Hamburg. Im Schloss, am Deich, auf dem Berg oder der Insel: Diese Ausstellungen sind an einem Tag von Hamburg aus mit Bahn und Bus zu erreichen.

Für die Sommermonate lassen sich Museen, Galerien und Ausstellungshäuser ganz besonders viel einfallen, um ihr Publikum anzulocken. Schließlich gibt es draußen jede Menge Ausflugskonkurrenz. Um so schöner sind Ziele, bei denen man beides miteinander verbinden kann: Frischluft und Kulturgenuss – am besten umweltfreundlich per Anreise mit Bus und Bahn. Hier eine Auswahl an Kurzreisen zu spannenden Ausstellungen im Norden, die mit dem Deutschland-Ticket von Hamburg aus an einem Tag zu erreichen sind – inklusive Tipps für Spaziergänge, Sehenswürdigkeiten und Gastronomie.

1. Spektakuläre Kunst aus Portugal: Auf Schloss Gottorf sind die Walküren los

Sie baut Mega-Stilettos aus rostfreien Bratpfannen, lässt kunterbunte, mit Luft gefüllte Stoffgebilde durch riesige Hallen schweben und verwandelt einfaches Plastikbesteck in wunderschöne Skulpturen: Joana Vasconcelos. Nach Ausstellungen auf der Biennale, in Versailles und bei einer Modenschau von Dior gastiert Portugals erfolgreichste Künstlerin nun mit ihrer Ausstellung „Le Château des Valkyries“ auf Schloss Gottorf. Ihre Kunst ist immer ein feministisches Statement und hinterfragt eingefahrene Sehgewohnheiten. Und sie macht einfach großen Spaß. Auf der weitläufigen Schlossinsel und im Barockgarten lassen sich wunderbar die Füße vertreten. Stärkung gibt es in dem lokalen Schlosscafé, Schatzkammer und Leahs Gerichte (Bio-Speisen mit Seeblick).

„Le Château des Valkyries“ bis 3.11., Schloss Gottorf, Schlossinsel 1, 24837 Schleswig, Di–Fr 10.00–17.00, Sa/So 10.00–18.00, Eintritt 17,-/14,- (erm.), Kinder 5,-; www.schloss-gottorf.de. Anreise: RE von Hamburg-Dammtor bis Schleswig Bahnhof. Vom Bahnhof per Bus bis Oberlandesgericht oder in etwa 20 Minuten zu Fuß.

2. Die Kunsthalle St. Annen in Lübeck lädt zum Staunen und Mitmachen ein

Direktorin Noura Dirani hat der ohnehin noch sehr jungen Kunsthalle eine erneute Frischzellenkur verpasst: Sie lud Künstlerinnen und Künstler nach Lübeck ein, mit dem Auftrag, die Museumsräume in eine interaktive, überraschende und spannungsreiche Ausstellung zu verwandeln, die sowohl ganz jungem als auch erwachsenem Publikum Spaß macht. Et voilà:: „Hello Lübeck!“. Besucherinnen und Besucher können mit einem E-Piano eine Lichtshow erzeugen, Bilder beim Trampolinhüpfen betrachten, sich durch Charaktereigenschaften schnüffeln, mit Eiswürfeln malen und Glückskekse mal aus einer anderen Perspektive betrachten. Anschließend bietet sich ein Spaziergang durch die wunderschöne Altstadt an. Perfekte Zwischenstopps: Eiscafé Rialto mit diversen Varianten des Spaghetti-Eis (Mühlenstraße 29) oder – der Klassiker – das Niederegger Café in der Breiten Straße.

„Hello Lübeck“ bis 28.7., Kunst St. Annen, St. Annen-Straße 15, 23552 Lübeck, Di–So 10.00–17.00, Eintritt 12,-, bis 18 Jahre frei; www.kunsthalle-st-annen.de. Anreise: Mit dem RE von Hamburg-Hauptbahnhof bis Lübeck Bahnhof. Vom ZOB fahren mehrere Linien in die Mühlenstraße. Zu Fuß dauert es etwa 30 Minuten.

