Hamburg. Bis zum frühen Morgen stand der ÖPNV still. Doch dann wurde der Betrieb wieder hochgefahren. Mit was Fahrgäste noch immer rechnen müssen.
Seit dem Sonnabendmorgen, 3 Uhr, rollen Hamburgs Busse und U-Bahnen wieder. Am Donnerstag hatte ein Warnstreik begonnen, der den Betrieb der Hamburger Hochbahn (HHA) und der Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) im Zuge der laufenden Tarifverhandlungen für 48 Stunden lahmlegte. Dazu hatte die Gewerkschaft Ver.di aufgerufen. Für die Fahrgäste bedeutete dies teils „massive Einschränkungen im U-Bahn-Betrieb und auf den Buslinien“, teilten die Unternehmen noch vor dem Streik mit.
Ver.di fordert für etwa 8000 Beschäftigte bei den städtischen Verkehrsbetrieben Hochbahn und VHH insbesondere eine Verringerung der regulären Dienstzeiten, die bis zu 9,5 Stunden dauern dürften, um eine halbe Stunde sowie Schritte hin zu einer 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich. Die nächste Verhandlungsrunde ist für kommende Woche am 7. März vereinbart.
Alle wichtigen Nachrichten rund um den Warnstreik in unserem Blog:
- Hochbahn-Streik zu Ende: Seit dem Morgen fahren Bus und Bahn wieder
- Fridays for Future demonstriert mit Ver.di in der City
- Busse und U-Bahnen stehen auch am Freitag still
- Feuerwehr-Einsatz sorgt für Einschränkungen bei Hamburger S-Bahn
- Hochbahn-Mitarbeiter demonstrieren in Barmbek
- Streik in Hamburg sorgt für verstopfte Straßen
- Hochbahn lässt Bus- und U-Bahn-Verkehr ausfallen
- Senatsantwort deckt Probleme bei Hochbahn und VHH auf
- In Niedersachsen gab es den ersten Streik schon am Mittwoch
- Schulbehörde: Eltern können Kinder vom Schulbesuch abmelden
- Darauf müssen sich St.-Pauli-Fans beim Spiel auf Schalke einstellen
Hochbahn-Streik zu Ende: Seit dem Morgen fahren Bus und Bahn wieder
Seit dem frühen Sonnabendmorgen können die Hamburgerinnen und Hamburger wieder in vollem Umfang Busse und Bahnen nutzen, der Streik bei Hochbahn und VHH ist zu Ende. Wie die Hochbahn auf X mitteilte, wurde um 3 Uhr der Betrieb wieder aufgenommen. Es könne aber bis zum frühen Vormittag zu "Abweichungen vom Fahrplan" kommen, hieß es.
Fridays for Future demonstriert mit Ver.di in der City
Das Kampagnenbündnis “Wir fahren zusammen” aus Fridays for Future und der Gewerkschaft Ver.di hat für Freitag zu einem bundesweiten Klimastreik aufgerufen. In Hamburg ist in diesem Rahmen ein gemeinsames Menschenbild vor dem Gewerkschaftshaus auf der Kurt-Schumacher-Allee geplant. Mit dieser Aktion wolle man zeige, dass eine Verkehrswende auch in Hamburg nur dann funktionieren könne, wenn die Interessen Beschäftigter nicht gegen den Ausbau oder die Taktung vom ÖPNV ausgespielt würden, so eine Sprecherin.
Laut Verkehrsleitzentrale soll die Demo mit rund 3000 Teilnehmern gegen 9.30 Uhr an der Kurt-Schimacher-Allee starten und dann über Altmannbrücke. Steinstraße, Speersort, Bergstraße und Mönckebergstraße zum Rathaus führen. Aktuell gebe es aber noch keine Behinderungen, nur erhöhtes Verkehrsaufkommen.
Das Bündnis “Wir Fahren Zusammen” fordert einen Kurswechsel im ÖPNV, mit besseren Arbeitsbedingungen, mehr Personal und Investitionen von jährlich 16 Milliarden Euro bis 2030 in den Nahverkehr.
Busse und U-Bahnen stehen auch am Freitag still
Aufgrund des Warnstreiks bleiben alle U-Bahnen und fast alle Busse in Hamburg auch am Freitag in den Depots. Der Betrieb könne nicht aufgenommen werden, teilte die Hochbahn mit. Maßgebend seien dafür Sicherheitsaspekte und die Anforderungen, den Fahrgästen ein verlässliches Angebot zur Verfügung stellen zu müssen.
