Hamburg. Zum Sommer 2025 endet die Intendanz von Joachim Lux am Hamburger Thalia Theater. Bevor Nachfolgerin Sonja Anders übernimmt, zeigt das Theater noch mal zahlreiche Inszenierungen bekannter Regisseure.
Nach 16 Jahren verlässt Intendant Joachim Lux das Thalia Theater laut eigenen Angaben mit einem Zuschauerrekord. „Den mancherorts beklagten Rückgang der Zuschauerzahlen kann das Thalia Theater ausdrücklich nicht bestätigen, unser Publikum ist treu und begeisterungsfähig“, sagte Lux bei der Vorstellung seiner letzten Spielzeit 2024/25 am Mittwoch in Hamburg. Wenn man, um die durchschnittlichen Zuschauerzahlen zu ermitteln, die drei Corona-Spielzeiten herausrechne, hätten bis 2022/23 durchschnittlich 267 000 Besucher pro Spielzeit das Theater in Hamburg besucht. „Das ist insgesamt eine sehr starke Leistung - es gibt keine andere Schauspielbühne in Deutschland mit derartigen Zuschauerzahlen“, sagte Lux. Im Sommer 2025 übernimmt Sonja Anders vom Schauspiel Hannover.
Eröffnet wird die kommende Spielzeit mit der Uraufführung von T. C. Boyles neuem Roman „Blue Skies“ in der Regie von Jan Bosse. „Wir haben es mit einer brüllend komisch-verzweifelten Groteske zu tun, in der sich die klimaökologische Gesamtlage unaufhaltsam zuspitzt“, sagte Lux. Insgesamt elf Premieren stehen auf dem Programm, darunter acht Ur- und Erstaufführungen: Regisseur Antú Romero Nunes schreibt zusammen mit Bestsellerautorin Dörte Hansen eine Komödie mit dem Titel „Der Apfelgarten“ - angelehnt an Tschechows „Kirschgarten“. Regisseur Nicolas Stemann kehrt mit „Die Orestie“ (nach Aischylos/Sophokles/Euripides) zurück, eine Koproduktion mit den Salzburger Festspielen. Und der russische Regisseur Kirill Serebrennikow präsentiert „Legende“ nach Motiven aus der Welt von Sergej Paradschanow.
„Starke und vielfältige Regiehandschriften haben das Profil des Thalia Theater in den 16 Jahren geprägt und prägen es auch in der kommenden Spielzeit“, sagte Lux. Dabei sei die größte Konstante Jette Steckel. Die Hausregisseurin wird gleich zwei Stücke verantworten: „Asche“ von der österreichischen Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek und „Die Jahre“ von der französischen Literaturnobelpreisträgerin Annie Ernaux. Christopher Rüping zeigt mit „Ajax im Rausch der Tiefe“ nach Sophokles und Luc Besson seine achte Thalia-Inszenierung, Johan Simons wird mit „König Ubu“ von Alfred Jarry zum siebten Mal dabei sein. Der ungarische Film- und Theaterregisseur Kornél Mundruczó zeigt mit „Das letzte Fest“ ein Stück über den Abschied.
„Das Thalia Theater hat nach wie vor eine unglaublich hohe Kontinuität im Ensemble, mit einer Verweildauer von zehn oder mehr Jahren. Das ist leider in der Theaterlandschaft immer seltener geworden“, sagte Lux. „Konkret bedeutet dies, dass wir Gäste von außen nur selten zulassen und kein Star-, sondern Ensembletheater machen. Dahinter steht die künstlerische, aber auch die soziale Idee, dass man sich gemeinsam weiterentwickeln kann, im Vertrauens- und Schutzraum Ensemble“, meinte der Intendant.
Zum Abschluss der Saison plant das Theater, fünf große Aufführungen wieder zu zeigen, die „für uns und das Publikum besonders wichtig waren und sind“: „Faust I und II“ - Marathon von Johann Wolfgang von Goethe (Premiere 2011), Regie: Nicolas Stemann, „Immer noch Sturm“ von Peter Handke (Premiere 2011), Regie: Dimiter Gotscheff, „Jeder stirbt für sich allein“ von Hans Fallada, (Premiere 2012), Regie: Luk Perceval, „Moby Dick“ von Herman Melville (Premiere 2013), Regie: Antú Romero Nunes und „Die Tragödie von Romeo und Julia“ von William Shakespeare (Premiere 2014), Regie: Jette Steckel.