Hamburg. Bildungsvermittlerin der Kunsthalle gibt Tipps für einen kurzweiligen Museumsbesuch. Außerdem: Was Burger und Kakao bewirken können.

In U-Bahn-Stationen, an Litfaßsäulen über das gesamte Stadtgebiet verteilt und sogar als riesige Wandmalerei in der Ditmar-Koel-Straße ist er allgegenwärtig und wirbt für eine der spektakulärsten Ausstellungen dieses Jahres: der „Wanderer über dem Nebelmeer“. Viele Eltern möchten das Kunst-Erlebnis auch mit ihren Kindern teilen. Doch eignet sich „Caspar David Friedrich. Kunst für eine neue Zeit“ in der Galerie der Gegenwart auch für ein sehr junges Publikum? Und wie schafft man es, Kinder und Jugendliche für den Romantik-Maler zu begeistern?

„Die Ausstellung bietet zweifellos eine bereichernde Erfahrung für Kinder und Jugendliche“, sagt Jenny Saitzek, wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung Bildung und Vermittlung der Hamburger Kunsthalle. „Sie geht über die bloße Darstellung des Künstlers Caspar David Friedrich, seines Schaffens und seiner persönlichen Familiengeschichten hinaus. Vielmehr schlägt sie eine Brücke von Friedrichs Lebenszeit in die Gegenwart und illustriert eindrucksvoll, wie sich das Verhältnis zwischen Mensch und Natur im Laufe der Zeit entwickelt hat.“

Jenny Saitzek, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Bildung und Vermittlung an der Hamburger Kunsthalle.
Jenny Saitzek, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Bildung und Vermittlung an der Hamburger Kunsthalle. © © Hamburger Kunsthalle | SINJE HASHEIDER

In der Gruppe bringt ein Ausstellungsbesuch natürlich besonders großen Spaß. Jenny Saitzek bietet Führungen ab der ersten Schulklasse an. „Inhaltlich liegt der Fokus auf Caspar David Friedrich und seinen Meisterwerken, welche in spannende Dialoge zu zeitgenössischen Themen wie dem Klimawandel und der Umweltzerstörung treten. Die Führungen sind dialogisch und interaktiv gestaltet, um die Freude an der Auseinandersetzung mit Kunst zu fördern“, sagt Saitzek. „Die Schülerinnen und Schüler werden spielerisch und sinnlich dazu ermutigt, exemplarische Kunstwerke der Ausstellung zu entdecken und den Künstler Caspar David Friedrich kennenzulernen. Themen wie Stimmungen, Gefühle und das Verhältnis von Mensch und Natur stehen im Mittelpunkt unserer interaktiven Führungen.“

Lohnt sich die Caspar-David-Friedrich-Ausstellung für Kinder?

Die Expertin mit den Aufgabenschwerpunkten Kita, Vor- und Grundschule, Inklusion und Outreach (Angebote, die außerhalb des Museums stattfinden) empfiehlt einen Besuch der Ausstellung für Kinder ab einem Alter von sechs Jahren. Für sie gibt es eine leicht verständliche Audiotour, die man sich auch schon vor dem Museumsbesuch auf der Kunsthallen-Website oder in der entsprechenden App anhören kann. Darin werden zentrale Werke des Künstlers besprochen: „Wanderer über dem Nebelmeer“, „Kreidefelsen auf Rügen“ und „Das Eismeer“.

An diesen ikonischen Bildern kann man sich auch gut „entlanghangeln“, wenn man die Friedrich-Schau auf eigene Faust mit dem Nachwuchs erkunden will. „Es zeigt sich, dass das jüngere Publikum ein deutliches Interesse an den Werken von Caspar David Friedrich bekundet. Viele (er)kennen das ikonische Rückenbild des ‚Wanderers‘, haben die Pose selbst schon nachgestellt und in den sozialen Medien geteilt. Die Faszination für den Künstler und die lebendige Auseinandersetzung mit ihm und seinen Inhalten sind spürbar“, so die Bildungsvermittlerin.

