Hamburg. Ihre Fans hören Taylor-Swifts-Alben rauf und runter. Und die Konkurrenz? Wir wissen, wer hoch im Kurs steht. Und wen man kennen muss.

Taylor-Swift-Konzert in Spanien
Taylor Swift: Im Juli tritt der größte Popstar der Welt an zwei Abenden in Hamburg auf. © DPA Images | Ricardo Rubio

Immer nur Taylor Swift, „1989“ und „Fearless“ oder „The Tortured Poets Department“? Stimmt nur fast. Swifties haben auch Playlists mit anderen Sängerinnen. Wer sich lohnt, wen man kennen muss, verraten wir – nicht ganz repräsentativ – an dieser Stelle.

Es kann davon ausgegangen werden, dass Swift-Fans auch männliche Interpreten hören. Die vernachlässigen wir hier aber mal. Wie gesagt: Wir befinden uns in der Epoche der weiblichen Popmusik. Aber Obacht: Es ist hier wie beim Fußball. Es gibt Fanlager. Wer Taylor Swift gut findet, darf andere Künstlerinnen manchmal nur ganz heimlich gut finden. Und umgekehrt.

Kelsea Ballerini: Countrypop für alle, die neu in Nashville sind

57th Annual CMA Awards - Show
Kelsea Ballerini stammt wie Taylor Swift aus der Country-Abteilung. © picture alliance / George Walker IV/Invision/AP | picture alliance

Taylor die Große ist seit fast zwei Jahrzehnten im Geschäft, und dass sie in der bedeutenden Musikmetropole Nashville begann, muss man ihren Hardcore-Fans nicht erklären (durchschnittlichen Swifties, die erst später einstiegen, auch nicht). Ja, die Popkönigin hat eine Countryvergangenheit. Und ja, die amerikanischste aller Populärmusik-Spielarten hat tatsächlich ein paar jüngere Fans hinzugewonnen in den vergangenen Jahren. Mit Folgen für Künstlerinnen wie Kelsea Ballerini aus Knoxville (Tennessee), die mit Hits wie „Miss Me More“ und „Love You Like You Mean It“ schon recht stark im Taylor Swifts Countrypop-Gefilden unterwegs ist. Kann gut sein, dass Spotify jeder und jedem, die und der gerade noch „Shake It Off“ gehört hat, einen ebenso polierten Kelsea-Knaller reinmischt. Kelsea Ballerini ist ein Swift-Mini, und wie könnte das je despektierlich gemeint sein?

Lana Del Rey: Sie gemeinsam mit Taylor Swift? Wie Schnee am Strand

Outside Lands Music Festival 2023 - Day 2
Über sie sagt Taylor Swift: „Lana Del Rey zählt meiner Meinung nach zu den besten Musikern aller Zeiten.“ Hoppla! © picture alliance / ZUMAPRESS.com | picture alliance

Lana Del Rey und Taylor Swift sind beide Expertinnen für enttäuschte Liebe. Wobei Lana Del Reys Vortrag insgesamt noch konzentrierter ist: Keine leidet amourös so formvollendet. 2022 erschien ein gemeinsames Lied der Künstlerinnen mit dem Titel „Snow On The Beach“. Und zwar auf „Midnights“, einem der zuletzt in verlässlicher Reihenfolge erscheinenden Alben Swifts. Del Rey setzte einst mit dem Song „Video Games“ zu einer ähnlich glanzvollen Karriere wie Swift an. Wobei, ist natürlich Quatsch. Swifts Karriere entzieht sich längst allen Einordnungen. Hätte Del Rey an ihrer Stelle sein können? Ja, nein, keine Ahnung. Klar ist, dass die in Manhattan geborene Sängerin ja gar keine schlechte Karriere hingelegt hat, ganz im Gegenteil. Swift schätzt ihr Tun sehr, die beiden sind befreundet. Wobei, pardon, Lana Del Rey, echt die (noch) bessere Texterin ist. „Snow On The Beach“ erzählt übrigens davon, wie zwei Menschen gleichzeitig das genau gleiche Level an Verliebtsein ineinander empfinden. Liebe kann auch gelingen, hurra! Und Taylor mit Lana gemeinsam, das ist: Schnee am Strand.

