Hamburg. In der Kunsthallen-Ausstellung „Kunst für eine neue Zeit“ wird den Betrachtern die fragile Schönheit der Natur einmal mehr bewusst.

Caspar David Friedrich (1774–1848) hatte schon immer einen Auftrag zu erfüllen: Für die Dresdner Akademie sollte er lebensbejahende Heimatbilder malen, für Goethe Wolkenstudien zeichnen (was er beides nicht tat). Nach langer Vergessenheit beförderten ihn die Nationalsozialisten zum Maler des Deutschtums (wogegen er sich naturgemäß nicht wehren konnte). In der ersten großen Friedrich-Retrospektive der Kunsthalle 1974 wurde er mitten im Kalten Krieg Vermittler zwischen West- und Ostdeutschland, indem seine Werke erstmals zwischen Hamburg und Dresden verkehrten.

In „Kunst für eine neue Zeit“, der Ausstellung zum 250. Geburtstag des mittlerweile zum „bedeutendsten deutschen Maler der Romantik“ Gekürten, steht in der Hamburger Kunsthalle das Verhältnis zwischen Mensch und Natur nun im Zentrum. Und der Künstler, der eigentlich zu Lebzeiten als zu melancholisch und unmodern galt, mit seinem Faible für neblige Winterlandschaften und Küsten-Idylle, wird darin zum Mahner einer massiven Umweltzerstörung. Zum Klimaaktivisten mit Bleistift und Pinsel, sozusagen.

Caspar David Friedrich, der Romantik-Maler als Klimaaktivist

Dabei kommt er ganz ohne Krach und Getöse aus. In seinen stillen, stimmungsvollen Landschaften steht und staunt der Mensch angesichts der Schönheit von Bergen, Wiesen und Meer. Ebenso steht und staunt man als Betrachter nun in der Kunsthalle vor dem „Wanderer über dem Nebelmeer“ oder den „Kreidefelsen auf Rügen“, weiß um die Fragilität dieser Schönheit und die Rolle des Menschen. Dass Caspar David Friedrich heute so populär ist wie nie zuvor, ist auch mit einem neuen Bewusstsein für unsere Umwelt verbunden. Seine Kunst wirkt. Er ist der Maler der Stunde.

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