Hamburg. Nach Rückzug zweier Autoren: Festivalleitung reagiert auf Eklat um NS-Geschichte von Kühne+Nagel. Das sind die neuen Hauptförderer.

Wie erst am Donnerstag bekannt wurde, ist die Klaus-Michael Kühne-Stiftung nicht mehr Hauptsponsor des Harbour Front Literaturfestivals. Auf der Festivalseite teilten die Organisatoren Petra Bamberger, Nikolaus Hansen und Heinz Lehmann zum Start der 14. Ausgabe des Hamburger Literaturfests eher beiläufig in einer Dankadresse an seine Geldgeber die neuen finanziellen Kraftverhältnisse mit.

„Wir danken allen Unterstützerinnen und Unterstützern, insbesondere der Behörde für Kultur und Medien Hamburg und der Kühne-Stiftung sowie den beiden neuen Hauptförderern, der Hapag-Lloyd Stiftung und der Bodo Röhr Stiftung“, heißt es auf der Webseite.

Außerdem kommentierte das Festival die Vorgänge der vergangenen Tage. Dass eine Autorin und ein Autor ihre Teilnahme am diesjährigen Debütantensalon zurückgenommen hätten, sei „sehr bedauerlich“. Für die Beweggründe der Betreffenden „haben wir Verständnis – auch wir sehen Diskussionsbedarf in dieser Angelegenheit“.

Harbour Front Festival: Engagement Kühnes stand mehr denn je in Frage

Der Rückzug von Sven Pfizenmaier und Franziska Gäsler hatte in der Kulturbranche Wellen geschlagen. Begründet hatten die Autoren ihren Verzicht, beim Wettbewerb um den Klaus-Michael Kühne-Preis anzutreten, mit dem Umgang von Kühne + Nagel mit der NS-Vergangenheit des Unternehmens. Der Vorgang wirft auch Fragen nach der Zukunft des Festivals auf, das einst maßgeblich vom Sponsoring der Kühne-Stiftung getragen wurde und zuletzt immer noch einen erklecklichen Teil seines Etats mit deren Geld bestritt.

Gerüchte über einen vollständigen Rückzug der Stiftung hielten sich seit einiger Zeit. Mit dem Eklat um den Kühne-Preis stand ein zukünftiges Engagement Kühnes mehr denn je in Frage. Wie die „taz“ berichtete, fühlte sich die Kühne-Stiftung „im höchsten Grade ungerecht behandelt“, als das Thema der ausbleibenden Transparenz hinsichtlich der Unternehmungsgeschichte im Dritten Reich aufkam.

Harbour Front Festival macht sich von Kühne-Stiftung unabhängig

Wie jetzt klar wird, scheint das Festival schon vor dem großen Knall der vergangenen Tage einen Weg gefunden zu haben, sich vom Sponsoring der Kühne-Stiftung unabhängig zu machen. Ausführlich wollte sich die Festivalleitung um Petra Bamberger auf Abendblatt-Anfrage nicht äußern.