Hamburg. Der Erfinder der beliebten TV-Serie “Game of Thrones“ war im CCH zu Gast. Martin las unter dem Jubel seiner Fans aus seinem neuen Buch.

Man darf die Bezeichnung „Popstar“ für George R.R. Martin verwenden, warum denn auch nicht: Er sieht zwar nicht aus wie einer, wird aber gefeiert wie einer. Zum Beispiel in Hamburg, wo der kräftige Mann mit Zauselbart am Sonntagabend im CCH las. Vor 3000 Fantasyfans, unter ihnen auch die Schauspielerin Sibel Kekilli, die in mehreren Staffeln von „Game of Thrones“ zu sehen war – eben genau der Kostümserie, für die Martin so berühmt wurde.

Martin ist der Verfasser der literarischen Vorlage, die „Ein Lied von Eis und Feuer“ heißt und auch sehr viele Fans hat. Freilich nicht so viele wie die vor fünf Jahren einen weltweiten Siegeszug angetretene Fernsehadaption, um die es an diesem Abend aber nur am Rande ging: Es war ein Abend der Literatur, was alleine schon durch das riesige „Harbour Front“-Banner – das Festival hatte den Amerikaner nach Hamburg eingeladen – neben der Bühne und den als Moderator fungierenden Literaturkritiker Denis Scheck zum Ausdruck kam. Und durch die etwa halbstündige Lesung, die sich an das ausführliche Gespräch anschloss. Zuerst sprachen Scheck und Martin über die Herkunft Martins, er stammt aus bescheidenen Verhältnissen. Dann sprachen sie über die Macht der Fantasie, der Superhelden und der Comics, die schon früh die Herrschaft über Martin übernahmen. Dann darüber, dass Science-Fiction in Zeiten immer größerer Zukunftsängste und Fortschrittsskepsis an Popularität verloren hat – zugunsten des Fantasy-Genres, das die Gegenwart von ihrer Tristesse erlöst.

Und dann, unter tosendem Applaus, schritt Martin zum Lesepult, um ein bisher unveröffentlichtes Kapitel zu lesen aus seiner Saga um Westeros. „The Winds of Winter“, der sechste Band, wird von den vielen Martin-Fans ja sehnlichst erwartet – im CCH gab es einen Vorgeschmack. Mit „ein paar Spoilern“, wie Martin mit seiner tiefen Stimme sagte, „aber wer nur ‚Game of Thrones’ kennt, der wird sowieso verwirrt sein“.

Weil die Handlung, wie Experten wissen, manchmal von der Vorlage abweicht: Der Kosmos der feuerspeienden Drachen, der Jon Snows und Mad Kings ist nicht festgefügt. Und der, der jenen erfunden hat, ist derzeit einer der populärsten Geschichtenerzähler der Welt.