Einzige Ausnahmen sind erneut die Schulbuslinien, die wie gewohnt verkehren:
- 714 und 715 International School Hamburg
- 752 Gymnasium Finkenwerder
- 762 Kath. Schule St Joseph
- 768 August-Hermann-Francke-Schulen, Schule Berne
- 771 und 775 Kath. Schule Farmsen
- 772 Kath. Sophienschule
- 773 Kath. Bonifatiusschule
- 784 Schule Händelstraße
- „Schwimmfahrt“ auf der Linie 852
Feuerwehr-Einsatz sorgt für Einschränkungen bei Hamburger S-Bahn
Auch das noch! Die Züge der Hamburger S-Bahn waren am Donnerstagmorgen für viele Menschen die einzige Möglichkeit, zur Arbeit, in die Universität oder zur Schule zu kommen. Und dann kommt es auf dem wichtigen Streckenabschnitt zwischen Altona und Hauptbahnhof zu einem Feuerwehreinsatz.
Ab etwa 10 Uhr hielten daher keine Bahnen der Linien S1 und S3 an den Haltestellen Jungfernstieg und Landungsbrücken. Stattdessen mussten Fahrgäste am Bahnhof Dammtor oder an der Holstenstraße zu- und aussteigen. Etwa eine Stunde lang dauerte es, bis die Züge wieder regulär verkehrten.
Lesen Sie mehr zum Thema: Busfahrer: „Wir sind 24 Stunden für die Bevölkerung da!“
Hochbahn-Mitarbeiter demonstrieren in Barmbek
Die Mitarbeiter der Hamburger Hochbahn und der Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein haben am Donnerstagvormittag vor dem Bahnhof in Barmbek demonstriert. Die Beschäftigten zogen mit Spruchbändern vom Wiesendamm in Richtung der Station.
Auf den Transparenten war unter anderem zu lesen: „Den Hamburg-Takt wollt ihr, dann muss Entlastung her.“ Andere trugen Plakate mit einer Forderung nach der 35-Stunden-Woche.
Streik in Hamburg sorgt für verstopfte Straßen
Weil Busse und Bahnen nicht fahren, sind zum Streikauftakt anscheinend viele auf das eigene Auto umgestiegen. Die Folge: Ein „deutlich erhöhtes Verkehrsaufkommen“ im Hamburger Stadtgebiet und das, statt wie gewöhnlich gegen sieben Uhr, bereits eine Stunde früher.
Auch gegen zehn Uhr kommt es auf nahezu allen Bundesstraßen (besonders B4, B5, B75), die in Richtung stadteinwärts führen, zu stockendem Verkehr, so eine Sprecherin der Verkehrsleitzentrale Hamburg gegenüber dem Abendblatt.
Auch die A52 und die Straßen rund um die Alster sind am Vormittag verstopft. Zudem kommt es immer wieder zu kleineren Verkehrsunfällen. „Man merkt einfach, es sind mehr Fahrzeuge auf der Straße.“
Hochbahn lässt Bus- und U-Bahn-Verkehr ausfallen
Nachdem zunächst nicht klar war, ob die Hochbahn nicht doch einen Ersatzplan fahren würde, steht am Donnerstagmorgen fest, „dass der Betrieb sowohl im U-Bahn- wie auch im Busbereich bis auf Weiteres nicht aufgenommen werden kann.“
Pressesprecher Christoph Kreienbaum erklärt dazu: „Maßgebend sind dafür Sicherheitsaspekte und die Anforderungen, den Fahrgästen ein verlässliches Angebot zur Verfügung stellen zu müssen.“
Im Schulbusbereich sollen die Fahrten jedoch stattfinden können. Diese Linien sind damit nicht vom Streik betroffen:
- 714 und 715 International School Hamburg
- 752 Gymnasium Finkenwerder
- 762 Kath. Schule St Joseph
- 768 August-Hermann-Francke-Schulen, Schule Berne
- 771 und 775 Kath. Schule Farmsen
- 772 Kath. Sophienschule
- 773 Kath. Bonifatiusschule
- 784 Schule Händelstraße
Auch folgende „Schwimmfahrten“ sind geplant:
- Linie 835
- Linie 851
- Linie 852
- Linie 853
Dass Mitarbeiter der Hochbahn sich an dem Warnstreik beteiligten, sei nicht nachvollziehbar, teilte Saskia Heidenberger, Personalvorständin und Arbeitsdirektorin der Hochbahn, mit. Es seien in drei Verhandlungsrunden schon viele konkrete Vorschläge gemacht worden. VHH-Mobility-Geschäftsführer Lorenz Kasch teilte mit, dass Verbesserungen auch finanzierbar sein müssten. Der Warnstreik sei da nicht zielführend.
So hoch ist der Krankenstand bei Hochbahn und VHH
Pünktlich zum anstehenden Warnstreik hat die Hamburgische Bürgerschaft am Mittwoch über eine Große Anfrage der Linksfraktion zu den Arbeitsbedingungen bei Hochbahn und VHH debattiert. Demnach gebe es nach Bewertung der Senatsantwort durch die Linken „zahlreiche Probleme“: Einen bei der VHH besonders stark gestiegenen Krankenstand (Hochbahn: zuletzt 10,1 Prozent/VHH: 13,9 Prozent), wenige arbeitsfreie Sonntage (15) sowie steigende Teilzeitbeschäftigung wegen hoher Belastungen.