Jenny Saitzek bei der Vermittlungsarbeit mit Kindern in der Hamburger Kunsthalle.
Jenny Saitzek bei der Vermittlungsarbeit mit Kindern in der Hamburger Kunsthalle. © © Hamburger Kunsthalle | SINJE HASHEIDER

Im Museums-Shop gibt es übrigens für drei Euro die gut 20-seitige Comic-Biografie „Caspar David Friedrich. Allein“, die den Maler und seine Arbeit sehr unterhaltsam beschreibt. So erfährt man etwa, dass er ein leidenschaftlicher „Bilderfinder“ war, veranschaulicht am „Eismeer“-Gemälde: „Ebenso wenig wie die Alpen kennt Friedrich das Polarmeer“, heißt es da. „Doch im Winter 1820/21 beobachtet er das Eis der zugefrorenen Elbe. Durch die Vergrößerung der Eisschollen auf der Elbe gelingt ihm das perfekte Abbild eines gewaltigen Naturerlebnisses im Polarmeer. Erst bei genauem Hinsehen erkennt man im rechten Teil ein Schiffswrack, das nach Ansicht eines damaligen Kritikers aussieht wie ein ‚mutwillig von einem Knaben zerbrochenes Miniaturschiffchen‘.“

Besonders erfreulich sei es laut der Expertin, dass die jungen Besucherinnen und Besucher auch schnell Bezüge zu den zeitgenössischen Arbeiten im zweiten Stock herstellen können. „Diese reichen nicht nur zu Caspar David Friedrich, sondern auch zu ihrem eigenen Alltag. Die Verwendung von neuen Medien wie Installationen, Filme und Fotografien macht den gegenwärtigen Blick auf Friedrichs Themen nicht nur spannend, sondern auch äußerst relevant für die aktuellen Anliegen und Herausforderungen.“

Im „Kosmos Caspar“ kann man nach Friedrichs Vorbild zeichnen

Noch ein Tipp von Jenny Saitzek: Innerhalb des Ausstellungsrundgangs im zweiten Obergeschoss lädt „Kosmos Caspar“ Besucherinnen und Besucher ein, mit allen Sinnen in Caspar David Friedrichs Bildwelten einzutauchen und dabei selbst aktiv zu werden. An analogen und digitalen Stationen kann man nach Friedrichs Vorbild das zeichnen, was die Natur an Motiven bietet. Naturobjekte im Raum sowie Tast- und Riech-Stationen wecken Assoziationen zu prägenden Naturerlebnissen, die inspirieren und bewegen. Ein inklusives Tast-Relief des Werks „Das Eismeer“ ermöglicht es, das Gemälde haptisch zu erfahren. Und natürlich kann man hier auch einfach auf Bänken entspannen, lesen oder im CDF-Webportal surfen.

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Falls die Kinder zunächst wenig für Kunst und Museumsbesuche zu begeistern sind, kann vielleicht ein Tauschgeschäft motivieren, nach dem Motto: Du zeigst mir „dein Eismeer“ bei Hagenbeck, dafür zeige ich dir „mein Eismeer“ in der Kunsthalle. Auch eine Runde um die Binnenalster lässt sich gut vor oder nach dem Kunstgenuss einbauen; dabei kann man immer mal wieder einen Blick auf das riesige Ausstellungsplakat an der Außenwand des Museums erhaschen. Außerdem bietet die Kunsthalle ein Kombi-Ticket mit Ausstellungs- und Michelturm-Besuch sowie eine Kooperation mit dem Hard Rock Café an den Landungsbrücken an (ab 21. Januar wieder geöffnet). Dort bekommen Gäste in Verbindung mit der Ausstellung ein Burger-Menü. Überhaupt ist die Verbindung von Kultur und Kulinarik schlau: Wer einen sagenhaft leckeren Kakao, etwa bei Mutterland in der Kirchenallee, oder eine riesige „Wonder Waffel“ in der Lilienstraße verzehrt hat, wird das vermutlich noch länger mit der Friedrich-Ausstellung verbinden.

„Caspar David Friedrich. Kunst für eine neue Zeit“ bis 1.4., Galerie der Gegenwart (U/S Hauptbahnhof), Glockengießerwall 5, Di–So 10.00–19.00, Do 10.00–21.00, Eintritt 16,-/8,- (erm.), Kinder und Jugendliche unter 18 J. frei. Veranstaltungen: 18.1., 10.00–21.00, Hamburger Abendblatt-Aktionstag mit 15 Prozent Ermäßigung auf den Eintrittspreis, Infos unter hamburger-kunsthalle.de. Haspa Art Night 22.2., 19.00–22.00, Eintritt frei nach Anmeldung, Infos unter hamburger-kunsthalle.de