Hamburg. 120 Bands und DJs spielen vom 16. bis zum 18. August am Schlengendeich. Wer auftritt, wie man hinkommt und was die Karten kosten.
- 120 Bands spielen auf zwölf Bühnen
- 60.000 Gäste werden erwartet
- Veranstalter setzen auf Lieblinge der Indie-, Hip-Hop- und Elektro-Szene
Ein Festival mit 60.000 Fans in der Großstadt, nur zehn Minuten Bahnfahrt vom Hauptbahnhof (und weitere 30 Minuten Fußmarsch) entfernt, gelegen in einer faszinierenden Hafen-Industriekulisse: Das MS Dockville Festival in Wilhelmsburg hat sich seit seiner Premiere in vielen Bereichen verändert, vom Veranstalter-Team bis zur musikalischen Ausrichtung. Aber einzigartig ist es geblieben.
An diesem Freitag wird wieder bis in den späten Sonntag am Schlengendeich gefeiert. Dafür sorgen mehr als 120 Bands, Künstlerinnen und Künstler und DJs auf zwölf Bühnen, von der „Grossshot“-Hauptbühne bis zum versteckten „Tiefland“-DJ-Booth irgendwo im Gebüsch. Alle Infos zu den großen und kleinen großartigen Namen, Verhaltensregeln, Anreise, Camping, Tickets und was Fans vorab noch wissen müssen, sind hier im Paket zusammengefasst.
MS Dockville Festival 2024: Jeremias, Ashnikko und Meute stehen oben auf dem Plakat
Wer sind die großen Namen beim MS Dockville?
Das Dockville Festival war nie ein Konzertmarathon der ganz großen Stars wie das Hurricane Festival oder Rock am Ring, Ausnahmejahre wie 2019, als Billie Eilish nach Wilhelmsburg kam, waren Belohnung für ein geschicktes und frühzeitiges Booking der Programm-Trüffelschweine. Statt auf Tote Hosen und Metallica im Zweijahresrhythmus setzt man in Wilhelmsburg auf aktuelle Lieblingskreative aus der Indie-, Hip-Hop- und Elektro-Szene, die sonst im Uebel & Gefährlich, Docks oder maximal in der Sporthalle anzutreffen sind. Das sind dieses Jahr die Indie-Pop-Beaus Jeremias aus Hannover, Rap-Soze Disarstar aus Hamburg, die ebenfalls ein Heimspiel feiernde Techno-Marchingband Meute, die Londoner Crossover-Künstlerin Ashnikko und Österreichs glitzerbunte Power-Pop-Truppe Bilderbuch. Auch Zoe Wees, Mine und The Vaccines muss man vielen nicht mehr vorstellen.
Wer sind die interessanten Entdeckungen?
Bei 120 Programm-Abschnitten im Timetable kommt es zwischen „Klüse“-Bühne und „Vorshot“, „Butterland“ und „Limbus“ zwangsläufig zu vielen Zufallsbegegnungen und ungeahnten Entdeckungen. Favoriten im Vorbeigehen. Dennoch sollte man sich schon vorab einige Namen merken. Uche Yara etwa, eine der großen Entdeckungen beim Reeperbahn Festival 2023. Die in Berlin lebende Österreicherin mag es kantig wie groovy, knallhart rockend wie elektronisch. Eine absolute Wucht. Ebenfalls dort zu erleben war das Ruhrpott-Duo Blumengarten, die auch auf dem Dockville tanzbaren Indie-Pop mit romantischen Lyrics kombinieren: „Schönheit, die in Schmerzen liegt“, ist das Debütalbum von 2023 passend betitelt. Ein Albumname, auf den auch Partiboi69 aus Australien neidisch wäre, der mit viel Liebe, aber auch mit Beats zwischen Detroit Techno und Miami Bass seinem Namen alle Ehre macht. Eleganter ist da der Techno der Augsburger DJ Sedef Adasï, die als Veranstalterin der queeren, diversen „Hamam Nights“ ideal zum Dockville passt.
