Harburg/Landkreis. Mit großen Namen eröffnet das Harburger Festival seine neunte Runde. Auch dabei: Autor Dominik Bloh und Literatur für Jugendliche.

Zur Vorspeise gibt es eine Lesung von Gregor Gysiin der Empore Buchholz (schon ausverkauft), dann ein paar Happen Poetry Slam imWinsener Marstall. Auf der Bühne des Harburger Theaters wird Nick Hornby-Material als szenische Lesung aufgetischt und in Moorburg gibt es für zwischendurch die Abenteuer des Föhrer Kapitäns Jürgen Rickmers als Live-Podcast.

Das Programm der diesjährigen Suedlese ist facettenreich, samt Gesang und farbenfrohen Bildern. In der kommenden Woche, am 1. März, startet das vierwöchige Literaturfestival in seine neunte Ausgabe und bespielt Orte im Bezirk Hamburg-Harburg, in Jesteburg und Buchholz, Winsen und Hamburg-Wilhelmsburg und neuerdings auch in Buxtehude. Lesungen und Workshops finden statt, sowohl lokale als auch überregional bekannte Autorinnen und Autoren stellen ihre Werke vor, darunter Krimis, Liebesgeschichten, Comedy.

Gregor Gysi macht den Anfang: Er liest am Freitag, dem 1. März, in der Empore Buchholz.
Gregor Gysi macht den Anfang: Er liest am Freitag, dem 1. März, in der Empore Buchholz. © bgz | Joachim Gern

Mehr Raum für Kinder- und Jugendbuchliteratur bei der SuedLese in Bezirk und Landkreis Harburg

Die Jüngsten sollen in diesem Jahr ganz besonders auf ihre Kosten kommen. Bei der Organisation des Festivalmonats sei darauf geachtet worden, dass die Kinder- und Jugendbuchliteratur mehr Raum gewinnt, betont Suedlese-Initiator Heiko Langanke. Ein Ort für die jüngeren Literatinnen und Literaten ist das Heimfelder HinZimmer, hier finden eine interaktive Lesung statt, auch ein Literatur-Quiz und eine Schreibwerkstatt. „Mit viel Liebe wurde daran gearbeitet, die Kleinsten gut an Literatur heranzuführen“, sagt Langanke.

Eigentlich sollte der Literatur migrantischer Schriftstellerinnen und Schriftsteller ebenfalls mehr Platz eingeräumt werden. „Die Suedlese soll nicht speziell ein deutsches Format sein“, sagt Langanke. Das Literaturfest wolle alle, die im Harburger Raum lesen und schreiben, mit einbeziehen. Der Plan des Initiators ging allerdings nicht auf. Die Zeit für die Organisation sei zu knapp gewesen.

Die Harburger Suedlese geht 2024 in die neunte Runde. Kinderliteratur soll besonders hervorstechen.
Die Harburger Suedlese geht 2024 in die neunte Runde. Kinderliteratur soll besonders hervorstechen. © Suedlese | Angelika Fröhning (LELI)

Die Suedlese findet wieder vor Ostern statt

In den vergangenen Jahren fand die Suedlese nicht, wie ursprünglich, vor den Osterfeiertagen statt, sondern stattdessen sehr viel später, im Juni, da man auf diese Weise finanzielle Hilfe aus dem Förderprogramm Neustart Kultur des Bundesverbands Soziokultur besser integrieren konnte. 2024 soll das Festival nun wieder an seinen ursprünglichen Platz zurückkehren. Im Sommer verbringe man seine Zeit schließlich viel lieber draußen, gibt Langanke zu bedenken. Die Wochen vor der Osterzeit hätten sich vor den Pandemiejahren für den Harburger Literaturmonat bewährt. Ein Manko bei der neuen, alten Zielsetzung: Der Zeitraum für die Planung der diesjährigen Ausgabe verkürzte sich. „Es war dieses Mal dann doch ein bisschen hektisch“, blickt Langanke auf die vergangenen Monate zurück.

