Hamburg. Große Pläne für Bauruine in Hamburg. Partei feierte bei Bezirkswahlen Erfolge. Mit welchem Personal sie ins Landesparlament einziehen möchte.

Das erste Mal ist es nicht, dass Volt bei der Wahl zur Hamburgischen Bürgerschaft mitmischen will. Doch im Vergleich zu 2020 stehen die Chancen, dass die lila Partei bei der kommenden Wahl im März tatsächlich den Einzug ins Landesparlament schafft, ziemlich gut. Schließlich konnte sich die Gar-nicht-mehr-so-Kleinpartei schon bei den Bezirksversammlungswahlen im Juni in allen Bezirken, in denen sie antrat, mindestens fünf Prozent der Stimmen sichern. Damit überholte sie in Hamburg-Mitte und Hamburg-Harburg die FDP, in Altona sogar die AfD.

Umso motivierter blickt Volt Hamburg gen Bürgerschaftswahl. Am Sonntag nominierte sie zwei Spitzenkandidaten, die für die pro-europäische Partei ins Rennen gehen sollten. „Aufmerksamkeit haben wir diesmal schon – das unterscheidet diese Wahl von den Wahlkämpfen davor. Andererseits wird man genauer und auch kritischer auf uns blicken“, erwartet Patrick Fischer, der als Mitglied der Europa-Partei ins Landesparlament einziehen will.

Volt Hamburg will in die Bürgerschaft – und den Elbtower retten

So ist es bei Volt Usus: Der Hamburger Ableger der Partei hat am Sonntag mithilfe zweier Listen abgestimmt, eine mit männlichen und eine mit weiblichen Bewerbern auf die Kandidatenposten. Durchsetzen konnten sich unter den knapp 50 Parteimitgliedern, die sich eine Kandidatur vorstellen konnten, letztlich Britta Peters und Patrick Fischer.

Peters kommt aus Hamburg und hat eine bewegte Erwerbsbiografie. Unter anderem war die alleinerziehende Mutter für die Vereinten Nationen in Kenia und Somalia tätig. Derzeit ist sie Senior Beraterin für EU-Forschungsprojekte und außerdem im Kreativraum Jupiter im ehemaligen Karstadt-Gebäude engagiert.

Peters inhaltliche Schwerpunkte sind zirkuläres Wirtschaften, Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Was die Volt-Spitzenkandidatin in Hamburg konkret anstoßen möchte? Da denkt sie groß: Der Elbtower soll von einer Bauruine zum gemeinschaftlich-genossenschaftlich organisierten Multifunktionsturm werden. „Tower to the people“, so das Schlagwort.

Aber auch soziale Themen wolle sie in die Bürgerschaft tragen, sagt die 49-Jährige: „Ich bin ja auch eine Frau, eine Mutter und alleinerziehend. Ich glaube nicht, dass der Weg, den wir momentan gehen, der richtige ist. Frauen bleiben hinter ihren Potenzialen zurück.“

Schulleiter von Harburger Gymnasium will für Volt in die Bürgerschaft

Patrick Fischer, ebenfalls Volt-Spitzenkandidat für die Bürgerschaft, ist seit dessen Gründung vor fünf Jahren Teil des Hamburger Landesverbands. Der 41-Jährige sitzt für die Partei in der Altonaer Bezirksversammlung. Sein politisches Hauptanliegen: die gesellschaftliche Spaltung und soziale Ungleichheit in der Stadt reduzieren. „Egal worum es geht: Wohnen, Arbeiten, Mobilität – bestimmte Gruppen in unserer Stadt sind maximal unbeachtet“, sagt er.

In der Bürgerschaft wolle er sich insbesondere in den Bereichen Mobilität und Bildung engagieren. „Wir müssen die Ressourcen ausweiten, um den Schülerinnen und Schülern aller Schulformen gerecht zu werden, individuelle Lernwege zu ermöglichen und damit die Pädagogen nicht ausbrennen“, sagt er – als Schulleiter eines Harburger Gymnasiums weiß er genauestens über Situation in Hamburgs Bildungseinrichtungen Bescheid.

Volts vollständiges politisches Programm für die Bürgerschaftswahl im März werde derzeit ausgearbeitet und soll Ende November veröffentlicht werden.

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Volt Hamburg mit stark steigenden Mitgliederzahlen

Volt Hamburg hat zuletzt ein starkes Mitgliederwachstum verzeichnet. Vor der Europawahl im Juni habe die Partei in Hamburg knapp 200 Mitglieder gezählt, jetzt seien es schon rund 330 und viele weitere Anmeldungen noch nicht bearbeitet, erzählt Jacob Schoo, Co-Landesvorsitzender der Partei. „Volt ist der frische Wind, den Hamburg braucht, den wir alle und unsere Demokratie brauchen“, sagt er. „Volt ist das Gegenteil der AfD.“ 

Die Landesspitze vermutet, dass die steigenden Zustimmungswerte auch damit zu tun haben, dass andere Parteien sich zunehmend konservativer zeigen. Für Menschen, die eine linke, progressive Kraft wählen wollen, komme Volt immer öfter infrage: „Parteien, die sich entschieden haben, die Grenzen jetzt zu schließen, standen vorher noch für offene Grenzen und ein offenes Europa. Wir bleiben eine authentische Stimme pro Europa und pro Menschlichkeit“, so die Co-Landesvorsitzende Kira Kristin Junge.