Wilhelmsburg. Konzert, Hochzeit, Weinprobe, Kinderbasteln: Angebot der Wilhelmsburger Event-Location ist ungewöhnlich – und findet immer mehr Fans.
- Die Elbinsel Wilhelmsburg gehört zu den spannendsten Szene-Stadtteilen in Hamburg
- Hier gibt es noch echte Insidertipps zu entdecken, weil viele Locations südlich der Elbe ein Geheimtipp sind
- Dazu gehört das Alte Wasserwerk am Wilhelmsburger Inselpark
Weine probieren, Ostereier bemalen, gemütlich brunchen, ein Konzert genießen, Hochzeit feiern: Das Wasserwerk Wilhelmsburg am Kurdamm 24 ist – 25 Jahre nach seiner Schließung – zum gefragten Gastro- und Veranstaltungsort geworden. Und in der ehemaligen „Verdüsungskammer“ im Nebengebäude werden heute Bier ausgeschenkt und Kuchen serviert.
Im Februar 2017 starteten Anne Meier und ihre Crew von „Waterkant – Hamburg Event und Locations“ den „Kulinarischen Campus“ in den beiden ehemaligen Betriebsgebäuden am Rand des Inselparks. Diese waren zuvor zur Internationalen Gartenschau (2013) für die Gastronomie hergerichtet worden. Das damalige Restaurant in der weißen Maschinenhalle musste 2015 schließen. Zwei Jahre später erfolgte der Neustart mit neuen Betreibern. „Wir hatten ein paar Coronajahre zu überstehen. Ansonsten machen wir heute, wie zuvor, viele Veranstaltungen“, sagt Hannah Herzog von Waterkant.
Wie Brooklyn, nur südlich der Elbe: Altes Wasserwerk entwickelt sich zum Szene-Hotspot
Das weiße Hauptgebäude (Baujahr 1911) dient oft als Tagungsraum. Zum Jahresbeginn und im Herbst sei es in manchen Wochen an fünf Tagen gebucht, so Herzog. Im Wasserwerk werden Hochzeiten und andere familiäre Anlässe gefeiert. Neben den geschlossenen Veranstaltungen gibt es Angebote für die Öffentlichkeit, mindestens 24 im Jahr. Im März sind es allein fünf: ein Frühlingsmarkt am 9. März, die Kinderaktion Ostereier bemalen am 16., zwei „ArtNights“ am 21. und 27. (Malkurse unter dem Motto: Wellenmelodie), und an den beiden Osterfeiertagen (31. März/1. April) wird gebruncht.
Weitere Veranstaltungen sind nicht genannt. „Wir veröffentlichen die Termine immer nur monatsweise“, sagt die Eventmanagerin. „Denn häufig kommen noch Veranstaltungen mit einem Vorlauf von wenigen Wochen hinzu. Die wollen wir dann nicht hinterherschieben müssen.“
Viele Besucher des Wasserwerks wohnen in der Nachbarschaft
Die nächste Weinverkostung sei am 5. April geplant, verrät sie – eine Veranstaltung von Waterkant. Bei vielen anderen wie Malkurse und Konzerte fungiert der Betreiber nur als Vermieter der Räumlichkeiten. Im April und Mai gebe es ein paar Konzerte, sagt Herzog. So ist am 14. Mai ein Wilhelmsburger Lokalmatador, der Gipsy Jazz Gitarrist Giovanni Weiss, zu Gast.
Viele Besucher des Wasserwerks wohnen in der Nachbarschaft und allgemein in Wilhelmsburg, so Herzog. Schließlich werden in dem Stadtteil fleißig Flyer verteilt, die für die Veranstaltungen werben. „Aber es kommen auch immer mehr Besucher von nördlich der Elbe“, sagt Herzog und nennt als Beispiel den Weihnachtsmarkt. Generell gibt es eine enge Zusammenarbeit mit dem Café Vju im Wilhelmsburger Energiebunker, das ebenfalls von Waterkant betrieben wird. Beide Locations werden gemeinsam vermarktet.
Betreiber setzen auf Wohnungsbau auf der ehemaligen Reichsstraßen-Trasse
„Als wir das Projekt starteten, hatten wir sehr stark darauf gesetzt, dass die alte Reichsstraßen-Trasse mit Wohnungen bebaut wird“, sagt Anne Meier, Geschäftsführerin von Waterkant. Das quer durch den Inselpark verlaufende Asphaltband ist zwar inzwischen zurückgebaut, doch die Bebauung lässt auf sich warten. Im Moment seien Hochzeiten das Kerngeschäft, so Meier.