Ein Großteil der Vorarbeit beschränke sich jedes Jahr auf das Stellen von Förderanträgen. Dabei sei Förderung insbesondere für die Veranstaltungsorte wichtig, die in erster Linie von der Gastronomie leben. Die Pandemie habe gezeigt: Wenn bei einer Lesung zehn, vielleicht fünfzehn Leute dasitzen und ein Glas Wasser trinken, überlegt sich jeder, der von Gastronomie abhängt, zweimal, ob er eine Veranstaltung dieser Art zukünftig noch anbieten kann.

13.000 Euro Förderung für einen Literaturmonat

Für die bevorstehenden Literaturtage hat Langanke bisher 13 000 Euro bekommen, davon 3000 Euro von der Behörde Kultur und Medien Hamburg, 4000 Euro vom Bezirk Mitte für Veranstaltungen in Wilhelmsburg, und 6000 vom Bezirk Harburg. Die Bewilligung zu einem Antrag, den Langanke beim Landkreis Harburg eingereicht hat, steht aufgrund der Lücke im Bundeshaushalt noch aus, 4999 Euro möchte der Suedlese-Initiator vom Landkreis haben.

Ein Minimum von 250 Euro plant er pro Lesung ein, insgesamt 15 000 Euro für den ganzen Monat. In Anbetracht des Engagements der verschiedenen Orte sei eher das Doppelte angemessen, meint Langanke. Dabei zahlen Besucherinnen und Besucher oft gar nichts oder unten zehn Euro, für einige wenige Lesungen mit großen Namen wie Gysi bis zu 36 Euro und für einige Kurse, beispielsweise für eine dreitägige Schreibwerkstatt bis zu 77 Euro.

Die Suedlese soll Kulturschaffende vernetzen

Langanke hat sich auf die Fahnen geschrieben, Kulturschaffende aus der südlichen Metropolregion Hamburgs zu vereinen, um gemeinsam stärker zu sein – auch wenn die Organisation sich schwierig gestaltet. Es sei wichtig, sagt Langanke, dass alle an einem Strang ziehen, um zu sagen: Literatur hat ihren Platz bei uns und soll diesen auch behalten.

Und bemerkenswert ist, dass Langanke es nicht nur jedes Jahr aufs Neue schafft, die erprobten Suedlese-Orte zu vernetzen, sondern dass auch jedes Jahr neue Orte hinzukommen. 2024 ist Buxtehude ganz neu dabei. Allerdings mache die Tatsache, dass mehrere Bundesländer und mehrere Landkreise vertreten sind – nun mit Buxtehude auch der Landkreis Stade –, es nicht gerade einfacher, Fördermittel zu bekommen. Langanke sollte unter anderem schon ausrechnen, zu wie großen Teilen die Leserschaft des Programmheftes aus Niedersachsen stammt.

Die Suedlese hat sich in Harburg etabliert

„Unser Ziel haben wir aber längst erreicht“, fügt der Initiator hinzu. Auf mittlerweile neun Jahre kann das Festival zurückblicken. Aus der Idee heraus, Harburger Kulturschaffende zu vernetzen, um simple Dinge auf kurzen Wegen zu regeln, etwa um für eine Kabeltrommel nicht nach Altona fahren zu müssen, wie Langanke umschreibt, wuchs zunächst das Portal sued-kultur.de. Vor zirka 14 Jahren rief Langanke als damaliger Stellwerk-Betreiber dann gemeinsam mit anderen die SuedKultur Music-Night ins Leben. Daraus entstand die Idee, auch ein gemeinsames Literatur-Programm auf die Beine zu stellen. Das Besondere: Die Orte sorgen selbst für ihr Programm.

