Hamburg. Nach Personalnot und hoher Ausfallquote: Hadag will 2024 zum Erfolgskurs zurück. Warum die HBEL-Linie vielleicht eingestellt wird.

Es war ein turbulentes Jahr für die Hadag. Personalnot und defekte Fähren haben zu einer hohen Ausfallquote bei den Elbfähren geführt. Das soll sich 2024 ändern. Mehr Personal und neue Schiffe sollen ab April die Fahrgäste verlässlich über die Elbe bringen. Dann wird auch verspätet auf den Sommerfahrplan umgestellt. Bis dahin müssen Fahrgäste weiter mit Einschränkungen rechnen.

Ausfälle sollen nicht nur insgesamt reduziert, sondern so verteilt werden, dass die Unannehmlichkeit für die Fahrgäste möglichst gering sind. „Die Ausfälle, die wir haben, treffen besonders Berufspendler“, sagt Tanja Cohrt, Hadag-Vorständin Betrieb und Personal. Deswegen sollen insbesondere die für diese Gruppe besonders relevanten Linien vor Ausfällen geschützt werden. Dazu zählen die Linien 62, die von Finkenwerder bis Landungsbrücken fährt, und die Linie 68 von Teufelsbrück bis Airbus (Elbtor).

Hafen Hamburg: Touristische Hadag-Fährlinie 72 seit dem 9. März eingestellt

Seit dem 9. März ist deshalb die touristische Linie 72, die zwischen Landungsbrücken und der Elbphilharmonie fährt, eingestellt. Dadurch werden zwei Schiffsführer frei, die auf den Linien 62 und 68 stabilisierend eingesetzt werden. Die Linie 72 umfasst zwar mit der Station Arningstraße auch eine Elbquerung, diese wird jedoch über die Linie 73 bedient. Somit können knapp 180 Pendler täglich die Verbindung zur Arningstraße weiterhin nutzen. „Dadurch können wir den Ausfällen gut entgegenwirken“, erklärt Tanja Cohrt.

Die Linie 73 bedient übergangsweise die Station Arningstraße, damit täglich 180 Berufspendler die Verbindung weiterhin nutzen können.
Die Linie 73 bedient übergangsweise die Station Arningstraße, damit täglich 180 Berufspendler die Verbindung weiterhin nutzen können. © Hadag | Hadag

Ab Ende April soll die Linie 72 wieder fahren, denn dann sei das neue Personal einsatzbereit. Acht neue Schiffsführer wurden eingestellt, sieben Auszubildende hat die Hadag erfolgreich übernommen. „Der Einsatz der neuen Kollegen läuft sehr erfolgreich, gleichwohl müssen wir hierbei Zulassungsprozesse einhalten, die Zeit benötigen“, sagt Tanja Cohrt. „Wir sind zuversichtlich, dass wir in den nächsten Tagen und Wochen noch mehr Kollegen dazubekommen können.“ Zuletzt sei auch ein ukrainischer Flüchtling eingestellt worden. „Das ist ein junger Mann, der seit acht Monaten in Deutschland ist, fast fließend Deutsch spricht, sich hervorragend integriert und für unseren Betrieb begeistert.“

Hadag: Mehr Bewerbungen durch verbesserte Außenwirkung

Zu der besseren Personalsituation haben mehrere Maßnahmen geführt. „Zum einen haben wir den erfolgreichen Tarifabschluss aus dem letzten Jahr, der zu Anfang dieses Jahres die volle Wirkung entfaltet.“ Außerdem sei auf die Wünsche der Mitarbeiter eingegangen worden, zum Beispiel durch Sportangebote und die Unterstützung von E-Bike-Leasing. „Das verbessert auch die Außenwirkung, wodurch wir wieder mehr Bewerbungen bekommen.“ Merle Schmidt-Brunn, Hochbahn-Finanzvorständin, führt diese Entwicklung vor allem auf Tanja Cohrt und Martin Lobmeyer zurück, die seit August 2023 den Hadag-Vorstand bilden. „Man merkt, dass sich die Stimmung im Betrieb verbessert hat.“

