Hamburg. Das einstige US-Stadionrock-Versprechen kommt auf den Punkt und ist on fire. Am 19. Juli tritt die Band in Norddeutschland auf.

Für die Indiekids war „Only By the Night“ der Sündenfall. So ’n Mist, jetzt sind Kings of Leon ja Stadionrocker, igittigitt – das war damals so die Stimmungslage. Dabei war selbst der unendlich enervierende Koitus-Knaller „Sex On Fire“ einfach mal ein Spaß, oder? Für ein, zwei Sommer waren Kings of Leon eine Rocksensation. Ein bisschen zu uncool für Hipster, für alle anderen eine Alternative zu den Foo Fighters.

Die Band aus Nashville, Tennessee, ist in den vergangenen zehn Jahren allerdings in ein Kreativ-Loch gerutscht. Wenige, nicht überzeugende Alben erschienen in diesem Zeitraum, was dann nicht allein an den bescheidenen Lyrics lag (Kings-of-Leon-Texte sind immer irgendwie kraftlos, was den Sprachzugriff angeht), sondern auch an den müde gewordenen Rockroutinen. „Mechanical Bull“ (2013) war das letzte Album, an dem weitaus mehr stimmte als fehlschlug.

Neues Album von Kings of Leon: Die sind jetzt wieder gut

Jetzt erscheint „Can We Please Have Fun“. Die gute Nachricht: Die sind jetzt wieder gut. Nicht jeder neue Song überzeugt, aber der Biss ist zurück, was daran liegt, dass der neue Produzent Kid Harpoon (Harry Styles, Florence + the Machine) die Band an die einfachen Songtexturen aus ihrer Jugend Maienblüte erinnert hat. „Mustang“ und „Nothing To Do“ haben endlich wieder die Räudigkeit früherer Tage.

Caleb Followill nölt sich mit einem enthusiastischen Ennui (wenn es so etwas denn gibt) durch die melodiegetriebenen neuen Stücke, unter denen „Rainbow Ball“ herausragt. Wer so ein Comeback hinlegt, den wird man erst einmal nicht mehr blöd damit angehen, dass der einzige Ruhm von Kings Of Leon angeblich nur noch darin besteht, in einem Song von Lana Del Rey vorzukommen.

Mehr zum Thema

„Can We Please Have Fun“ ist das Album, das die Band in den mittleren Jahren ihrer Karriere gebraucht hat. Es wird niemanden verschrecken, der sich auf die altbewährte Formel der Band – eine melancholische, langsame Nummer wie „Split Screen“ gehört da immer ins Angebot – setzt und Experimente scheut.

Dennoch lieber nicht zu versuchen, den Mainstreamerfolg etwa von „Use Somebody“ zu wiederholen, ist genau der richtige Weg für Kings of Leon. Fürs Stadion ist doch jetzt eh Johannes Oerding gebucht, da müssen Kings of Leon sich nicht mehr spreizen.

Das Cover des neuen Albums von Kings of Leon: „Can We Please Have Fun“.
Das Cover des neuen Albums von Kings of Leon: „Can We Please Have Fun“. © Universal Music | Universal Music

Kings of Leon: Auftritt auf dem Deichbrand Festival im Juli

Die Band wird übrigens den Weg nach Norddeutschland finden, und zwar schon bald: Am 19. Juli tritt sie in Cuxhaven auf. Als Headliner beim Deichbrand Festival – einem Ort, der zuletzt viel Glamour anzog. Lediglich zwei Auftritte wird es in Deutschland insgesamt geben. Da sollte man mit dem Ticketkauf nicht zögern. Der lärmende Song mit Ansage auf „Can We Please Have Fun“ heißt „Hesitation Generation“. Dürfte ein Live-Favorit werden.

„There‘s a Mustang in the city/And it‘s calling me out/Are you a Mustang or a kitty?/What are you all about?“, singt Caleb Followill in „Mustang“. Nun, gestehen wir ihm und seinen Kollegen zu: Sie sind eher wilde Prachtpferde (sage bitte niemand: Hengste), keine Zuchtpferdchen.

podcast-image