Jede Menge Glück auf der Treppe: „The Way to Success is Open“ vom Künstlerduo „Famed“ ist Teil der Ausstellung „Hello Lübeck“ in der Kunsthalle St. Annen.
Jede Menge Glück auf der Treppe: „The Way to Success is Open“ vom Künstlerduo „Famed“ ist Teil der Ausstellung „Hello Lübeck“ in der Kunsthalle St. Annen. © Vera Fengler | Vera Fengler

3. Auf den Spuren des Jugendstils den Museumsberg Flensburg erklimmen

Eine besondere kulturelle Stadtwanderung kann man in der Fördestadt Flensburg unternehmen: Ausgehend vom Holm 35 in der Fußgängerzone, wo ein sehr gut erhaltenes Prachtexemplar eines Jugendstilhauses steht, geht es über den Flensburger Jugendstilweg. Der führt entlang weiterer sehenswerter Gebäude dieser um 1900 erblühten Strömung bis hoch zum Museumsberg. Dort erwartet das Publikum die Kunst- und Kulturgeschichte des ehemaligen Herzogtums Schleswig-Holstein sowie schleswig-holsteinische Kunst aus dem 19. bis 21. Jahrhundert inklusive einer großen Sammlung an Jugendstilkunst im Hans-Christiansen-Haus. Außerdem ist die Kunsthalle zu Kiel mit der Mini-Schau „Lieblingsstücke!“ zu Gast und präsentiert sanierungsbedingt zwölf wertvolle Leihgaben, unter anderem von Emil Nolde, Karl Schmidt-Rottluff und Asger Jorn. Und in der Ausstellung „Die anderen 50er Jahre“ geht es um Film, Mode, Design und Kunst dieses legendären Jahrzehnts.

„Die anderen 50er Jahre“ bis 3.11. und „Lieblingsstücke!“ bis 1.12.2026, Museumsberg Flensburg, Museumsberg 1, 24937 Flensburg, Di–So 10.00–17.00, Eintritt 8,-/3,- (erm.), bis 18 Jahre frei; www.museumsberg-flensburg.de. Anreise: Mit dem RE von Hamburg-Dammtor bis Flensburg Bahnhof. Von dort sind es eineinhalb Kilometer bis Holm 35.

4. Laufen und baden am Dockkoog, staunen und schlemmen im Husumer Schloss

Gleich auf dem Weg vom Bahnhof Husum ins Zentrum passiert man das Nordfriesland Museum. Neben spannenden Geschichten um Sturmfluten, gesunkene Inseln und die beeindruckende Vogelwelt wird in einer Sonderausstellung Leben und Werke von Prinzessin Vilma Lwoff-Parlaghy gezeigt, die Ende des 19. Jahrhunderts große Persönlichkeiten in Berlin und New York porträtierte. Hintergrund: Der Husumer Juwelenhändler Ludwig Nissen lernte die Künstlerin in den USA kennen und erwarb von ihr einige Bilder. Diese überließ er dem Museum, das die Künstlerin nun zu ihrem 100. Geburtstag ehrt. Im Schloss vor Husum erfährt man im zugegebenermaßen sehr warmen Dachgeschoss viel über die Freiheitsbestrebungen anderer Künstlerinnen, etwa von Franziska zu Reventlow. Anschließend lohnt sich ein Besuch im Schlosscafé mit seinen süßen und herzhaften skandinavischen Spezialitäten.

Seeluft schnuppern, das geht schon bei einer Shoppingtour durch die hübsche kleine Altstadt mit ihren auffallend vielen und liebevoll gestalteten Boutiquen, Lädchen und Cafés (fantastische eigene Tortenkreationen hat das Künstlercafé in der Neustadt 13). Oder man läuft vom Hafen aus einen rund drei Kilometer langen Weg auf dem Dockkoog vorbei am Haus der Fotografie. Es zeigt meist mehrere parallel laufende Ausstellungen. Die Badestelle nebst Spielplatz an der Koogspitze ist in der Sommersaison schon von Weitem an den Strandkörben (auf Gras!) zu erkennen. Diese können an der nahe gelegenen WunderBar gemietet werden. Natürlich gibt es dort auch allerlei Getränke und Snacks. Geöffnet ist außer montags jeweils von 13 bis 17 Uhr und „abhängig von Wetter und Gezeiten“ – das ist die Nordsee!

