Hamburg. Tschechische Philharmonie kam mit reichlich Antonín Dvořák und dem virtuosen Geiger Augustin Hadelich. Den Hamburgern hat‘s gefallen.

Die Musik von Antonín Dvořák hat die Tschechische Philharmonie im Blut, der Komponist selbst stand beim Gründungskonzert am 4. Januar 1896 am Pult, gespielt wurde natürlich Dvořák. Derzeit tourt das Traditionsorchester unter seinem Chefdirigenten Semyon Bychkov durch Europa. Im Gepäck ausschließlich Dvořák, neben bekanntem Repertoire ein paar Raritäten, auch beim ausverkauften Gastspiel in der Elbphilharmonie.

Eine echte Rarität ist die Konzertouvertüre „In der Natur“, ein spätes Werk. Vielversprechend beginnt es mit verschiedenen „Naturlauten“, Vogelrufen in Klarinette, Oboe oder Flöte, dann geht es ins Rustikale und wird ein bisschen vordergründig, mit zu wenig Eleganz und auch ein bisschen ruppig dargeboten, auch wenn immer wieder reizvolle Klänge durchschimmern, zum Beispiel von gestopften Hörnern.

Elbphilharmonie: das reizvolle, bisschen ruppige Gastspiel der Tschechischen Philharmonie

Relativ selten, aber keine wirkliche Rarität und bei Geigern beliebt, ist das Violinkonzert a-Moll von Dvořák. Mit Augustin Hadelich spielt an diesem Abend einer der derzeit besten und virtuosesten deutschen Geiger, Grammy- und Opus-Klassik prämiert. Souverän und mit warmem, kräftigem Ton geht er den resoluten ersten Satz an. Da perlen die Läufe und Akkordbrechung perfekt, jeder Ton sitzt. Und alles hat musikantischen Charme. Im zweiten Satz berührt der dialogisch-solistische Austausch der Sologeige mit Flöte, Fagott oder Horn mit intensiven Melodien, und das populäre tänzerische Finale hat viel Eleganz. Die serviert der sympathische Geiger auf ganz andere Art bei seiner peppigen Zugabe, einem von Hadelich selbst arrangierten „Wild Fiddler‘s Rag“ nach Howdy Forrester.

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Dvořáks achte Sinfonie G-Dur ist zwar nicht so bekannt und wohl auch nicht so zwingend komponiert wie die berühmte Neunte „Aus der neuen Welt“, aber Dvořák geizt auch hier nicht mit eingängigen, volksliedhaft und böhmisch wirkenden Melodien und Rhythmen. Ein bisschen stark betont Bychkov auch hier das Rustikale, der mächtige Orchesterklang droht in den Ecksätzen phasenweise zu aufdringlich zu werden. Dagegen überzeugen die intensiven Abschnitte mit den vollen warmen Bläserfarben im Adagio und das Grazile im dritten Satz. Viel Jubel und eine Hommage an Hamburg mit einem Ungarischen Tanz von Brahms als Zugabe.