Wilhelmsburg. Fünf Jahre musste die „Grüne Freiheit“ auf den Hauptgewinn eines Abendblatt-Wettbewerbs warten. Doch die Probleme reißen nicht ab.

Die Freude war groß, als der Wilhelmsburger Kleingartenverein „Grüne Freiheit“ im Jahr 2019 ein Clubheim gewann: Das fehlte den Schrebergärtnern nämlich noch zu ihrem Glück. Gemeinsam mit dem Abendblatt hatte das Hamburger Traditionsunternehmen Siloco einen Wohncontainer verlost – zur Feier seines 100. Geburtstags. Das Konzept des Multi-Kulti-Vereins aus dem Hamburger Süden gefiel der Jury am besten – die Gärtner waren im Glück. Ein Ort der Begegnung sollte entstehen. Doch wer meint, dass ein Container immer als Sinnbild für eine schnelle Umsetzung dienen kann, der irrt.

Fünf unglaublich lange Jahre musste die „Grüne Freiheit“ auf ihr neues Clubheim warten. Doch die Probleme reißen trotzdem nicht ab: Eingeweiht wurde der Container bisher noch nicht. Was fehlt, ist ein Abwasseranschluss. Ohne diesen können die beiden Toiletten im Innern des Containers nicht genutzt werden.

Vereinsheim ohne Toiletten: Verschiebt sich Eröffnung ins nächste Jahr?

Die Stelle für den Abwasseranschluss ist sogar schon vom Bezirksamt bewilligt worden. Der Landesbund der Gartenfreunde in Hamburg (LGH) hatte für den Kleingartenverein einen Antrag gestellt. Nun müsse ein weiterer Antrag gestellt und bewilligt werden, damit der Anschluss tatsächlich angebracht werden kann, berichtet Turan. Er habe Bedenken, dass sich nun alles noch weiter verzögert, dass man die Bauarbeiten auf die wärmeren Jahreszeiten im kommenden Jahr verschiebt, fügt er hinzu. „Ich würde gern alle einladen, aber im Moment geht es noch nicht“, sagt der Vereinsvorsitzende.

Kleingartenverein „Grüne Freiheit“
Stühle und Tische hat der Vereinsvorsitzende der „Grünen Freiheit“ schon organisiert, doch im Moment stehen sie noch gestapelt in der Ecke. © Helena Davenport | Helena Davenport

Viele Genehmigungen mussten eingeholt werden, man war sich bei der Baubehörde über die Zuständigkeiten nicht einig, außerdem rückte man von dem ursprünglichen Ort ab, weswegen ein neuer Standort am Rande des Kleingartens zunächst erschlossen werden musste – und es dauerte rund fünf Jahre, bis die Firma Siloco das Geschenk in diesem Frühjahr aufstellen konnte. An diese Aufstellung waren einige Bedingungen geknüpft, etwa die Holzfassade, auch die Parkplätze.

Für den Stromanschluss musste der Kleingartenverein tief in die Tasche greifen

Ein Wasseranschluss war auf dem ehemaligen Glände der Internationalen Gartenschau leicht zu finden, für den Stromanschluss musste der Kleingartenverein tief in die eigene Tasche greifen. Rund zweieinhalb Tausend Euro kostete es, einen Anschluss zu legen, denn erst zu spät fand man heraus, dass ein vorhandener Anschluss defekt war.

Kleingartenverein „Grüne Freiheit“
Ibrahim Turan möchte vor dem Container Blumen pflanzen und möglicherweise auch ein Außendach am Container installieren. © Helena Davenport | Helena Davenport

Der Verein plant, den Container zu vermieten – um Kosten auszugleichen

Die Stühle hat Ibrahim Turan über Ebay gekauft, die Tische hat eine Volkshochschule beigesteuert. Eigentlich wollte Turan die Tischplatten durch neue ersetzen, aber das werde nun zu teuer, meint er. Der Ehrenamtler plant, den Container – sofern er fertig wird –, für Partys zu vermieten, um einige Ausgaben des Vereins ausgleichen zu können. Auch einen Computer hat er günstig gekauft, aber es fehle noch ein Drucker, eine Kaffeemaschine, ein kleiner Schreibtisch sowie ein kleiner Tresen, der als Küche genutzt werden kann.

Turan ist seit 2023 Vorsitzender des Vereins „Grüne Freiheit“. Während der vergangenen Monate war er bis zu zehnmal pro Woche in der Kleingartensiedlung, um sich um das neue Vereinsheim zu kümmern. Das sei nicht immer einfach gewesen, denn der Wilhelmsburger arbeitet als Koch in der Tapasbar Madrigal in Winterhude.

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Von den Vereinsmitgliedern kommen rund zwanzig Prozent aus Wilhelmsburg, die übrigens 80 Prozent kommen aus ganz Hamburg und dem Speckgürtel, sogar aus Buchholz.

„Grüne Freiheit“ Wilhelmsburg: Gärten wurden von Vereinsmitgliedern ganz neu aufgebaut

Seit der Corona-Pandemie seien die Gärten heiß begehrt, sagt Ibrahim Turan. Aktuell gibt es keine freie Parzelle mehr. Bei der Vereinsgründung, Anfang 2013, seien sie in der Kleingartenkolonie nur zu zehnt gewesen, erinnert sich der heutige Vereinsvorsitzende. Die Gärten wurden von den Vereinsmitgliedern ganz neu aufgebaut. 200 bis 250 Euro zahlt jedes Mitglied pro Jahr an den Verein, je nachdem wie hoch der Verbrauch von Wasser und Strom war.

„Viele denken, Gärtnern ist Zurücklehnen und Genießen, und ab und zu Grillen“, sagt Turan. Dabei sei es ganz schön viel Arbeit, einen Garten zu pflegen. Aber vielleicht kann sich der Verein ja schon bald im neuen Vereinsheim versammeln, um sich abzusprechen, Pläne zu machen, Arbeit aufzuteilen – und um sich vielleicht einmal kurz zurückzulehnen.