Dockville in Wilhelmsburg: Das Auto muss zu Hause bleiben
Anreise: Spazieren durch Wilhelmsburg
Sagen wir es gleich vorweg, wer viel Gepäck mit zum Dockville nimmt, kommt um einen Bollerwagen kaum herum. Eine Anreise per Auto zum Festival ist ausschließlich mit einem gebuchten Bulli-Stellplatz (Aufpreis 60 Euro) im Camping-Areal möglich, es gibt vor Ort und in der Umgebung keine Parkmöglichkeiten! Für alle, die sich von einem Pkw absetzen lassen möchten, gibt es eine ausgeschilderte „Drop off Zone“ in der Straße Schluisgrove. Benachbart halten auch Taxen und Moia-Fahrzeuge.
Die „klassische“ Anreise ist mit der S-Bahn bis Wilhelmsburg und weiter zu Fuß oder per Rad über Neuenfelder Straße, Mengestraße und Wilmansstraße bis Schlengendeich. Nach 300 Metern beginnen die Eingangskontrollen, und hinter dem Veringkanal befindet sich die Bändchenausgabe. Von Bahn-Tür bis zum Einlass darf man 25 bis 30 Minuten Fußmarsch einplanen. Eine beliebte Alternative für Radfahrende ist der Weg über den Alten Elbtunnel oder über die HafenCity und die Freihafen-Elbbrücke (jeweils 20 Minuten). Vor Ort gibt es ausreichend Stellplätze, sowohl kostenlos als auch gegen einen Obolus gesichert im Fahrrad-Hotel.
Shuttle-Busse stehen leider nur für die Abreise zur Verfügung. Die kostenlosen Busse fahren am Freitag und Sonnabend von 21 Uhr bis 7 Uhr und am Sonntag von 21 Uhr bis 2 Uhr vom Festival-Ausgang am Reiherstieg-Hauptdeich, Ecke Alte Wollkämmerei bis zum S-Bahnhof Wilhelmsburg.
Camping: Draußen im Grünen und doch mittendrin
Auf dem Camping-Areal ist Platz für 10.000 Menschen. Das Areal mit Duschcamp, Toiletten und Grillstationen (nur dort ist Grillen erlaubt) ist von Donnerstag (15. August) 14 Uhr bis Montag (19. August) 12 Uhr geöffnet. Camping ist nur mit den entsprechenden Ticket-Optionen oder Ticket-Upgrades möglich. Auf den Bulli-Stellplätzen sind nur Bullis, Wohnmobile oder Kombis bis zu 3,5 Tonnen und 6,5 Meter Länge erlaubt. Das Mitbringen von Glas und Glasflaschen, großen „Ich mache hier mein eigenes Dockville“-Soundsystemen und Stromaggregaten ist nicht erlaubt.
Wer bereits am Donnerstag anreiste, durfte sich übrigens über ein feines Aufwärm-Programm auf den Bühnen und Floors „Butterland“, „Tiefland“ und „Limbus“ freuen. Dort gab es von 19 Uhr an bis 3 Uhr Konzerte und DJ-Sets von zehn Künstlerinnen und Künstlern, darunter Modular, Filly und Kimchi Cora.
MS Dockville: Der Oberkörper muss für alle bedeckt bleiben
Awareness: Nur Ja heißt Ja und Nein heißt Nein.
Auf dem Dockville Festival gelten die mittlerweile bei vielen Festivals üblichen Awareness-Regeln schon seit Jahren. Rassistisches, sexistisches, diskriminierendes oder sonst übergriffiges Verhalten wird nicht toleriert. Nur Ja heißt Ja und Nein heißt Nein. Wer sich unsicher oder unwohl fühlt, findet Hilfe und Begleitung bei den mit Discokugeln (Shirts, Westen, Aufdrucke, Accessoires) gekennzeichneten Awareness-Teammitgliedern oder an zwei im Geländeplan ausgezeichneten Awareness-Arealen. Einige Verhaltensweisen werden beim Dockville im Vergleich zu anderen Festivals ebenfalls unterbunden. So ist der oberkörperfreie Aufenthalt auf dem Festivalgelände für alle Geschlechter untersagt, auch das Tragen von Kostümen oder Kleidungsstücken, die als kulturelle Aneignung eingeschätzt werden könnten (Federschmuck zum Beispiel), ist nicht erlaubt. Ebenso das Verstreuen von Konfetti.
