und Grünen, der dem Abendblatt vorliegt. „Die Trägervereine selbst sind zu einem Großteil bislang nicht in der Lage, den Abbau dieses Sanierungsstaus aus eigenen Mitteln sicherzustellen. Die vorhandene Technik ist vielfach beschädigt und nicht mehr vollumfänglich in Funktion, sodass auch ein Ausfall der Anlagen und somit eine Schließung der Bäder und ein Verlust von dringend benötigter Wasserfläche zu befürchten ist.“

Schwimmbäder: Zunächst muss der Sanierungsbedarf der Lehrschwimmbecken ermittelt werden

Neben dem Angebot von Bäderland sowie weiterer Bäder in freier Trägerschaft leisteten die LSB einen „wesentlichen Beitrag zum Schwimmenlernen in Hamburg“, so der Antrag weiter. Die Träger bräuchten daher „Unterstützung bei der Planung und Umsetzung der energetischen Sanierung und Modernisierung, um die relevante Schwimminfrastruktur weiterhin bereitstellen zu können“. Durch eine Modernisierung könnten die Anlagen „auch einen Beitrag zur Erreichung der Hamburger Klimaschutzziele“ leisten.

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In einem ersten Schritt soll laut dem rot-grünen Antrag jetzt zunächst der genaue Sanierungsbedarf in den acht LSB festgestellt werden. Für die dafür nötigen Gutachten soll die Stadt gemäß dem Antrag nun 400.000 Euro freigeben. Ziel ist es, „einen Sanierungs- und Finanzierungsfahrplan für jedes LSB zu entwickeln“ und letztlich „Mittel z. B. aus dem Bundesprogramm ‚Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur‘“ zu bekommen „oder eine andere geeignete Bundesförderung einzuwerben“.

Lehrschwimmbecken: „Es war ein Fehler der CDU, diese an den Schulen zu schließen“

„Schwimmen lernen rettet Leben“, sagte SPD-Sportpolitikerin Juliane Timmermann. „Gerade im Sommer häufen sich die Badeunfälle, bei denen Menschen durch fehlende Schwimmkenntnisse in Gefahr geraten.“ Die leichtfertige Entscheidung der CDU, die Lehrschwimmbecken an Hamburger Schulen zu schließen, hätte 2006 zu einem Verlust von Trainingskapazitäten geführt. „Es ist dem Engagement von Vereinen, Verbänden, dem Hamburger Sportbund und Schulinitiativen zu verdanken, dass acht dieser Becken in freier Trägerschaft erhalten blieben.“ Nun müssten die Lehrschwimmbecken saniert werden. „Ob Babyschwimmen, Rehasport oder Kurse für Frauen aus migrantischen Communitys – sie bieten einer Vielzahl von Hamburgerinnen und Hamburgern die Möglichkeit, schwimmen zu lernen und gesund zu bleiben.“

Mit Bäderland habe die Stadt zwar „einen starken Partner, der für qualitativ gute Schwimmbäder im gesamten Stadtgebiet sorgt“, sagte Grünen-Sportpolitikerin Maryam Blumenthal. „Trotzdem sind Wasserflächen und Schwimmzeiten begrenzt, weshalb wir auf die Unterstützung von mehreren Vereinen und dem Hamburger Schwimmverband mit seinen acht Lehrschwimmbecken angewiesen sind“, so Blumenthal. Durch den Anschub der Sanierungen „sichern wir nicht nur die Schwimminfrastruktur, sondern sorgen weiterhin für gutes und nachhaltiges Schwimmenlernen für alle“.