„Frei leben! Frauen der Boheme 18901920“ bis 30.3.2025, Schloss vor Husum, König-Friedrich-V.-Allee, 25813 Husum, Di–So 11.00–17.00, Eintritt für das gesamte Schloss 7,-/5,50 (erm.), Kinder bis 5 Jahren frei. „Durchlaucht lässt bitten … Prinzessin Vilma Lwoff-Parlaghy – Porträtmalerin der New Yorker High Society“ bis 8.9., Nordfriesland Museum, Herzog-Adolf-Straße 25, 25813 Husum, Di–So 11.00–17.00, Eintritt 7,-/5,50 (erm.), Kinder bis 5 Jahren frei; www.museumsverbund-nordfriesland.de. Anreise: Mit dem RE von Hamburg-Altona bis Husum Bahnhof. Von dort aus sind alle Ziele fußläufig zu erreichen.

5. Groß, größer, NordArt: Büdelsdorf bei Rendsburg ist immer eine Kulturreise wert

Spektakulär war bisher eigentlich jede der internationalen Kunstausstellungen, die auf dem insgesamt rund 100.000 Quadratmeter großen Gelände der einstigen Eisengießerei Carlshütte stattfanden. In diesem Jahr begeht die NordArt ihr 25. Jubiläum. 200 Künstlerinnen und Künstler zeigen aktuelle Arbeiten, darunter elf aus China (NordArt-Gründer Wolfgang Gramm ist dem Land schon lange sehr verbunden). Diesjähriges Fokusland ist die Mongolei. In der weitläufigen Halle und der Wagenremise können Besucherinnen und Besucher wunderbar in die Kunstwerke abtauchen und im Skulpturenpark entspannt flanieren. Inmitten des Grüns lädt das skandinavisch inspirierte Café Alte Meierei zu Erfrischungen ein. Lohnenswert sind auf jeden Fall die Führungen, die regelmäßig angeboten werden. Für beides wird eine vorherige Reservierung empfohlen. Über die Laufzeit verteilt veranstaltet das Schleswig-Holstein Musik Festival mehrere Konzerte auf dem Gelände.

NordArt 1.6.–6.10., Kunstwerk Carlshütte, Vorwerksallee, 24782 Büdelsdorf, Di–So 11.00–19.00, Tageskarte Di–Fr 18,50/16,- (erm.), Sa/So 21,-/18,- (erm.), Schüler Di–Fr 6,50, Sa/So 8,-, Kinder bis sechs Jahre frei; www.nordart.de. Anreise: Mit dem RE von Hamburg-Dammtor bis Rendsburg Bahnhof. Vom ZOB mit dem Bus 730 in Richtung Gettorf Bahnhof bis Carlshütte, Büdelsdorf.

Kunstausflug für Kurzentschlossene: Die Ausstellung „Romy. Gesichter einer Ikone“ ist nur noch bis zum 23. Juni in der Kunsthalle Lüneburg zu sehen.
Kunstausflug für Kurzentschlossene: Die Ausstellung „Romy. Gesichter einer Ikone“ ist nur noch bis zum 23. Juni in der Kunsthalle Lüneburg zu sehen. © Archiv Robert Lebeck | Archiv Robert Lebeck

6. bis zum 23. Juni: Eine Ikone der Schauspielkunst in der Kunsthalle Lüneburg

Sie war kindliche Kaiserin und verführerische Femme fatale, dramatische Schauspielerin und Inszenierungsprofi: Romy Schneider (1938–1982) startete bereits mit 15 Jahren an der Seite ihrer Mutter Magda in Heimatfilmen durch und wurde mit der Rolle der „Sissi“ berühmt. Als ernsthafte Darstellerin wurde sie allerdings erst in Frankreich wahrgenommen, dort drehte sie die Filme „Der Swimmingpool“ und „Nur die Sonne war Zeuge“ (mit Ehemann Alain Delon) oder „Das Verhör“ mit Lino Ventura. Die Ausstellung „Romy. Gesichter einer Ikone“ in der Kunsthalle Lüneburg zeigt diesen facettenreichen Star in rund 300 Bildern von den Fotografen Robert Lebeck, Herbert List, Max Scheler, Siegfried Sander und Jürgen Joost. Anschließend kann man in einem der vielen schönen Lokale rund um den Hafen das Kunsterlebnis ausklingen lassen.

