Hamburg. Hamburgs großes Literaturfest findet 2025 wieder statt. Festivalmacher wird ein alter Bekannter. Was noch über den Wechsel bekannt ist.

Während derzeit die Elb.lit als selbsternanntes „Pop-up-Festival“ läuft, wird hinter den Kulissen der Kulturstadt Hamburg an der Zukunft des in diesem Jahr ausgefallenen Harbour Front Literaturfestivals geschraubt. Wie das Abendblatt aus gut unterrichteten Kreisen erfuhr, wird künftig die Berliner Veranstaltungsagentur Meistersinger bei Harbour Front mitmischen. Die Agentur hat mit der Durchführung von Popkonzerten, aber auch Lesereisen Erfahrung. Noch wichtiger ist, wer die Unternehmung Harbour Front künftig anführt. Es ist dies der Intendant des Thalia Theaters, Joachim Lux.

Dessen Vertrag endet 2025, weshalb der 66-Jährige also frei ist für neue Aufgaben. Die bisherigen Leiter des 2009 gegründeten Literaturfestivals, Nikolaus Hansen, Heinz Lehmann und Petra Bamberger, werden künftig dem Vernehmen nach nur noch in beratender Funktion zur Verfügung stehen. Das gilt auch für den ehemaligen Verlagsleiter (Rowohlt, Dumont) und namhaften Münchner Literaturagenten Marcel Hartges, der neu zu Harbour Front stoßen soll.

Wechsel bei Harbour Front: Ein Theater-Mann übernimmt

Die eigentliche Überraschung ist aber, dass Joachim Lux nun federführend übernimmt. Man darf davon ausgehen, dass der Theaterintendant und Dramaturg ein belesener Mann ist, den Literaturbetrieb kennt er indes nicht. Das Harbour Front Festival hat sich in den vergangenen Jahren als großes Publikumsfestival etabliert. Fast 300.000 Menschen besuchten die Veranstaltungen mit namhaften Autorinnen und Autoren, nicht wenige von ihnen mit internationaler Bedeutung. John Irving, George R.R. Martin, Stephen King, Daniel Kehlmann, Ian McEwan – sie alle lasen auf Einladung des Festivals in Hamburg.

Petra Bamberger war seit 2019 Programmchefin des Harbour Front Festivals.
Petra Bamberger war seit 2019 Programmchefin des Harbour Front Festivals. © FUNKE Foto Services | Roland Magunia/Funke Foto Services

Die Lesungen fanden meist am Hafen oder in Hafennähe statt, das maritime Ambiente gehörte immer zum Produkt. Dieses wurde, als die Gründer Heinz Lehmann, Peter Lohmann und Nikolaus Hansen vor 15 Jahren antraten, hauptsächlich durch die finanziellen Zuwendungen Klaus-Michael Kühnes und seiner Stiftung möglich. Nach Querelen um die geschichtlichen Verstrickungen seines Unternehmens beendete Kühne 2022 sein Engagement.

Harbour Front: Klaus-Michael Kühnes Stiftung war lange Geldgeber

Auch vorher war Kühnes jährlich geäußerte Haltung immer klar: Die Stadt, die das Festival mit 100.000 Euro pro Jahr förderte, sollte diesen Betrag nach seinem Willen doch aufstocken, damit auch er mit an Bord bleibe. Selbstverständlich war das Engagement seiner Stiftung nie. Deren Namensgeber hatte dieses Engagement übrigens stets mit dem Willen begründet, die HafenCity beleben zu wollen. Das ist spätestens auch mit der Eröffnung der Elbphilharmonie anderweitig geglückt.

Was die Leitung des Festivals angeht, erhoffte man sich in Hamburg öfter eine Verjüngung. Ab 2019 war dann Petra Bamberger Programmchefin, die Festivalleitung wurde also nicht nur jünger, sondern auch weiblicher. Harbour Front wurde außerdem, was die Anzahl der Veranstaltungen anging, kleiner, legte aber mehr Wert auf Großveranstaltungen vor allem in der Elbphilharmonie. „Harbour Front Sounds“ verband Musik und Literatur und war immens erfolgreich.

Mehr zum Thema

Stellt sich die Frage, wie die Ausrichtung künftig unter dem neuen Leiter Joachim Lux aussehen wird. In der Verlautbarung zu den Planungen des Festivals, mit der bald zu rechnen ist und mit der Joachim Lux‘ Wechsel in die Literaturbranche offiziell werden wird, dürfte es zudem Aufklärung über die künftigen Geldgeber von Harbour Front geben.