Gracie Abrams: Ihre Karriere hat gerade erst angefangen

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Gracie Abrams entstammt einer Filmdynastie. Im Herbst ist sie wieder mit Taylor Swift auf Tour. © picture alliance / Vianney Le Caer/Invision/AP | picture alliance

In Amerika war die 24-jährige Gracie Abrams 2023 Support Act auf der „The Eras Tour“ und wird es Ende des Jahres erneut sein. Und bald erscheint ein neues Album. Was die Tracklist verrät, ist: Swift wird an einem der neuen Stücke („Us“) mitwirken. Auf Spotify hat die Kalifornierin, deren Vater Hollywoodregisseur und -produzent J.J. Abrams („Star Wars“) ist, schon 14 Millionen Hörerinnen und Hörer. Nicht wenige von ihnen sind auch im Team Swift, was daran liegt, dass Abrams wie Swift zeitgenössischen Mainstream-Pop macht. Abrams‘ Kompositionen fehlt aber so gut wie immer das Mindestmaß an Raffinement, das Swift-Songs gelegentlich haben, auf die ein oder andere Weise. Aber stimmlich und atmosphärisch gibts an Stücken wie „I Miss You, I‘m Sorry“ gar nichts zu mäkeln. Abrams‘ Karriere hat, ähnlich wie die von Olivia Rodrigo (deren Opening Act Abrams live auch schon war) gerade erst angefangen, mal sehen, wie groß sie wird.

Tate McRae: eine andere Generation als Taylor Swift

Tate McRae performing live at the 2024 BRIT awards ceremony, O2 Arena, London, on 2 March 2024
Ihre deutsche Mutter brachte Tate McRae das Tanzen bei. Singen kann die Kanadierin auch. So gut, dass sie der nächste Superstar werden könnte. © picture alliance / Photoshot | picture alliance

Seit ihrem Song „Greedy“ ist Tate McRae in der Mitte der Arena angekommen: Auf sie schaut die Popwelt seit vergangenem Jahr. Die Musikerin und Tänzerin, deren erster Ruhm sich der Teilnahme am Finale der Show „So You Think You Can Dance“ verdankt, hat schon 46 Millionen Hörerinnen und Hörer auf Spotify. An die Popularitätswerte ihres kanadischen Landsmanns Drake kommt Tate McRae noch nicht heran; die Tochter einer Deutschen, die ihr das Tanzen beibrachte, ist aber derzeit einer der ganz heißen Superstartipps. 20 Jahre alt ist sie erst, es dürften insbesondere die jüngeren Swifties sein, die ihr und der 21-jährigen Olivia Rodrigo längst verfallen sind. Rodrigo ist übrigens ein bisschen rotziger insgesamt, aber Lieder wie „She‘s All I Wanna Be“ sind Identifikationsangebote für alle junge Frauen, die in dieser schrecklich-schönen Welt aus Instagram-Lügen und Castingshows bestehen müssen. Als Star, den die sozialen Medien gemacht haben, ist Tate McRae tatsächlich schon eine ganz andere Generation als Swift.

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Billie Eilish: Liebling auch vieler Swift-Fans, die zuletzt das Duell gegen Taylor Swift verlor

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Billie Eilish wäre gerade fast Nummer eins der amerikanischen Charts geworden. Jemand hatte wohl etwas dagegen. © picture alliance / Joel C Ryan/Invision/AP | picture alliance

Kürzlich befand sich der ein oder andere Swiftie, der Billie Eilish auch sehr, sehr toll findet, in einer Zwickmühle. Als Eilishs neues Album „Hit Me Hard And Soft“ erschien, schickte Taylor Swift noch ein paar Spezialausgaben ihres wenige Wochen vorher erschienenen Albums „The Tortured Poets Department“ ins Rennen. Das könnte, das muss doch Platzhirschgebaren gewesen sein, stimmts? Die Chartkönigin – zuletzt belegte Swift die ersten 14(!) Plätze der Billboard-Charts – will unanfechtbar sein, vielleicht gerade von der nächsten Generation. War es auch die Rache an Eilish, weil diese sich abschätzig über den Nepp der farbigen Vinyl-Ausgaben von Alben geäußert hatte? Am Ende gewann jedenfalls, wer hätte es gedacht, Taylor Swift. Eilish, die smarte, in ästhetischer Hinsicht (viele Einflüsse immer dabei, wobei früher mehr Trap war), wohl insgesamt interessantere Künstlerin, ist dennoch in vielerlei Hinsicht Vorbild und Darling auch vieler Swift-Fans. Wenn auch nicht von deren Hardcore-Abteilung, klar.

Joni Mitchell: Die Wegbereiterin – auch für Taylor Swift

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Joni Mitchell gehört zu den größten Songwriterinnen und Songwritern aller Zeiten. © picture alliance / Avalon/Retna | picture alliance

Ob „Rainy Night House“ über Leonard Cohen, „The Circle Game“ für Neil Young oder „See You Sometime“ für James Taylor: Joni Mitchell ist wohl so etwas wie die Mutter der, kurz gesagt, Männer-Songs. Also jener Lieder, die Beziehungserfahrungen in Kunst verwandeln. Doch jenseits der Mucker- und Macker-Inspiration ist die Kanadierin natürlich per se eine grandiose Wegbereiterin für Frauen in der Popkultur. Und wie Taylor Swift eine Meisterin des intimen musikalischen Storytellings. Das ikonische Album „Blue“ aus dem Jahr 1971 sei ihr Lieblingsalbum von Mitchell, erzählt Swift, da es die Seele eines Menschen so tief erforsche.