„Wir schauen positiv in die Zukunft und sind flexibel. Wenn mehr Leute kommen, können wir regelmäßig Gastronomie anbieten. Derzeit können wir damit den großen Raum des Wasserwerks nicht füllen. Deshalb machen wir einzelne Veranstaltungen, die dann gut besucht sind.“
Nachbarschaftskneipe und Café nutzen denselben Raum – zu unterschiedlichen Zeiten
Im rotgeklinkerten Nachbarhaus, dem ehemaligen Verdüsungsgebäude des Wasserwerks (Baujahr 1952), haben sich zwei Dauermieter etabliert, die regelmäßig öffnen: Am Donnerstag- und Freitagabend schenkt die Bunthaus Brauerei jeweils von 18 bis (ungefähr) Mitternacht ihr Craft Beer aus. Und am Wochenende lockt jeweils von 12 bis 18 Uhr das Café Schmidtchen mit Kaffeespezialitäten und Kuchen.
Das Café Schmidtchen Wilhelmsburg ist eines von 13 über Hamburg verstreuten Schmidtchen-Cafés. Sie alle haben ihren Ursprung im Café Schmidt, einem Traditionsbetrieb in Othmarschen mit Filiale an der Großen Elbstraße. Der Unternehmer Falk Hocquél hat mit seiner Schmidt&Schmidtchen GmbH innerhalb weniger Jahre die Backkunst aus Othmarschen vielerorts zugänglich gemacht, auch in der Wilhelmsburger Verdüsungshalle. Nachbarn und Inselparkbesucher kehren hier ein oder nehmen sich Kuchen mit nach Hause.
Bei schlechtem Wetter gibt es umsatzmäßig noch Luft nach oben
„Das Café wird gut angenommen. Es lebt sehr stark von den Parkbesuchern“, sagt Meier. Grundsätzlich sei der Inselpark gut besucht, aber: „Wir sind auf der Seite, zu der man aufgrund der abgesperrten ehemaligen Straßentrasse weniger gut hinkommt. Viele Angebote im Park liegen auf der anderen Seite.“ Schmidt&Schmidtchen sei „eine der wenigen Konditoreien, die es in Hamburg noch gibt“. Vor allem bei schlechtem Wetter gibt es umsatzmäßig noch Luft nach oben.
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„Wir sind vor allem eine Nachbarschaftskneipe“, sagt Udo Spallek, der an einem Freitagabend in der alten Verdüsungskammer Bunthaus Bier ausschenkt. „Hier trifft man sich auf ein oder zwei Biere. Wenn man allein kommt, findet man immer jemanden, den man kennt.“ Auch Spaziergänger im Inselpark und Craft-Beer-Enthusiasten aus ganz Hamburg finden den Weg in den Schankraum mit industriellem Charme. Neben den Stamm- und sonstigen Gästen gibt es auch hier ab und an größere Treffen. „Gestern waren gerade die Hamburger Hobbybrauer hier“, sagt Spallek.
Craft Beer im Alten Wasserwerk: Zusätzlich 60 bis 80 Flaschenbiere im Angebot
Gefragt nach den Umsätzen in schwierigen Zeiten antwortet Spallek: „Bier geht immer, unabhängig von Krisen.“ Es gebe keine Einbußen, allerdings das übliche Winterloch. Im Sommer werde mehr Bier getrunken. „Die Leute sind wetterfühlig. Im Sommer ist unsere Terrasse voll.“ Dann fließe das Bier schon mal bis zwei Uhr morgens.
Aus zehn Fässern wird der Gerstensaft frisch gezapft. Etwa die Hälfte stammt von der Bunthausspitze, die andere Hälfte von befreundeten Brauereien. „Damit runden wir unser Portfolio ab. Wenn uns zum Beispiel gerade dunkles Bier fehlt, kaufen wir es zu.“
Wem die Auswahl nicht reicht, kann zusätzlich unter 60 bis 80 Flaschenbieren wählen. Auch heute noch wird im Ensemble des ehemaligen Wasserwerks der Durst der Hamburger gelöscht.