„Der Senat spricht immer von der Verkehrswende, doch die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten bei den städtischen Betrieben HHA und VHH hat er nicht im Blick“, sagt Heike Sudmann, verkehrspolitische Sprecherin der Linksfraktion. „Wer soll denn die Busse und Bahnen fahren? Geteilte Schichtdienste, hohe Kranken- und Überstundenquoten machen die Arbeitsplätze nicht attraktiv.“ Daher forderten die Beschäftigten und Ver.di laut Sudmann „zu Recht eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit auf 35 Stunden bei vollem Lohnausgleich, die Begrenzung der einzelnen Dienstlängen und höhere Zulagen für ungünstige Arbeitszeiten“.
Senat und Bürgerschaft müssten die fehlenden Gelder für Hochbahn und VHH über den Hamburger Haushalt zur Verfügung zu stellen, so Sudmann: „Denn die Verkehrswende klappt nur mit ausreichend Personal, und dafür sind diese Mehrausgaben auch aus sozialen und ökologischen Gründen notwendig.“ Für den Warnstreik wünscht die Linken-Politikerin den Beschäftigten von Hochbahn und VHH „viel Erfolg: Wir werden sie weiter solidarisch unterstützen.“
Warnstreik in Niedersachsen zum Teil bereits angelaufen
In Göttingen hat am Mittwochmorgen ein mehrtägiger Warnstreik im öffentlichen Nahverkehr begonnen. Bis Freitag stehen nach Angaben der Gewerkschaft Verdi hier die Busse still. Am Donnerstag beginnen außerdem Warnstreiks in Hannover, Wolfsburg, Osnabrück und Braunschweig. In Goslar wird ebenfalls am Donnerstag und Freitag gestreikt.
Die Stimmung bei den Streikenden ist gut, sagte Jan von Alvensleben von der Gewerkschaft Verdi. Immer mehr Kolleginnen und Kollegen beteiligten sich an den Warnstreiks und Aktionen. Grund dafür sei der große Unmut unter den Beschäftigten über den Verlauf der Tarifverhandlungen. Geplant ist im Rahmen des Warnstreiks nicht nur das Niederlegen der Arbeit, sondern auch Streikwachen, Demonstrationszüge und Kundgebungen.
- Hamburger Hochbahn wird bestreikt – diesmal 48 Stunden
- Hochbahn blitzt mit neuem Angebot wieder bei Ver.di ab
- Jetzt streiken Hochbahn und VHH: Das gilt für Reisende
Schulbehörde: Eltern können Kinder vom Schulbesuch abmelden
Auch die Hamburger Schulbehörde reagiert auf die zu erwartenden massiven Einschränkungen im öffentlichen Nahverkehr: „Aufgrund der rechtzeitigen Vorankündigung können alle betroffenen Personen sich auf die geänderten Bedingungen einstellen und individuelle Lösungen finden. Die Sorgeberechtigten können (wie stets in vergleichbaren Situationen), sofern sie den Schulweg für ihr Kind als unzumutbar einschätzen, ihr Kind ggf. vom Schulbesuch bei ihrer Schule abmelden“, sagte Peter Albrecht, Sprecher der Hamburger Schulbehörde.
Daraus dürfe den betroffenen Kindern und Jugendlichen kein Nachteil entstehen. Bei Schülerinnen und Schülern, die sich aufgrund der besonderen Situation verspäten, sollte die Verspätung nicht als solche vermerkt werden.
Darauf müssen sich St.-Pauli-Fans beim Spiel auf Schalke einstellen
5800 Fans werden den FC St. Pauli an diesem Freitag (18.30 Uhr/Sky) zum Auswärtsspiel in der Zweiten Liga bei Schalke 04 begleiten. Der Gästeblock in der Arena ist damit komplett ausverkauft. Bei der An- und Abreise zu der Partie aber droht wegen des Streiks der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi ein Chaos. Der öffentliche Personennahverkehr in Gelsenkirchen soll zum Erliegen kommen. Keine Busse, keine Straßenbahnen, der Weg zu der Arena wird damit extrem problematisch.
Für die rund 800 Hamburger, die mit einem Sonderzug anreisen, wurde immerhin eine Lösung gefunden. Sie werden nach der Ankunft in privat gecharterte Busse steigen und damit zum Stadion gefahren. Die Kosten dafür übernimmt der FC St. Pauli zur Hälfte: „Damit wollten wir auch ein Dankeschön an unsere Fans sagen für die lautstarke Unterstützung auch auf Schalke“, sagte ein Vereinssprecher am Mittwoch.