Hamburg. Dennis Thering wird Vorsitzender der CDU in Hamburg. Welches Ziel die Partei damit verfolgt und wie es für Christoph Ploß weitergeht.

Die CDU Hamburg überraschte am Sonntagmittag mit einem Paukenschlag: Christoph Ploß gibt das Amt des Landesvorsitzenden ab. Neuer Chef der Christdemokraten soll Dennis Thering werden, der bereits die Fraktion in der Bürgerschaft führt. Den entsprechenden Vorschlag beschloss der CDU-Landesvorstand am Sonntag einstimmig bei einer Klausurtagung, hieß es. Nun müssen die Delegierten dem Vorschlag am 3. April beim Landesparteitag noch zustimmen.

Ziel sei es, so Ploß und Thering, den Fraktions- und den Parteivorsitz in eine Hand zu legen, um den Wahlkampf zur Bürgerschaftswahl 2025 auf eine Person zuzuschneiden. Thering hatte kürzlich im Abendblatt exklusiv angekündigt, dabei als Spitzenkandidat seiner Partei ins Rennen gehen zu wollen. „Mit der Bündelung von Fraktion und Partei in einer Hand gehen wir als ein starkes Team in die Wahl 2025“, sagte Thering. „Ich übernehme mit diesem Schritt Verantwortung für die gesamte CDU Hamburg und meine Heimatstadt. Damit mache ich meine Entschlossenheit für ein starkes CDU-Ergebnis bei der Bürgerschaftswahl 2025 deutlich.“

CDU Hamburg: Ploß und Thering gelingt ein Überraschungs-Coup

Beide Politiker bemühten sich bei der Pressekonferenz am Sonntag in der CDU-Zentrale am Leinpfad nach Kräften, nicht den Eindruck eines Machtkampfes um die Führung der Partei aufkommen zu lassen, und waren sichtlich zufrieden, dass ihr Überraschungscoup geglückt ist. „Wir sind seit Monaten darüber im Gespräch“, sagte Ploß. Die Initiative sei dabei von ihm ausgegangen, erklärte er auf Nachfrage. „Fraktions- und Parteivorsitz in eine Hand zu legen, war ein langgehegter Plan“, sekundierte Thering (38). Dass aus den Vier-Augen-Gesprächen nichts nach außen gedrungen ist, unterstreiche ihr Vertrauensverhältnis.

Die Entscheidung sei einvernehmlich getroffen worden und solle die Einigkeit in der Partei demonstrieren. Viel war am Sonntag vor der Presse die Rede vom „lieben Dennis“ und dem „lieben Christoph“. Thering sagte: „Auch wenn es der ein oder andere nicht glauben mag: Es gibt echte Freundschaften auch in der Politik.“

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So solle die Entscheidung zum Besten für die Partei sein: „Der Wechsel jetzt bringt uns in eine bessere Ausgangslage für die Bürgerschaftswahl“, betonte Thering. Dazu müsse alles auf eine Person konzentriert werden, nämlich auf ihn als Spitzenkandidat-Kandidaten. Offiziell ist seine Spitzenkandidatur noch nicht beschlossen. Stimmt der Parteitag Anfang April zu, dass Thering neuer Landeschef wird, wäre dieses aber eine weitere deutliche Vorentscheidung. „Wir möchten damit ein klares Signal der Entschlossenheit nach draußen senden“, so Thering. Der könne Fraktions- und Parteiarbeit enger miteinander verzahnen, ergänzte Ploß.

Christoph Ploß sieht seine politische Zukunft in Berlin

Im Visier haben die beiden CDU-Politiker aber nicht nur die Bürgerschaftswahl 2025, sondern zuvor 2024 auch die Wahlen zu den Bezirksversammlungen und zum Europa-Parlament sowie die Bundestagswahl 2025.

Thering dankte Ploß dafür, dass der sich „bewusst ein Stück zurücknimmt“ und sprach von einer großen Geste. Ploß, der durchaus als ehrgeizig bekannt ist, will sich ganz auf die Bundespolitik konzentrieren, die ihn auch terminlich sehr einspanne. „Ich habe immer klar gemacht, dass ich meine politische Zukunft in Berlin sehe“, sagte der 37-Jährige. Ploß sitzt seit 2017 für die Hamburger CDU im Bundestag. Diese Arbeit möchte er fortsetzen. Thering revanchierte sich: „Ich werde den Parteigremien vorschlagen, dass Christoph Ploß auch bei der Bundestagswahl 2025 die Landesliste der Hamburger CDU anführen wird“, sagte er am Sonntag. Er freue sich auf die weiterhin enge und freundschaftliche Zusammenarbeit.

CDU will die Schwäche des rot-grünen Senats nutzen

Ploß hatte zunächst eine positive Bilanz seiner Amtszeit gezogen: Nach der historischen Niederlage bei der Bürgerschaftswahl 2020 mit 11,2 Prozent der Stimmen sei die finanzielle Lage des Landesverbandes schwierig gewesen, die Wahrnehmbarkeit in der Stadt kaum vorhanden. „Wie haben den Schuldenberg abgebaut, legen jetzt einen Haushalt mit 55.000 Euro Überschuss vor, haben uns inhaltlich neu ausgerichtet und es geschafft, Köpfe in die Öffentlichkeit zu bringen, die für unsere Themen stehen“, sagte Ploß. In Umfragen komme die CDU in Hamburg endlich wieder auf Werte um 20 Prozent, „das hätte uns nach der letzten Bürgerschaftswahl wohl niemand zugetraut.“

So werde der Wettbewerb für die Wahl zur Bürgerschaft zu einem „echten Dreikampf“ auf Augenhöhe mit SPD und Grünen“. Die Schwäche des rot-grünen Senats wolle man nutzen, um für eigene Ideen für Hamburg zu werben.