Clownesk und androgyn: Der Brite könnte Popstar des Jahres werden. In Hamburg macht er zwei Fans ein besonderes Geschenk.
- Harry Styles spielt in Hamburg ein umjubeltes Konzert
- Der Brite bringt den gesamten Volkspark zum Kreischen
- Zwei Fans macht der Sänger ein besonderes Geschenk
Es gibt Popstars, die fliegen an Stahlseilen über das Publikum hinweg. Da schießen Feuerfontänen in den Himmel. Und die Bühnenkulisse verändert sich permanent. Doch obwohl Harry Styles auf derlei bombastische Effekte verzichtet, liefert er in Hamburg nicht weniger als die perfekte Popshow. Aufgrund seiner Musik. Und vor allem: seiner Menschlichkeit.
Gemeinsam mit den 50.000 Fans verwandelt der britische Sänger und Musiker das Volksparkstadion in einen Kessel voller Respekt und Euphorie. Eine symbiotische Beziehung, die gut anderthalb Stunden in unglaublicher Energie explodiert.
Harry Styles: Unglaubliche Energie in Hamburg
Ein bunt herausgeputztes Publikum hat sich am Sonntag versammelt, um den ersten Deutschland-Termin von Harry Styles’ „Love on Tour“ zu feiern – mit Federboas und Regenbogenflaggen, mit schillerndem Make-up und in Paillettenoutfits. Vor allem unter den vielen jungen weiblichen Fans ist ein äußerst positiv aufgeladenes Miteinander zu spüren. Singend, tanzend und mit La-Ola-Wellen bringen sie sich bereits vor dem Konzert in Stimmung. Mädchen umarmen sich, strahlen und weinen – alles gleichzeitig.
Gekreische in höchsten Tönen brandet auf, als Harry Styles die Bühne betritt. Seine Show startet er mit dem herrlich verspielten „Music For a Sushi Restaurant“ aus seinem aktuellen dritten Album „Harry’s House“. Und, ja: Der 28-Jährige macht das Stadion wahrlich zu seinem Haus. Die Türen stehen sperrangelweit offen für alle. Und die Räume sind geschmückt mit Glitzer und Liebe.
Harry Styles: Clownesk, androgyn, hinreißend
Drei große Leinwände zeigen jede Aktion des Popstars. Und sein Outfit. Schwarz-weiß und gelb gepunktet. Clownesk, androgyn, hinreißend. Styles ist auf dem besten Weg, der Robbie Williams seiner Generation zu werden. Losgelöst aus dem Boyband-Background entfaltet er solo ungemeine Strahlkraft. Und die nutzt er, um sich für eine Welt einzusetzen, in der sich Glamour und Achtsamkeit wechselseitig beflügeln.
„Ihr habt heute Abend einen einzigen Job: So viel Spaß wie möglich zu haben“, sagt Styles. Kein Problem bei Songs wie dem luftigen „Daylight“, dass von rockigen Passagen befeuert wird. Oder bei dem funkigen „Cinema“, bei dem er die Menge zum fröhlichen Hüpfen animiert.
Harry Styles genießt seinen Auftritt sichtlich. Immer wieder rennt er über den quadratischen Steg, der in den Innenraum des Stadions hineinragt. Er tanzt, verteilt Kusshände, bedankt sich bei den Fans. Streckt die Arme in die Luft, schließt die Augen, lächelt.
Harry Styles macht Fans in Hamburg ein Geschenk
„Are you feeling wunderbar?“, fragt er die Menge, die den Kreischpegel daraufhin erneut um diverse Dezibel ansteigen lässt. Ohnehin ist da ein permanenter Austausch zwischen Popstar und Publikum. „Ich habe eine Knieoperation für dich verschoben“, hat ein Fan auf Englisch auf ein Schild geschrieben. „Mhhh, das ist vielleicht keine so gute Idee“, sagt Styles verschmitzt – und hat die Lacher auf seiner Seite.
Eine junge Frau namens Lisa bittet ihn, ihr beim Coming-out zu helfen. Gesagt, getan. Eine Regenbogenflagge, die er über seinem Kopf schwenkt, markiert den Neuanfang. „Um ihre Freiheit zu feiern, tanzen wir jetzt 15 Minuten am Stück“, ruft Styles. Die Fans zelebrieren diesen Moment und starten zu Songs wie „Canyon Moon“ und „Treat People With Kindness“ einige Mega-Polonaisen. Gänsehaut.
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Mit „What Makes You Beautiful“ präsentiert Styles auch eine Nummer seiner Boyband One Direction. Oder die beherzt mitsingenden Fans präsentieren sie ihm. Denn bei dem Hit aus dem Jahr 2011 zeigt sich: Die Begeisterung geht immer noch lauter.
Harry Styles: Politische Botschaft bei "Watermelon Sugar"
Im Anschluss verkündet der Popstar dann einer Schwangeren noch das Geschlecht ihres Kindes (ein Mädchen). Ein Harry für alle Fälle. Für sämtliche zwischenmenschliche Zustände. Das gilt offenbar auch für den inneren Kreis: Ausführlich stellt er seine Band vor. Heftigen Applaus erhält Schlagzeugerin Sarah Jones. Mal eben ein Role Model geschaffen – check.
19 Songs spielt Harry Styles an diesem perfekten Sommerabend – darunter als Zugaben auch die Überhits „Sign of the Times“ und „As It Was“. Und selbst bei einem Sommersong wie „Watermelon Sugar“ ist noch Platz für eine politische Botschaft: Styles hält das Schild eines Fans hoch, der gegen das Abtreibungsverbot in den USA protestiert. „My body, my choice“ steht darauf. Mein Körper, meine Wahl. Eine Show mit Haltung, aufgeregten Herzen, Erinnerungen für immer – das ist Popkultur in ihrer schönsten Art.