Blackpink: Swifties stehen auch auf K-Pop

Lisa, Jisoo, Jennie und Rosé (von links) sind die südkoreanische Band Blackpink.
Lisa, Jisoo, Jennie und Rosé (von links) sind die südkoreanische Band Blackpink. © dpa | Evan Agostini

Was hohes Engagement und Leidenschaft angeht, können sich die Fangemeinden von Taylor Swift und Blackpink, also die Swifties und Blink, wechselseitig die Krone aufsetzen. Doch auch untereinander „fangirlen“ der US-Star und die koreanische Girlgroup aufs Schönste. Bei den MTV Video Music Awards 2022 ist Swift im Publikum zu beobachten, wie sie beherzt zu der Performance des Hits „Pink Venom“ mitsingt und tanzt. Und Blackpink-Mitglied Lisa postet begeistert Fotos ihres Besuchs bei der „The Eras Tour“. Obwohl der komplexe und oft hochtourige K-Pop der Gruppe nicht unbedingt mit Swifts Songwriting vergleichbar ist, gibt es aufgrund der starken Präsenz der Künstlerinnen doch zahlreiche Zweifachfans.

Phoebe Bridgers: Auch sie spielte im Vorprogramm von Taylor Swift

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Phoebe Bridgers gilt als eine der überzeugendsten Songwriterinnen ihrer Generation. © picture alliance / Photoshot | picture alliance

Die gebürtige Kalifornierin Phoebe Bridgers wird gerne als alternative Version von Taylor Swift gehandelt. Doch ob bei solch herausragenden Musikerinnen feste Schubladen wie Mainstream und Indie noch greifen, sei dahingestellt. Bridgers‘ Hit „Motion Sickness“ über ihren Ex-Freund Ryan Adams ist ein rau an der Seele ziehender Trennungssong, der eine offensichtlich toxische Beziehung verarbeitet. Im Songwriting scheinen Swift und Bridgers Schwestern im Geiste zu sein. Kein Wunder also, dass sie mit „Nothing New (Taylor‘s Version)“ eine Akustik-Ballade im Duett singen. So auch bei mehreren Terminen der „The Eras Tour“ 2023, bei denen Phoebe Bridgers das Vorprogramm bestritt.

Stevie Nicks: Die Legende, die ein Gedicht für Königin Taylor schrieb

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Stevie Nicks wurde mit der 70er-Jahre-Überband Fleetwood Mac („Rumours“) bekannt. © picture alliance / Evan Agostini/Invision/AP | picture alliance

Driftende Gitarren zwischen Country, Folk und Pop. Zudem eine eindringliche Stimme. Zahlreiche junge Fans, die heutzutage glühende Swifties sind, entdecken über den „Eras“-Sound auch Songs und Poesie einer anderen Ära. Allen voran die der 70er-Jahre mit Fleetwood Macs so einflussreichem wie kongenialem „Rumours“-Album. Die künstlerische Seelenverwandtschaft reicht bis in die Jetztzeit: Fleetwood-Mac-Sängerin Stevie Nicks hat ein Gedicht für Taylor geschrieben, das Swift der physischen Ausgabe ihres Albums „The Tortured Poets Department“ vorangestellt hat. Bereits bei den Grammy-Awards 2010 standen Swift und Nicks zusammen auf der Bühne und sangen unter anderem Fleetwood Macs „Rhiannon“. Zeitlos schwebend zwischen den Jahrzehnten.

Ashley Cooke: eine, die den Country-Charme so draufhat wie ihr Vorbild

Stagecoach Music Festival 2024
Ashley Cooke, 2024 auf dem Music Festival at Empire Polo Club in Indio, California © picture alliance / ZUMAPRESS.com | picture alliance

Ashley Cooke, Jahrgang 1997, zählt zu den vielen jungen Künstlerinnen, die durch die Swift-Schule gegangen sind. Die sich also von „Tays“ Schaffenskraft ermuntert gefühlt haben, selbst Musik zu machen. Mit elf schrieb Ashley Cooke ihren ersten Song und zog mit 18 von Florida nach Nashville, um ihre Liebe zu Twang und Gitarren weiterzuverfolgen. In Nummern wie „Your Place“ und „What Are You On Fire About“ liefert sie eingängigen Country-Charme mit sattem Pop-Twist und dürfte somit vor allem die Fans von Swifts Frühwerk ansprechen. Ebenso wie ihr Vorbild ist Cooke eine ausdauernde Livemusikerin. Rund 50 Konzerte stehen bis Herbst in ihrem Tour-Kalender.