Hamburg. FDP und Grüne reagieren auf Aussagen zu illegaler Migration. Christoph Ploß sieht Jungfernstieg als Symbol für gescheiterte Politik.

Nach den teilweise gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen jungen Männern und zahlreichen Polizeieinsätzen ist der Hamburger Jungfernstieg nun offenbar zum politischen Schlachtfeld geworden. Ausgelöst hat die verbal heftig geführte Debatte der Bundestagsabgeordnete Christoph Ploß (CDU) mit einem Video auf der Social-Media-Plattform X des US-Unternehmers Elon Musk (vormals Twitter), in dem er sagt: „Ich stehe hier am Hamburger Jungfernstieg, und hier merkt man zu jeder Tageszeit, besonders abends, die Folgen der illegalen Migration.“ Der Jungfernstieg habe sich zum Negativen verändert. „Deswegen“, so Ploß, „muss eines allen klar sein: Die illegale Migration nach Deutschland muss gestoppt werden, notfalls auch durch Zurückweisung an den deutschen Grenzen.“

Die Reaktionen auf das Video kamen prompt. Michael Kruse, Hamburger FDP-Abgeordneter in Berlin, postete: „Christoph, wann bist Du falsch abgebogen? Ich hab den Eindruck, dass Du weder am #Jungfernstieg, noch sonst wo irgendwas merkst – sonst würdest Du solche fremdenfeindlichen Äußerungen nicht tätigen. Problem illegale Migration muss gelöst werden – Dein Verhalten hilft dabei nicht.“

Jungfernstieg: Video von Christoph Ploß (CDU) ruft heftige Reaktionen hervor

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Die Hamburger Grünen-Mitfraktionschefin Jennifer Jasberg schrieb, die Lage am Jungfernstieg spitze sich zu. „Offenbar hält sich dort ein verwirrter Christdemokrat auf, der beim Anblick von Menschen, die anders aussehen als er, von ,illegaler Migration‘ spricht – in einer Stadt, in der die Hälfte aller Kinder einen Migrationshintergrund hat.“

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Die Reaktionen im Netz und auf den gängigen Social-Media-Plattformen gehen hart mit Ploß ins Gericht, bis hin zu persönlichen Anfeindungen. Tatsächlich aber scheint es Teil der politischen, vor allem von den nahenden Wahlkämpfen in Hamburg (Bürgerschaftswahl am 2. März 2025) und im Bund (Bundestagswahl im Herbst 2025) geprägten Auseinandersetzung geworden zu sein, sich gegenseitig Populismus vorzuwerfen.

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So kritisierte der aus der CDU ausgetretene, frühere Spitzenkandidat Marcus Weinberg, seine ehemaligen Parteifreunde setzten zu sehr auf Populismus und Polarisierung. Hamburgs CDU-Chef Dennis Thering wies das von sich. Zuletzt erklärte er trotz der CDU-Unterstützung für einen AfD-Mann im Bezirk Bergedorf, die „Brandmauer“, also eine scharfe Abgrenzung zu den Rechtspopulisten, stehe weiterhin.

Am Jungfernstieg hatte sich die Situation zwischen Jugendbanden und feiernden Jugendlichen zunächst beruhigt. Allerdings hat das nach Einschätzung von Behörden offenbar auch damit zu tun, dass Hamburgs Promenier-Boulevard derzeit aufwendig umgebaut wird. Neben gewaltigen Baustellen halten sich auch Partybeflissene nicht gerne auf.