Hadag-Vorstände Martin Lobmeyer (Technik) und Tanja Cohrt (Betrieb und Personal) sind seit August 2023 im Amt.
Hadag-Vorstände Martin Lobmeyer (Technik) und Tanja Cohrt (Betrieb und Personal) sind seit August 2023 im Amt. © David Walter | David Walter

Das neues Personal sei ein wichtiger Baustein, um die Zahl der Ausfälle zu verringern. Die Ausfallquote lag 2023 bei fast acht Prozent und war damit 18-mal so hoch wie im Vorjahr. „Wir haben im vergangenen Jahr Personal verloren und hatten in den letzten Monaten noch mit den Auswirkungen dadurch zu kämpfen“, sagt Tanja Cohrt. Der Senat hatte die Ausfallquote zunächst mit 2,66 Prozent zu niedrig angegeben und musste die Zahl korrigieren. „Das war ein ärgerlicher Fehler von uns, eine rasche Korrektur war uns daher wichtig“, sagt Martin Lobmeyer, Technik-Vorstand der Hadag.

Fährlinie zwischen Blankenese und Cranz droht Aus: Im Schnitt weniger als fünf Gäste pro Schiff

Die Zukunft der Linie HBEL, die zwischen Blankenese und Cranz fährt, ist ungewiss. „Wir haben auf dieser Linie im Schnitt weniger als fünf Fahrgäste pro Fahrt“, sagt Tanja Cohrt. Tidebedingt müsse die Linie häufig nach Finkenwerder umgeleitet werden. Wegen des geringen Wasserstandes werde nur in 35 Prozent der Fahrten die reguläre Route gewählt. Außerdem handle es sich um ein Ein-Mann-Schiff, das jedoch von zwei Personen bedient wird. Das Schiff muss nämlich in Neuenfelde und Cranz manuell festgemacht werden. Das bindet Kapazitäten.

„Uns kostet der einzelne Fahrgast auf der HBEL fast 40 Euro“, sagt Hochbahn-Finanzvorständin Merle Schmidt-Brunn. Die durchschnittlichen Kosten liegen bei 1,40 Euro bis 8 Euro. Gerade in den Wintermonaten sei teilweise mehr Personal als Fahrgäste auf dem Schiff. Dabei gebe es für diese Route HVV-Alternativen, die fünf bis höchstens 15 Minuten länger dauern würden. Gerade befindet sich die Hadag mit der Politik in Gesprächen über eine Alternative zur HBEL-Linie. Eine permanente Anbindung über Finkenwerder wäre eine Option „Ich glaube, dass es auch für viele Hamburger ein großer Mehrwert wäre, Blankenese anders anzubinden“, sagt Merle Schmidt-Brunn. Über Cranz sei eine Anbindung für die meisten eben nicht sehr hilfreich.

Hafen Hamburg: Drei neue Schiffe mit Hybridantrieb verstärken 2024 die Hadag-Flotte

Auch die etwas in die Jahre gekommene Flotte der Hadag soll verstärkt werden. „Wir haben aktuell ein Durchschnittsalter der Schiffe von 24 Jahren“, sagt Martin Lobmeyer, Hadag-Vorstand Technik. Drei neue Schiffe werden in diesem Jahr in die Flotte aufgenommen. Im Mai wird das erste Schiff in Hamburg erwartet. Aktuell besteht die Flotte aus 25 einsatzfähigen Fähren.

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Die neuen Schiffe haben einen hybriden Antrieb und sind mit Batterien ausgestattet, die über eine Leistung von 800 Kilowattstunden verfügen. Die elektrische Reichweite hängt von vielen Faktoren wie Tide, Wind und Linie ab. „Wir stellen uns voll hinter die Strategie der Stadt, insgesamt den Nahverkehr zu dekarbonisieren.“ Bis 2030 werde die Hadag es nicht schaffen, komplett fossilfrei zu fahren. „Die gesamte Dekarbonisierung einer Flotte ist auch ein erhebliches Investment, das gestemmt werden muss.“ Die neuen Schiffe seien jedoch ein großer Schritt in die richtige Richtung. Im Bereich der Batterietechnologie habe sich in den vergangenen Jahren viel getan.