Hamburg. Das Kunstspiel zum Mitmachen – jeden Montag im Hamburger Abendblatt. Diese Woche: „Der Watzmann“ von Caspar David Friedrich.

Von Caspar David Friedrich ist bekannt, dass er ein leidenschaftlicher Spaziergänger war. Er liebte es, frühmorgens am Dresdner Elbufer zu wandern und die meist menschenleere Stimmung aufzunehmen. Auch war er heimatverbunden; die zahlreichen Bilder von Greifswald und der pommerschen Landschaften belegen dies. Reisen war dagegen nicht so seins. Die maximale Ausweitung seines gewohnten Radius war eine Fahrt in den Harz, von der er mehrere Gebirgsstudien mitbrachte. Berge schienen den Mann von der Küste, der unter Zeitgenossen als eigensinnig galt, zu faszinieren. Aber in die Alpen schaffte er es nie. Was ihn nicht davon abhielt, berühmte Motive von dort auf die Leinwand zu bringen.

1824 präsentierte er in einem großformatigen Gemälde einen sagenhaften Blick zum Mont Blanc, zur selben Zeit entstand sein berühmtes Ölbild vom Watzmann. Auf 135 mal 170 Zentimetern Fläche ragt der berühmte Gletscherberg majestätisch in die Höhe. Wie eine Pyramide türmen sich die verschiedenen Gebirgslandschaften auf, vom grün-braunen Vordergrund geht es immer weiter hinauf bis zur schneebedeckten Bergspitze. „Entrückt und unerreichbar erscheint die Gipfelpartie auf Friedrichs imposantem Gemälde, das uns die überwältigende Größe der Natur eindrücklich vor Augen führt“, schreibt Kurator Markus Bertsch im Katalog zur Ausstellung „Caspar David Friedrich. Kunst für eine neue Zeit“. Diese läuft noch bis zum 1. April in der Galerie der Gegenwart.

Caspar David Friedrich, „Der Watzmann“, 1824/25, Öl auf Leinwand, 135 mal 170 Zentimeter, Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie.
Caspar David Friedrich, „Der Watzmann“, 1824/25, Öl auf Leinwand, 135 mal 170 Zentimeter, Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie. © bpk / Nationalgalerie, SMB, Leihgabe der DekaBank / Andres Kilger | bpk / Nationalgalerie, SMB, Leihgabe der DekaBank / Andres Kilger

Unterstrichen wird diese Wirkung noch durch das Fehlen von Mensch oder Tier: „Die völlige Einsamkeit hat hier etwas Schauerliches, man sehnt sich danach, wenigstens einen Adler oder eine Gämse zu erblicken; vergebens; kein Leben wohnt hier, als das der Luft und des Lichts, jeder Pulsschlag des Gefühls stockt in dieser Höhe“, stand im „Literarischen Conversations-Blatt“ 1825 geschrieben. Gut 110 Jahre später bewundert Eberhard Hanfstaengl, der das Bild 1937 in seinem letzten Jahr als Direktor der Berliner Nationalgalerie erwarb, Friedrichs „bildnerische und dichterische Kraft(...), mit der er eigenes und fremdes Naturbild in eine fantasievoll gesteigerte Form bringt“ und so „zu einem Inbegriff der Gebirgsdarstellung wird“.

Warum Friedrich von seinem Schüler August Heinrich abmalte

Doch wie stellte es der Maler an, ohne vor Ort gewesen zu sein? Oder wäre es sogar hinderlich für ihn gewesen, den wahren Natureindruck zu Ungunsten seiner romantischen Idee im Kopf zu haben? Im Ausstellungskatalog klärt die Kunsthistorikerin Birgit Verwiebe auf: Für die Komposition seines Gemäldes „Der Watzmann“ habe Friedrich verschiedene Vorlagen genutzt. „Zentral war für ihn eine Aquarellstudie der Gipfelpartie, die sein Schüler August Heinrich vor Ort festgehalten hatte. Zudem verwendete er eigene Skizzen einer Reise durch den Harz. Dem Motiv des Felsens in der Mitte des Vordergrunds liegen Zeichnungen des Trudensteins am Hohnekopf in der Nähe des Brockens vom 11. Juni 1811 zugrunde.“

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Harz oder Alpen? Hauptsache Berge, so könnte man Friedrichs künstlerisch freies Motto beschreiben. Aber vielmehr noch wird die kompositorische Kraft des Malers an diesem Bild wie auch in der gesamten Ausstellung deutlich, denn wie kaum ein anderer verwob der Künstler in seinem Dresdner Atelier von ihm tatsächlich Gesehenes mit Erdachtem und von anderen Künstlern Dokumentiertem miteinander zu fantastischen Landschaften.

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