Legale und illegale Betäubungsmittel
„Verpeilt und verschallert, alle verballert: Druff, druff, druff, druff, druff.“ Was außerhalb des Festivalgeländes verboten ist, ist auch innerhalb nicht erlaubt. Zu Cannabis gelten die derzeitigen Gesetze, so ist Volljährigen der Besitz zum Eigenkonsum erlaubt. Verboten ist der Konsum in unmittelbarer Gegenwart von Personen, die nicht volljährig sind. Was andere Stoffe betrifft: An den Eingängen sind Kontrollen von Kleidung und Gepäck, die über segnendes Handauflegen hinausgehen, beim Dockville nicht ungewöhnlich. Ansonsten heißt es auf der Dockville-Homepage: „Bestimmte Substanzen können die Wahrnehmung der eigenen und der Grenzen anderer verschieben: Achte auf einen verantwortungsvollen Konsum und verhalte dich rücksichtsvoll.“
Dockville in Wilhelmsburg: Was darf mit und was nicht?
Taschen, Rucksäcke und Gegenstände auf dem Veranstaltungsgelände
Bauchtaschen, Brustbeutel und Turnbeutel bis DIN A4 dürfen mit auf das Gelände genommen werden, ebenfalls leere Plastikflaschen oder faltbare Trinkflaschen für die kostenlosen Trinkwasserstellen. Für kleinere Unterbringungen gibt es eine Garderobe, für größere kostenpflichtige Schließfächer (ab 45 Euro, buchbar hier). Untersagt sind unter anderem Glasflaschen, Waffen, Feuerwerk und weitere gefährliche Gegenstände, Druckbehälter, Drohnen, Fahnenstangen, Laserpointer, Tiere und professionelle Foto-, Film- und Audioausrüstung. Und Konfetti.
Fundsachen können am Infostand an den Festivaltagen täglich von 14 Uhr bis 22 Uhr abgegeben oder abgeholt werden. Nach einer Woche landen Fundsachen im Zentralen Fundbüro Hamburg-Altona.
Barrierefreiheit
Personen mit Ticket und einem Merkzeichen „B” im Ausweis dürfen eine Begleitperson kostenfrei mitbringen und finden an den beiden großen Bühnen „Grossshot“ und „Vorshot“ barrierefreie Tribünen. Über die Jahre sind viele Wege und Areale auf dem Gelände ausgebaut und befestigt worden, auch einige Toilettenbereiche sind zumindest barrierearm. Trotzdem sind einige Bühnen vor allem bei ungünstigem Wetter nur schwer zu erreichen. Den barrierefreien Geländeplan gibt es hier.
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Dockville: Es gibt noch Karten in allen Kategorien
Artville: Kunst zwischen Künstlerinnen und Künstlern
Das mehrwöchige MS Artville Festival für urbane Kunst und geteilte Gegenwart gab es 2023 leider zum letzten Mal, dieses Jahr konzentrierte es sich am 4. August auf einen Tag. Dennoch sind auf dem Dockville-Gelände elf Objekte, Installationen und weitere Kunstorte zu finden, die sich in das musikalische Treiben integrieren.
Gibt es noch Karten und was kosten die?
Noch gibt es Festivaltickets in allen Kategorien mit und ohne Camping und mit Rabatt für Menschen unter 19 Jahren (Kinder und Jugendliche im Alter von 12 bis einschließlich 15 Jahren haben nur in Begleitung einer personensorgeberechtigten oder erziehungsbeauftragte Person Zutritt, Jugendliche ab 16 nur bis 24 Uhr). Tagestickets gibt es für 90 (Freitag), 100 (Sonnabend) und 80 Euro (Sonntag). Festivaltickets kosten ohne Camping 190 Euro, mit Camping 215 Euro. Tickets, Zeitpläne, Geländekarten und weitere Infos gibt es unter msdockville.de.