„Romy. Gesichter einer Ikone“ bis 23.6., Kunsthalle Lüneburg in der KulturBäckerei, Dorette-von-Stern-Straße 2, 21337 Lüneburg, Mo–Fr 10.00–18.00, Sa/So 11.00–17.00, Eintritt frei; www.kunsthalle-lueneburg.de. Anreise: Mit dem ME von Hamburg-Hauptbahnhof bis Lüneburg Bahnhof. Von dort fahren die Busse 5007 (Richtung Erbstorf) und 5015 (Richtung Lüneburg, Am Ziegeleiteich) bis zur Hansestraße. Weiter geht es 300 Meter zu Fuß.

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7. Ernst Ludwig Kirchner und Fehmarn – eine Sommer-Romanze mit Nachhall

Die Künstlergruppe „Brücke“ hatte sich im Mai 1913 mit großem Knall aufgelöst; ihre Mitglieder Erich Heckel, Max Pechstein, Karl Schmidt-Rottluff und Ernst Ludwig Kirchner gingen fortan getrennte Wege. Letzterer suchte Erholung von den künstlerischen Strapazen und dem Berliner Großstadtleben – und fand sie auf Fehmarn. 1908, 1912, 1913 und 1914: Vier Sommer verbrachte der bedeutende Expressionist zusammen mit seiner Lebensgefährtin Erna Schilling auf der Ostseeinsel zwischen Wellen und Dünen und im Haus des Leuchtturmwärters auf Staberhuk. Pfeife rauchend, fotografierend, malend. So entstanden etwa „Turmzimmer (Selbstbildnis mit Erna)“ oder „Badende im Mondschein“. Die Stadtbücherei von Burg präsentiert eine ständige Ausstellung von Reproduktionen und Fotografien aus dieser kreativen Mußezeit, die Kirchner selbst sein „irdisches Paradies“ nannte. Nach der Ausstellung geht’s natürlich schnurstracks zum Strand, so wie einst der Künstler.

„Kirchner auf Fehmarn“ Dauerausstellung in der Stadtbücherei Burg, Bahnhofstraße 47, 23769 Burg auf Fehmarn, Mo/Fr 9.30–13.00 und 14.00–16.00, Di/Do 9.30–13.00 und 14.00–18.30, Mi 9.30–12.00, Eintritt frei; www.kirchnerverein.de. Anreise: Mit dem RE von Hamburg-Hauptbahnhof bis Lübeck Bahnhof. Von dort weiter mit dem Bus X85 Richtung Puttgarden bis Fehmarn/Burg. Bis zur Bücherei sind es etwa 350 Meter zu Fuß.

Jochen Hein ist mit seiner Kunst aktuell im Maritimen Museum und ab 20. Juli in Niebüll zu erleben. Hier sitzt er in seinem Hamburger Atelier.
Jochen Hein ist mit seiner Kunst aktuell im Maritimen Museum und ab 20. Juli in Niebüll zu erleben. Hier sitzt er in seinem Hamburger Atelier. © FUNKE Foto Services | Roland Magunia

8. Der Magie des Hamburger Ausnahmemalers Jochen Hein nach Niebüll folgen

Die Künstler Jochen Hein und Günter Zachariasen verbindet vieles: Beide stammen aus dem hohen Norden (Hein ist in Husum geboren, Zachariasen auf Sylt), beide werden in ihrer Malerei von der Natur beeindruckt und inspiriert, und sie teilen sich den Galeristen. „Eine farbige Leere, die meditativ auf die Betrachter wirkt“, so beschreibt die Stuttgarter Galerie Thomas Fuchs die Kunst des durch sie vertretenen Malers Zachariasen. Über Hein, der aktuell auch in einer Gastausstellung des Museums Kunst der Westküste auf Föhr im Maritimen Museum mit einem großen Seestück zu erleben ist, erfährt man, dass „die Motive subjektive Erinnerungen beim Betrachter hervorrufen“. Das Richard Haizmann Museum in Niebüll vereint beide Maler in der Sommerausstellung „Getrennte Nähe“. Und danach? Ab auf den Autozug oder in die Bahn nach Westerland!

„Günter Zachariasen & Jochen Hein. Getrennte Nähe“ 20.7.–20.10., Richard Haizmann Museum, Rathausplatz 2, 25899 Niebüll, Di–Fr 11.00–16.30, Sa 11.00–13.00, So 14.00–17.00, Eintritt frei; www.haizmann-museum.de. Anreise: Mit dem RE von Hamburg-Altona bis Niebüll Bahnhof. Von dort sind es 800 Meter Fußweg bis zum Rathausplatz.