Hamburg. Marcus Weinberg, Bürgerschaftswahl-Spitzenkandidat 2020, verließ die Partei nach 38 Jahren und attackierte die Hamburger Union scharf.
Ein echtes Bedauern kommt Dennis Thering, dem designierten CDU-Spitzenkandidaten für die Bürgerschaftswahl am 2. März 2025, nach dem Parteiaustritt des langjährigen CDU-Bundestagsabgeordneten Marcus Weinberg nicht über die Lippen. „Ich habe es zur Kenntnis genommen. Das kam für uns tatsächlich nicht überraschend. Wir wünschen Marcus Weinberg für die Zukunft alles Gute“, sagt Thering im Interview mit dem Abendblatt. Weinberg hatte im Abendblatt-Gespräch seinen Austritt nach 38 Jahren der Mitgliedschaft „nach sehr langer und reiflicher Überlegung“ erklärt.
Mit Weinberg an der Spitze hatte die CDU bei der Wahl 2020 nur 11,2 Prozent erreicht und damit das schlechteste Ergebnis ihrer Geschichte eingefahren. In der Folge hatte ein Entfremdungsprozess zwischen Weinberg, der sich dem christlich-sozialen und liberalen Flügel der Partei zurechnet, und der Hamburger Partei eingesetzt, die sich nun konservativer ausrichtete. Er erkenne bei der gesellschaftspolitischen Haltung der CDU „Linien und Ausrichtungen, die nicht meine sind“, sagte Weinberg. „Als Konformist tauge ich nicht, und eine Karteileiche werde ich nicht werden“, fügte der 57 Jahre alte Lehrer hinzu.
CDU in Hamburg zu Weinberg-Abgang: „Es gibt Mitglieder, die kommen, und Mitglieder, die gehen“
„Marcus Weinberg hat immer zum Ausdruck gebracht, wofür er steht und wofür er nicht steht. Davon lebt eine Volkspartei. Er hat sich entschieden, die CDU zu verlassen. Das akzeptieren wir“, sagt Thering. „Jedes Mitglied, das uns verlässt, schmerzt uns. Es gibt Mitglieder, die kommen, und Mitglieder, die gehen“, sagt der Landes- und Fraktionsvorsitzende. Aber: „Seit der historischen Wahlniederlage 2020 habe ich die Partei mit viel Unterstützung aus allen Parteigliederungen und von Christoph Ploß als meinem Vorgänger als Landesvorsitzender wieder aufgebaut. Wir haben seit Jahresbeginn mehr als 400 Neumitglieder in der CDU Hamburg begrüßen können, darunter die ehemalige Spitzenkandidatin der FDP, Anna von Treuenfels-Frowein.“
Weinberg hatte seinen Austritt unter anderem mit dem Vorwurf begründet, die CDU und damit auch Thering setzten zunehmend auf „Populismus und Polarisierung“. Thering weist den Vorwurf zurück. „Wir sprechen Themen an, die den Hamburgerinnen und Hamburgern unter den Nägeln brennen. Wir sind für eine Begrenzung der Migration, für eine Verhinderung der illegalen Zuwanderung, für mehr Sicherheit, für fließenden Verkehr und eine florierende Wirtschaft. Das hat für mich nichts mit Populismus zu tun“, sagt der Parteichef.
Weinberg hatte bei der Wahl 2020 kein Bürgerschaftsmandat errungen, obwohl er Spitzenkandidat war. Bei der Aufstellung der Landesliste für die Bundestagswahl erhielt der langjährige Berliner Abgeordnete und bundesweit anerkannte Familienpolitiker keinen sicheren Platz mehr. „Es gibt keinen Automatismus für sichere Listenplätze. Das muss man sich in einer Partei immer wieder erarbeiten. Marcus Weinberg hat bei der Bundestagswahl 2021 im Wahlkreis Altona direkt kandidiert, den Wahlkreis aber nicht gewinnen können“, sagt Thering.