Vor eineinhalb Jahren habe es dann diesen Moment gegeben, sagt Langanke. Er war auf dem Weihnachtsmarkt unterwegs und hörte zufällig ein Gespräch am Nebentisch, eine Person sagte: „Nein, da habe ich keine Zeit, da muss ich zur Suedlese.“ Das habe er als sehr schmeichelhaft empfunden, die Literaturtage seien für die Harburger also zu einem Event geworden, das naturgemäß einmal im Jahr stattfindet.

3000 Literaturbegeisterte kamen im vergangenen Jahr

Und wer gerne liest, der kommt vorbei. Im vergangenen Jahr zählte der Literaturmonat insgesamt 3000 Besucherinnen und Besucher – was ganz ordentlich ist, beachtet man, dass viele „Orte der Worte“ keine großen Raumkapazitäten haben. Dabei verrät Langanke: Auch Literaturfans aus dem Hamburger Norden kommen für die Lesungen nach Harburg. Er selbst freue sich in diesem Jahr ganz besonders auf die Hamburger Journalistin Elisabeth Wellershaus, die ihr Buch „Wo die Fremde beginnt“ in Buxtehude vorstellt.

Drei Veranstaltungen auf einen Blick:

Dominik Bloh stellt sein Buch vor

Dominik Bloh liest in Buxtehude aus
Dominik Bloh liest in Buxtehude aus "Unter Palmen aus Stahl". © Gulliver von Beltz & Gelberg | Gulliver von Beltz & Gelberg

Dominik Bloh liest aus seinem Buch „Unter Palmen aus Stahl“, in dem der Autor von seinem Leben auf der Straße berichtet. 2022 erhielt er für die Realisation seines Traums das Bundesverdienstkreuz: Sein sogenannter Dusch-Bus hat das Motto „Waschen ist Würde“.

Lesung am Samstag, dem 9. März, um 19 Uhr, FLETH-Raum Buxtehude, Ostfleth 14, der Eintritt kostet 15 Euro, an der Abendkasse 16 Euro

Lesung von Elisabeth Wellershaus in Buxtehude

Journalistin Elisabeth Wellershaus ist mit von der Partie bei der Suedlese 2024.
Journalistin Elisabeth Wellershaus ist mit von der Partie bei der Suedlese 2024. © C.H.Beck-Verlag | C.H.Beck-Verlag

Fremdheit hat Elisabeth Wellershaus als Deutsche mit dunkler Haut zwischen Lebensmittelpunkten in Hamburg und Malaga sowie den Lebenswelten ihrer Eltern als komplexes Konstrukt kennengelernt. Nun stellt die Wahl-Berlinerin ihr Buch „Wo die Fremde beginnt“ bei der Harburger Suedlese vor.

Lesung am Montag, dem 4. März um 19.30 Uhr, Buchhandlung Schwarz auf Weiß in Buxtehude, Ritterstraße 9, der Eintritt kostet 15 Euro.

In Wilhelmsburg führt der Regisseur Anatoly Zhivago ins Szenische Erzählen ein

Anatoly Zhivago ist seit über 20 Jahren als Regisseur, Schauspieler, Theaterpädagoge und Theater- und Filmmusiker tätig. Er ist unter anderem am Thalia Theater und an den Kammerspielen Hamburg engagiert und bietet seit 2014 Kurse im Bereich Theaterspielen an. Am Samstag, dem 2. März, und am Sonntag, dem 3. März, bietet er in Wilhelmsburg jeweils von 14 bis 18 Uhr Kurse im Kreativen Schreiben und Szenischen Erzählen an.

Kurse am Samstag, dem 2. März, und am Sonntag, dem 3. März, jeweils von 14 bis 18 Uhr, VHS Wilhelmsburg, im Bildungszentrum Tor zur Welt Haus A, Krieterstraße 2 A, Anmeldung unter vhs-hamburg.de oder der Telefonnummer 428414284, eine Teilnahme kostet 63 Euro

Das ausführliche Programm finden Sie auf der Website sued-kultur.