Hamburg. Boulevard von der Alster bis zur HafenCity, mehr Grün und belebtes Parkhaus: Mit diesen Plänen soll die City der Konkurrenz trotzen.
Hamburgs historische Innenstadt und die HafenCity sollen enger zusammenwachsen – nicht nur, weil die Innenstadthändler die Konkurrenz durch das riesige Einkaufszentrum im Überseequartier fürchten, das im Frühjahr 2024 eröffnen soll. Der Senat will deshalb die Verbindung zwischen Bergstraße und Petrikirche im Norden und Kornhausbrücke sowie Speicherstadt im Süden stärken und attraktiver machen.
„Das Ziel ist es, von der Binnenalster bis an die Elbe Erlebnisräume herauszuarbeiten“, so Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD). Im Fokus steht dabei die sogenannte „Domachse“, die vom Domplatz in südliche Richtung verläuft, eine historische Verbindung, die – so Tschentscher – „etwas in Vergessenheit geraten ist“, aber nun neu belebt werden soll.
Innenstadt Hamburg: Relativ konkret sind die Pläne zum Domplatz
Dazu hat der Runde Tisch Innenstadt am Mittwoch nun, aufsetzend auf ein Stadtwerkstattverfahren zur Domachse, eine ganze Reihe von Ideen auf den Weg gebracht und einige wenige Maßnahmen vereinbart. Relativ konkret sind die Pläne zum Domplatz, der voraussichtlich nach Norden erweitert werden soll.
Derzeit ist die Freifläche noch zerschnitten von der Domstraße, die von vielen Buslinien genutzt wird. Wird die Verkehrstrasse verlegt, rückt die Grünfläche weiter an die Petrikirche heran. „So entsteht ein ganz anderer Raum mit neuen Möglichkeiten“, sagt Stadtentwicklungssenatorin Karen Pein (SPD). Die Verkehrsbehörde prüft, wie die Buslinien neu zu führen sind. Zusammen mit der bereits beschlossenen Umgestaltung der Steinstraße zur Kommunaltrasse werde das „eine große städtebauliche Aufwertung“ bringen, ist Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) überzeugt.
Hamburger City beleben: Domplatz könnte bebaut werden
Im Gespräch ist auch eine teilweise Bebauung des dann größeren Domplatzes, etwa für eine öffentliche Nutzung. Dazu haben die beteiligten Planungsbüros einige Vorschläge gemacht. „Es gibt noch keine finale Entscheidung, aber das könnte ein Szenario sein“, so Pein.
Konkret geplant dagegen ist zweitens: Die Domachse soll auf ihrer westlichen Seite im Verlauf Alter Fischmarkt und Brandstwiete zu einem Boulevard ausgebaut werden, der insbesondere Fußgängern und Radfahrern ansprechende Flächen bietet. Zusätzliche Bäume sollen das Erscheinungsbild aufwerten und die autofreien Flächen abgrenzen. Wichtig sei zudem, dass in den Erdgeschossen der Gebäude attraktivere Nutzungsmöglichkeiten entstehen. Im Süden soll die Brandstwiete zwischen dem früheren „Spiegel“-Gebäude und der Gröninger-Brauerei wieder „mehr Platzcharakter“ erhalten. „Es soll Spaß machen, diese Achse zu nutzen“, fasst Senatorin Pein zusammen.
Große Pläne für Parkhaus an Großer Reichenstraße
Ein Fokus liegt drittens auf dem Parkhaus Große Reichenstraße, dessen Parkfläche weiterhin benötigt wird. Das Erdgeschoss sowie das Dach sollen anders genutzt werden, einzelne Etagen womöglich auch. Fest steht, dass sich das Parkhaus mehr zur Straße hin öffnen soll; wie genau, soll nun die städtische Sprinkenhof AG prüfen.
Das Verfahren selbst setzt auf Beteiligung und ist entsprechend langwierig. Vorausgegangen war ein Werkstattverfahren zur Domachse von August bis Oktober 2023. Fünf Planungsteams haben Ideen, Projekte und Konzepte für die Stärkung und Weiterentwicklung der räumlichen Verbindung erarbeitet. Die Öffentlichkeit konnte sich online und bei zwei öffentlichen Präsentationsveranstaltungen mit Anmerkungen und Ideen in den Prozess einbringen.
