Hamburg. Über die Frage, welche VIPs Straßen in Hamburg ihren Namen geben dürfen, darf durchaus diskutiert werden. Manchmal ist es aber einfach.
Dieses Jahr ist Siegfried-Lenz-Jahr, zehn Jahre ist der Autor der „Deutschstunde“ nun tot. Und 2026 ist es 100 Jahre her, dass er geboren wurde. Spätestens jetzt denken in der Siegfried-Lenz-Stadt Hamburg ein paar Leute darüber nach, warum denn immer noch keine nach dem großen Schriftsteller benannte Straße in dieser Stadt existiert. Und sie haben recht, es ist tatsächlich irritierend. Bei Karl Lagerfeld (1933–2019) ging es viel schneller. Man könnte sagen: Der hat es verdient, der war ein Weltstar, der sein angeborenes Hanseatentum in die Welt hinaustrug, obwohl er doch in Wirklichkeit vor allem Pariser war.
Der gebürtige Ostpreuße Lenz dagegen lebte den größten Teil seines Lebens in der Hansestadt und war zu Lebzeiten in seiner gewählten Heimat immer präsent. Was nicht zwingend ein Grund sein muss, ihn in einer Prioritätenliste vorm Modemann zu platzieren. Führen wir lieber Lenz‘ universelle Bedeutung ins Feld: Als Repräsentant einer Epoche, die noch reichweitenstarke Großschriftsteller mit gesellschaftlicher Bedeutung kannte, wurde er millionenfach gelesen. Lagerfeld-Kreationen waren eher etwas für die Mode-Elite.
Siefried Lenz: Bitte jetzt eine Straße, sofort – an prominentem Ort
Wahrscheinlich also hat, in seiner Zeit, Lenz den Menschen mehr bedeutet. Oder er nervt sie heute noch, wenn jene jung sind, im Deutsch-Kursus. Dass Lenz bleiben wird, dass seine Bücher auch künftig gelesen werden, wird nicht ganz von selbst geschehen. Günter Berg, der Chef der Lenz-Stiftung, bemüht sich seit Jahren nach Kräften, den Namen Lenz geläufig zu halten.
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Es gibt einen sehr hoch dotierten Lenz-Literaturpreis und demnächst anlässlich der Jubiläen ein üppiges Lenz-Projekt mit vielen Veranstaltungen u. a. im Altonaer Theater. Das ist richtig und spannend. Eine Siegfried-Lenz-Straße muss es schnell aber auch geben, am besten an einem prominenten Ort. Hamburg muss – auch weil es bei aller lebendiger Heutigkeit ein „Heimatmuseum“ mit viel Vergangenheit und toten VIPs ist – seinen Ehrenbürger endlich im Straßenbild verankern.