Innenstadt Hamburg: Konkrete Umsetzung wird noch dauern
Am Mittwoch nun tagte zum dritten Mal der Runde Tisch Innenstadt mit Vertreterinnen und Vertretern aus Politik und Verwaltung, der Innenstadtkoordinatorin, der Immobilien- und Wohnungswirtschaft, von Kammern und Verbänden, öffentlichen Unternehmen, Kulturinstitutionen sowie von Sozialverbänden und den Business Improvement Districts (BIDs). Der Runde Tisch begrüße die Ergebnisse des Werkstattverfahrens ausdrücklich, hieß es. „Neben einer Neugestaltung des Domplatzes haben sich daraus viele Projekte und neue Ideen ergeben, die jetzt gemeinsam mit allen Innenstadtakteuren weiterentwickelt werden“, so Tschentscher.
Das wird etwas dauern. Die Ergebnisse dienen erst einmal „als Ausgangspunkt für nun folgende vertiefte Betrachtungen und konkrete Planungs- und Umsetzungsprozesse“. Machbarkeitsanalysen sollten bis zum kommenden Sommer entwickelt werden, so Pein, die Pläne müssten dann mit allen Akteuren abgestimmt und Schritt für Schritt umgesetzt werden. Geplant sind zudem „Sofortmaßnahmen“, um die Verbindung zwischen Altstadt und HafenCity zügig zu beleben, auch vor dem Hintergrund, dass das Einkaufszentrum Überseequartier bereits 2024 öffnen soll. Konkrete Pläne für „Sofortmaßnahmen“ gibt es zurzeit allerdings noch nicht. Dabei betont Innenstadtkoordinatorin Elke Pahl-Weber, die Händler in der City hätten „erheblichen Respekt“ vor dem, was die Öffnung des Einkaufszentrums in der HafenCity bedeuten werde.
„High Line“ wie in New York ist weiterhin für Hamburg im Gespräch
Einer „High Line“ auf der Domachse wie in New York, wie SPD-Fraktionschef Dirk Kienscherf sie im Abendblatt vorgeschlagen hatte, erteilt der Senat „keine Absage“, wie ausdrücklich betont wird. Sollte sich herausstellen, dass für einen Teil der Strecke eine Fußgängerbrücke sinnvoll ist, dann sei das durchaus möglich, hieß es.
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Eine Barriere bleibt: die Willy-Brandt-Straße, und sie bleibt „ein kritischer Punkt“, wie Tschentscher sagt. Er will aber die Domachse auf beiden Seiten der Barriere so attraktiv gestalten, dass die Menschen die Straßenschneise trotzdem überwinden möchten. Für die Kreuzung Willy-Brand-Straße/Brandstwiete bringt ein Planungsbüro zudem eine spektakuläre Idee ist Gespräch, für die der Blick nicht nach New York, sondern nach Tokio geht: Sie könnte wie die berühmte Shibuya-Kreuzung gestaltet werden, die für Fußgänger in bestimmten Phasen auf Zebrastreifen kreuz und quer in alle Richtungen überquerbar ist. Dies habe er sich in Tokio selbst angesehen, berichtet Tschentscher.
Hamburger City: Verbindung zwischen Altstadt und HafenCity soll besser werden
„Die Verbindung zwischen Altstadt und HafenCity muss besser werden – schöner, einladender und mit weniger Barrieren“, fasst Karen Pein zusammen. „Mit der Aufwertung des öffentlichen Raumes profitieren auch die Gebäudenutzungen, insbesondere die Erdgeschosszonen können neue Anziehungskraft entwickeln und sich weiter öffnen. Die Domachse soll zu einem attraktiven Stadtraum mit grünen Plätzen, belebten Straßenräumen, kleinen Parkanlagen und Promenaden werden. Es sollen Orte der Begegnung und viel Platz zum Flanieren entstehen.“
Hamburgs Innenstadtkoordinatorin Elke Pahl-Weber hat indes am Mittwoch ihre neue Geschäftsstelle offiziell eröffnet. Diese befindet sich in unmittelbarer Nähe des Rathauses, in der Rathausstraße 7, und ist regelmäßig dienstags und donnerstags von 12 bis 16 Uhr für alle Interessierten geöffnet.